Welcome Center in Kiel
Roter Teppich für internationale Fachkräfte?
In Kiel wird ein Zentrum zur Gewinnung von ausländischen Fachkräften eröffnet - es soll helfen, dem erwarteten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Land braucht bis zu 15.000 Fachkräfte jährlich. Erste Kritik gibt es bereits.
Montag, 18.12.2023, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 18.12.2023, 16:46 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Das Welcome Center Schleswig-Holstein zur Betreuung von ausländischen Fach- und Arbeitskräften hat den Betrieb aufgenommen. „Unser Land ist auf Zuwanderung angewiesen – sowohl aus EU-Ländern als auch aus Drittstarten“, sagte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) am Montag in Kiel. Hinzu komme, dass das Land im Wettbewerb mit den Bundesländern, anderen europäischen Ländern sowie Nicht-EU-Staaten stehe. Daher sei eine zentrale Aufgabe des Welcome Centers, die Sichtbarkeit und Attraktivität Schleswig-Holsteins als Zuwanderungsland zu erhöhen und die Erwerbsmigration zu steigern.
Zugewanderte Arbeitskräfte und ihre Angehörigen sollten sich im nördlichsten Bundesland wohlfühlen und daher gern dort leben und arbeiten, denn in kommenden Jahren würden in nahezu allen Branchen und Bereichen die Fachkräfte fehlen. Das Land brauche zwischen 10.000 und 15.000 Fachkräfte jährlich, betonte Integrationsministerin Aminata Touré. Zudem reiche es nicht, Menschen einfach in Arbeit zu bringen, sondern für gelungene Integration brauche es mehr: „Wir müssen Aspekte wie Einreise, Visum, Arbeit, Leben, Familie und Wohnen zusammendenken, wenn Fachkräfte aus dem Ausland gerne zu uns kommen und hierbleiben wollen“, so die Grünen-Politikerin.
Projekt aus dem Koalitionsvertrag
Mit dem Welcome Center habe man daher eine zentrale Anlaufstelle geschaffen, die all diese Aspekte unter einem Dach vereine. Die Beratung zu aufenthaltsrechtlichen Möglichkeiten und das beschleunigte Fachkräfteverfahren würden zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen.
CDU und Grüne hatten das Projekt nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. Das Land werde pro Jahr rund 2,6 Millionen Euro für das Welcome Center unter dem Dach der Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Kiel ausgeben. Die Mitarbeiter sollen eng mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge kooperieren.
Roter Teppich für internationale Fachkräfte
„Schleswig-Holstein rollt internationalen Kräften den roten Teppich aus und ist damit bundesweiter Vorreiter“, erklärt der Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Mathias Steinbuck. Insbesondere in der Pflege werde das Land die Versorgung einer steigenden Zahl von Pflegebedürftigen nicht ohne massive Zuwanderung bewältigen.
Das Welcome Center mache daher als zentrale Anlaufstelle die Zuwanderung einfacher – dies sei ein guter Anfang. Nun müssen laut Steinbuck weitere Schritte folgen, wie beispielsweise eine schnellere Anerkennung internationaler Berufsabschlüsse.
FDP: Welcome Center ohne Kompetenzen
Für den ehemaligen Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) ist das Welcome Center hingegen ein teures Beratungs- und Info-Center ohne konkreten Nutzen. Das Center hätte seiner Meinung nach Sinn gemacht, wenn es mit den notwendigen Kompetenzen ausgestattet worden wäre und Entscheidungen auch beschleunigen könnte. Doch dazu hätte die schwarz-grüne Regierung die Verantwortung für die Aufenthaltsregelungen, die Anerkennung von Berufsabschlüssen und die Vermittlung von Sprach- und Integrationskursen in dem Center bündeln und konzentrieren müssen, so Buchholz.
Die Vorsitzende der Schleswig-Holsteinischen SPD-Fraktion, Serpil Midyatlı, kritisiert, dass das Welcome Center die Fachkräftelücke von 180.000 Menschen bis 2035 nicht lösen könne. „Mit Blick auf die zehn Beschäftigten im Welcome-Center ist klar, dass das dazu kein echter Beitrag sein kann“, betonte sie. Das Zentrum simuliere nur Tatkraft, eine konkrete Hilfe bei der Anwerbung von Fachkräften sei nur mit einer größeren Struktur möglich. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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Welcome Center: Es hat einJahr gedauert eine Iranerin mit Masterabschluss nach Deutschland zu holen. Im Iran gibt es Agenturen die für die Botschaft alles vorbereiten. Die Bürokratischen Hürden in D sind unbeschreiblich. Es ist leichter 40 Geflüchtete in sozialen.-vers. Arbeit zu vermitteln als 1 Fachkraft nach D zu holen.