Nebenan
Alles geht zu Ende
Mit der letzten Kolumne des Jahres geht auch die Klimakonferenz zu Ende. Zeit also zu sparen, um der AfD keinen überschuldeten Bundeshaushalt zu überlassen.
Von Sven Bensmann Montag, 11.12.2023, 14:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 12.12.2023, 7:51 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Zum Erscheinen diese Kolumne geht gerade die COP28 zu Ende und es wird sich gezeigt haben, dass wieder einmal nichts dabei rumgekommen ist, dass tausende Regierungsbeamte und Politiker um die Welt gejettet sind. Gleichzeitig geht so langsam auch dieses Jahr zu Ende und mit der Welt gefühlt irgendwie auch – denn es ist ja nun mal wieder nichts mit Weltrettung, wieder keine „Bekämpfung von Fluchtursachen“, wieder nur ein verschämtes „weiter so“ – und halt ein paar Millionen auf den heißen Stein für das gute Gewissen, sind ja bald die Weihnachtsfeiertage, die können wir in der demokratischen Bildung anschließend leicht wieder einsparen. Die Schuldenbremse muss jedenfalls unbedingt halten, wir dürfen der AfD keinen überschuldeten Bundeshaushalt überlassen.
Und so wird es ja wohl kommen, woran viele ihren Anteil haben. Da ist die SPD, die sich im kleinen Kreis mit alten Parolen und Bekenntnissen zum Klimaschutz den Kanzler von der Palme wedelt und in postkoitaler Sanftheit im Kabinett dann den Mund hält.
Da sind Bündnis90/die Bananen: früher grün, nach Jahrzehnten der Nachreifung längst zutiefst gelb mit Trend zum Schwarzen, ideologisch vollständig entwurzelt.
„Da ist die Union, die durch ständiges Sticheln am Fundament unserer demokratischen Verfassung nagt und den Sprechdurchfall der AfD normalisiert.“
Da ist die FDP, die – mehr Arsch offen als technologieoffen – jedwede politische und ökonomische Vernunft vermissen lässt, stattdessen nur eisern an ihrem Politikziel des kleinen Staates – früher durch Verkauf des „Tafelsilbers“ wie Wohnungsbaugesellschaften, heute durch Kaputtsparen und Ausbluten – festhält.
Da ist die Union, die durch ständiges Sticheln am Fundament unserer demokratischen Verfassung nagt und den Sprechdurchfall der AfD normalisiert, während ihr ansonsten politisch nur einfällt, dass alle anderen doof sind und Läuse haben.
Und natürlich ist da auch Die Linke, die sich zu lange von einer neuen nationalen Arbeiterpartei in der eigenen Fraktion hat auf der Nase herumtanzen lassen, welche sich demnächst dann als soziale Alternative zur turbokapitalistisch-neofeudalistischen AfD präsentieren will.
Dabei ist es natürlich nicht so, als habe die AfD gar keinen Anteil an ihrem eignen Erfolg. Die Melange aus billigstem Anbiedern an niederste Instinkte der „einfachen Leute“, die keine Rassisten sind, aber keine Ausländer hier wollen, und billigstem Anbiedern an niederste Instinkte der „Eliten“, die ihr Geld vor dem Zugriff von Lohnsklaven und Finanzamt in Sicherheit bringen wollen, zieht offensichtlich.
„Und dann ist es natürlich auch viel billiger, den Klimawandel zu leugnen und Aktivisten wegzusperren, als effektiven Klimaschutz zu betreiben.“
Solange Erstere mit dem Verhindern von Flüchtlingsunterkünften beschäftigt sind und sich einreden, dass nur die Superreichen ein Interesse daran hätten, billige Arbeitskräfte nach Deutschland zu holen, durchschauen sie das Spiel der AfD offensichtlich nicht, sie selbst zu billigsten Arbeitskräften zu machen. Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, dass Medien, die nicht den Luxus haben, unabhängig finanziert zu werden, von Ragebaiting der einfachen Leute abhängig sind, die den ganzen Mist am Kiosk kaufen sollen und vom Stiefellecken derer, die die Anzeigen bei ihnen schalten sollen: Die AfD hat offenbar wie sonst nur die Linke die Mechanismen des Kapitalismus verstanden – und anders als jene keinerlei Scham, sich daran hemmungslos zu bedienen. Und dann ist es natürlich auch viel billiger, den Klimawandel zu leugnen und Aktivisten wegzusperren, als effektiven Klimaschutz zu betreiben.
Und dann stimmt das Bild manchmal eben auch einfach. Wenn zu viele Köche ihr eigenes Süppchen kochen, bekommt man am Ende nur: braune Soße.
Die immerhin passt zum Weihnachtsbraten.
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