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Feuerwerk im Stadion vor einem Fußballspiel (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Hitlergruß als Folklore

Bayerns Champions League-Gegner Lazio mit Faschisten-Problem

Am Mittwoch spielt Bayern in der Champions League bei Lazio. Abseits von allem Sportlichen könnte das unangenehm werden. Die Römer stehen europaweit wegen rechter Krawallmacher in Verruf - Rassismus bis die Tränen fließen, Hitlergruß als Tribünen-Folklore.

Von Dienstag, 13.02.2024, 12:32 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 13.02.2024, 12:32 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Ein Champions-League-Achtelfinale gegen einen mittelmäßig spielenden Club der italienischen Serie A – auf dem Papier war das Los Lazio Rom für den FC Bayern Ende vergangenen Jahres eine unscheinbare Aufgabe. Abseits der aktuellen sportlichen Krise der Münchner hat das Hinspiel am Mittwochabend (21.00 Uhr, DAZN) allerdings noch einen anderen, brisanten Hintergrund: Die Anhängerschaft von Lazio hat sich in Europas Fußball über Jahrzehnte hinweg einen Ruf als rechte Krawallmacher erarbeitet. Als besonders schlimm gilt im Olympiastadion von Rom die Nordkurve. Dort stehen Ultras, die aus ihrer Verehrung für den Faschismus keinen Hehl machen.

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Die Società Sportiva (abgekürzt S.S.) wurde 1900 gegründet. Anfangs hatte sie eine bürgerlich-konservative, später eine eindeutig faschistische Anhängerschaft. Auch Diktator Benito Mussolini (1883-1945) hatte einen Vereinsausweis. Heute ist das längst Vergangenheit, aber immer noch wird bei Spielen der rechte Arm zum „saluto romano“ („Römischer Gruß“) in die Höhe gestreckt. In Deutschland ist der Hitler-Gruß verboten, bei Lazio hingegen gilt die Geste fast schon als Folklore.

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Aus der Nordkurve ist nach Toren auch immer wieder der Ruf nach dem „Duce“ („Führer“) zu hören. Besonders bejubelt wurde bis vor einigen Monaten ein Spieler namens Romano Floriani Musssolini – ein Urenkel des Diktators. Der 21-Jährige ist inzwischen aus sportlichen Gründen an den Drittliga-Verein Delfino Pescara ausgeliehen. Rund ums Stadion finden sich auch Lazio-Schmierereien mit der Abkürzung SS in Runenschrift.

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Unvergessen, ein 18 Meter langes Transparent

Der harte Kern der rechten Szene besteht aus einer mehrere Tausend Mann starken Truppe, die sich „Irriducibili“ nennt. Zu deutsch: die „Unbeugsamen“. Sie treiben seit Jahrzehnten ihr Unwesen. Besonders erbittert ist die Konkurrenz zum anderen Hauptstadtverein AS Rom, der politisch als links gilt. Unvergessen, wie sie beim Derby 1999 dem Gegner ein 18 Meter langes Transparent entgegenhielten: „Auschwitz ist eure Heimat, die Öfen euer Zuhause“.

Auch dieses Jahr war der bislang traurige Höhepunkt das römische Derby. Wieder streckten Dutzende Lazio-Fans den Arm in die Höhe. Der schwarze AS-Stürmer Romelu Lukaku wurde mit Affenlauten verunglimpft. Nach dem Spiel machten beide Lager Jagd aufeinander. Beim Überfall auf eine Kneipe mit AS-Fans wurde ein 31-Jähriger durch einen Stich in den Unterleib schwer verletzt. 16 Hooligans bekamen Stadionverbot. Lazio musste ein Ligaspiel vor halb leeren Rängen austragen.

Rassismus, bis die Tränen fließen

Solche Szenen sind aber keineswegs aufs Derby begrenzt. Bei einem Auswärtsspiel gegen US Lecce wurde der französische Ex-Weltmeister Samuel Umtiti von Lazio-Anhängern kürzlich so schlimm rassistisch beleidigt, dass das Spiel vor dem Abbruch stand. Umtiti verließ den Platz unter Tränen. Auch bei Lazio-Auftritten in europäischen Wettbewerben kam es mehrfach zu bösen Szenen.

In Glasgow marschierten Römer erhobenen Armes durch die Fußgängerzone. In Marseille prügelten sich Hunderte Hooligans von Lazio und Olympique. Daraufhin verbot das französische Innenministerium allen Lazio-Anhängern die Einreise zum nächsten Spiel – wegen deren bekannter Gewalt und der „Gewohnheit, faschistische Chöre anzustimmen und den Nazi-Gruß zu zeigen“. Auch Eintracht Frankfurt und Werder Bremen machten bei Aufeinandertreffen auf europäischer Ebene schon unangenehme Erfahrungen. Die Antwort von Lazio-Ultras auf die UEFA-Aktion „Zusammen gegen Rassismus“ damals: der rechte Arm.

Distanzierung ohne große Wirkunga

Die Vereinsführung hat sich von solchem Verhalten immer wieder distanziert – bislang ohne große Wirkung. Auch die Gründung einer Fangruppe gegen rechts namens „Dissidenti“ brachte nicht viel. Trotzdem darf man natürlich nicht alle Lazio-Fans unter Verdacht stellen. Die prominente TV-Journalistin Giovanna Botteri sagt beispielsweise: „Ich bin Lazio-Anhängerin. Aber ich bin weder Faschistin noch gewalttätig.“

Mit Spannung wird nun auf das Spiel gegen den FC Bayern gewartet – ein Verein, der seinen langjährigen jüdischen Präsidenten Kurt Landauer (1884-1961) vor einiger Zeit zum Ehrenvorsitzenden machte und das eigene Verhalten in den Nazi-Jahren wissenschaftlich aufarbeiten ließ. Beim jüngsten Aufeinandertreffen mit Lazio blieb alles friedlich: Die beiden Achtelfinale im Frühjahr 2021 fanden allerdings coronabedingt praktisch vor leeren Rängen statt. Am Mittwoch wird das Stadio Olimpico wieder gut besetzt sein – auch die Nordkurve. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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