OECD-Studie
Ausländische Fachkräfte werden häufig diskriminiert
Deutschland wirbt im Ausland um Fachkräfte. Diese haben oft eine positive Vorstellung von der Bundesrepublik. Doch eine neue Studie zeigt auch, wo es hakt: Es gibt zu wenig Unterstützung beim Ankommen. Und es gibt noch ein weiteres Problem: Diskriminierung – sogar bei der Polizei.
Mittwoch, 31.01.2024, 14:58 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 31.01.2024, 14:58 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Deutschland ist für Fachkräfte aus dem Ausland ein attraktives Ziel. Zugezogene machen aber Diskriminierungserfahrungen, die sie nicht erwartet haben. Eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt zudem, welche Hürden die Interessierten überwinden müssen. Für die Längsschnittstudie mit dem Titel „Der Weg nach Deutschland“ hat ein Team der OECD Interessierte und tatsächlich Zugezogene in den Jahren 2022 und 2023 dreimal befragt.
Studienautor Thomas Liebig vom Berliner OECD-Büro nannte als wichtigste Erkenntnis, dass trotz hoher Motivation nur rund sieben Prozent der an der Schlussbefragung beteiligten rund 6.300 Personen inzwischen in Deutschland leben. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren waren ein früher Kontakt zu deutschen Arbeitgebern und gute Sprachkenntnisse. Die meisten Beschwerden aller Interessierten bezogen sich auf komplizierte Verfahren und lange Wartezeiten für ein Visum.
Diskriminierung in allen Bereichen
Etwa die Hälfte der Angekommenen arbeiten in Deutschland als Ingenieure und in der IT-Branche. Zehn Prozent gehen in Gesundheitsberufe. Alle äußerten sich bei der zweiten oder dritten Befragung weit überwiegend zufrieden über ihre Lebensumstände. Sie berichtete aber zugleich von Diskriminierungserfahrungen. Liebig sprach von „erschreckend hohen Zahlen“.
Mehr als die Hälfte der Zugezogenen gaben an, bei der Wohnungssuche gegenüber Deutschen benachteiligt zu sein. 37 Prozent haben bereits Diskriminierung erlebt in Gaststätten, auf der Straße oder bei anderen Gelegenheiten im öffentlichen Raum. Bei der Arbeit, in Schulen und in Behörden – mit Ausnahme der Ausländerbehörden – war dies seltener der Fall. Die Werte liegen zwischen 15 Prozent Diskriminierungserfahrungen durch die Polizei, 23 Prozent in den Schulen der Kinder und 28 Prozent bei der Arbeit. Fast jeder Dritte (30 Prozent) fühlte sich durch Nachbarn und das Personal in Ausländerbehörden diskriminiert. Liebig sagte, die Zahlen dokumentierten einen „Abkühlungsprozess“. Vor dem Schritt nach Deutschland seien die Erwartungen der Zuwanderer durchweg positiver gewesen.
Nicht wenige geben Deutschland-Plan wieder auf
Für die Studie wurden zwischen August 2022 und Dezember 2023 Menschen in verschiedenen Ländern befragt, die Interesse daran haben, als Fachkräfte nach Deutschland zu kommen. Sie wurden über die Webseite „Make-it-in-Germany“ und Konsulate kontaktiert. Bei der Ausgangsbefragung wurden 28.914 Personen befragt, beim zweiten Mal nach sechs Monaten waren es 10.164 Personen und bei der Schlussbefragung noch 6.275 Personen, die weiterhin nach Deutschland kommen wollen, mittlerweile im Land sind oder inzwischen das Interesse verloren haben.
Den Forschern zufolge ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der in der zweiten und dritten Befragung nicht mehr erreichten Personen den Plan, nach Deutschland zu kommen, aufgegeben hat oder die Voraussetzungen nicht erfüllt. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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