Studie
Bezahlkarte schreckt potenzielle Geflüchtete aus Senegal nicht ab
Mit Bezahlkarten will die Politik Deutschland unattraktiv für Geflüchtete machen. Einer aktuellen Studie zufolge hat die Bezahlkarte darauf aber keinen Effekt – zumindest in Senegal. Für die Flucht in ein bestimmtes Land sind ganz andere Faktoren entscheidend.
Donnerstag, 07.03.2024, 13:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 07.03.2024, 13:35 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die geplante Bezahlkarte für Asylsuchende in Deutschland wird laut einer Untersuchung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) keine großen Auswirkungen auf die Fluchtabsicht von Menschen aus dem Senegal haben. Die am Mittwoch veröffentlichte RWI-Studie untersucht die Wirkung einzelner Maßnahmen des Bund-Länder-Beschlusses aus dem November 2023 auf die Pläne potenzieller Geflüchteter aus dem westafrikanischen Land.
Den Ergebnissen zufolge werden Asylleistungen selten als Grund für die Wahl eines Einwanderungslands angegeben. Nur rund ein Zehntel (elf Prozent) der Befragten hätten diese als wichtigen Faktor benannt. Gründe wie Arbeitsmöglichkeiten (41 Prozent) und der Anzahl der Senegalesen (46 Prozent) oder anderer Migranten im Zielland (24 Prozent) spielten eine deutlich größere Rolle. Die RWI-Wissenschaftlerin Maximiliane Sievert erklärte, es habe keine Wirkung der Bezahlkarte auf Migrationsabsichten gemessen werden können. Bereits zuvor waren sich Experten einig, dass es keine belastbaren Belege dafür gibt, die Geldleistungen in Deutschland seien ausschlaggebend für die Flucht nach Deutschland.
Verlagerung des Asylverfahrens ins Nicht-EU-Ausland hat geringen Einfluss
Von den verschiedenen abgefragten Maßnahmen reduziere nur die Verlagerung des Asylverfahrens in ein außereuropäisches Land wie Ruanda oder Tunesien die Absicht zur irregulären Migration, hieß es. Laut RWI-Untersuchung senke ein solches Szenario die irreguläre Migrationsabsicht der Befragten im Senegal von 3,8 auf 2,7 auf einer Skala von null („nicht interessiert“) bis zehn („sehr interessiert“). Sievert, die am RWI den Kompetenzbereich „Klimawandel und Entwicklung“ leitet, betonte: „Solche Lösungen werfen allerdings grundlegende politische und normative Fragen auf.“ Darauf müssten dringend Antworten gefunden werden.
Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung mit knapp 1.000 Männern im Alter von 18 bis 40 Jahren in vier senegalesischen Städten zwischen dem 26. November und 6. Dezember 2023. Senegal sei eines der afrikanischen Länder, in denen irreguläre Ausreisen mit Ziel Europa im vergangenen Jahr besonders stark angestiegen seien, erklärte das RWI. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nehmen an, dass sie zur Gruppe der potenziellen Migranten zählen, die durch die deutschen Maßnahmen abgeschreckt werden sollen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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