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Tod im Krankenhaus (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Nordrhein-Westfalen

Weiterer Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft stirbt nach Polizeigewalt

Polizisten fahren in Mülheim an der Ruhr zu einer Flüchtlingsunterkunft, weil ein Bewohner randaliert und Mitarbeiter angriffen haben soll. Nach dem Einsatz stirbt der Geflüchtete. Eine Mordkommission einer anderen Polizeistelle ermittelt jetzt gegen die Kollegen. Die SPD fordert Aufklärung. Der Fall erinnert an den Tod des 16-jährigen Mouhamed Dramé in Dortmund.

Sonntag, 07.01.2024, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 07.01.2024, 16:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Ein 26-jähriger Guineer ist nach einem Polizeieinsatz in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Mülheim an der Ruhr gestorben. Der Mann soll bei dem Einsatz massiven Widerstand geleistet haben, teilte die Polizei in der Nacht zum Sonntag mit. Die Beamten waren demnach am Samstagabend von einem Sicherheitsdienst zu der Einrichtung gerufen worden, weil der Bewohner randaliert und Mitarbeiter angegriffen haben soll.

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Als die Polizei eintraf, befand sich der Mann den Angaben zufolge in seinem Zimmer und griff die Beamten dort an. Warum es dazu kam, teilt die Polizei nicht mit. Im Verlauf des Geschehens, das sich in den Flur und Innenhof der Einrichtung verlagerte, setzten die Polizisten laut Mitteilung zweimal einen Taser gegen den Mann ein. Den Angaben zufolge sei keine Wirkung des Tasers erkennbar gewesen.

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Die Einsatzkräfte hätten den 26-Jährigen schließlich überwältigt und vorläufig festgenommen. Dabei seien zwei Beamte durch Bisse und eine Beamtin durch einen Tritt gegen den Kopf verletzt, wie die Polizei weiter mitteilte. Für den Unterkunftsbewohner und die Einsatzkräfte seien mehrere Rettungswagen angefordert worden. Der Mann habe dann während seiner Behandlung im Rettungswagen das Bewusstsein verloren. Er wurde laut Polizei unter Reanimationsmaßnahmen in ein Krankenhaus gebracht, wo er starb.

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Polizisten ermitteln gegen ihre Kollegen

Die Ermittlungen zu dem Vorfall und zur Todesursache des Mannes wurden von der Polizei Bochum übernommen. Die an dem Einsatz beteiligten Beamten mussten laut Mitteilung psychologisch betreut werden. Zu weiteren Details machte die Polizei in der Nacht zum Sonntag zunächst keine Angaben.

Die Polizei Bochum hat eine Mordkommission eingerichtet, sagte ein Sprecher. Dies erfolge routinemäßig. In Deutschland ermitteln Polizisten gegen ihre Kollegen, was immer wieder Kritik auf sich zieht und nicht etwa durch unabhängige Ermittler. Es steht der Verdacht im Raum, dass Beamte einander decken und die Ermittlungen in den allermeisten Fällen ins Leere laufen. Die Obduktion der Leiche sollte am Sonntag oder Montag erfolgen, um die Todesursache zu klären.

Fall erinnert an Tod des 16-jährigen Mouhamed

Die SPD-Opposition im Landtag erwartet spätestens in der nächsten Sitzung des Innenausschusses am 18. Januar einen Einsatzbericht von NRW-Innenminister Hebert Reul (CDU). „Der Vorfall ist dramatisch und muss selbstverständlich minutiös aufgeklärt werden. Noch wissen wir viel zu wenig, was Ursache war und zu diesem schrecklichen Ausgang geführt hat“, sagte SPD-Innenexpertin Christina Kampmann der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Geflüchteter nach einem Polizeieinsatz stirbt. Zuletzt ließ der Tod des Minderjährigen Mouhamed Dramé nach einem höchst fragwürdigen Polizeieinsatz in Dortmund Zweifel am Vorgehen der Sicherheitskräfte aufkommen. Von Seiten der Polizei hieß es zunächst, vom 16-Jährigen sei eine Gefahr ausgegangen, weshalb die Beamten auf ihn geschossen hätten. Nach Rekonstruktion des Tathergangs stellte sich heraus, dass die Beamten grundlos und ohne Vorwarnung den reglos auf dem Boden sitzenden Minderjährigen angegriffen hatten. Die am Einsatz beteiligten Polizisten stehen vor Gericht. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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