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Berlinale (Archiv) © de.depositphotos.com

Antisemitismus-Debatte

Olaf Zimmermann warnt vor Einschränkungen der Kunstfreiheit

Bei der Berlinale-Preisverleihung kam es zu einem Eklat wegen israelkritischer Äußerungen. Es folgte eine Debatte über Konsequenzen. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, warnt im Gespräch vor Einschränkungen der Kunstfreiheit.

Von Montag, 11.03.2024, 14:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 11.03.2024, 14:20 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach israelkritischen Äußerungen bei der diesjährigen Berlinale-Preisverleihung warnt der Deutsche Kulturrat vor einer Einschränkung der Kunstfreiheit. Dies sei keine Lösung für das Versagen der kulturpolitisch Verantwortlichen, sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Montag im Gespräch. Diese sollten ihr eigenes Verhalten kritisch reflektieren.

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Am Montagabend wollte der Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH (KBB) unter anderem wegen der Berlinale zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Die KBB vereint unter ihrem Dach neben der Berlinale die Berliner Festspiele, den Gropius Bau und das Haus der Kulturen der Welt. Aufsichtsratsvorsitzende ist Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne).

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Auf der Veranstaltung zur Berlinale-Preisverleihung am 24. Februar kam es zu einem Eklat, weil Preisträger und Künstler unwidersprochen und unter Beifall Israel unter anderem einen Genozid an den Palästinensern im Gaza-Streifen vorwarfen. Lassen sich derartig einseitige Meinungsäußerungen von Künstlerinnen und Künstlern auf öffentlichen Veranstaltungen überhaupt vermeiden?

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Pointierte Äußerungen von Künstlerinnen und Künstler lassen sich nicht vermeiden. Künstlerinnen und Künstler sind künstlerisch tätig und keine Politiker. Sie sagen ihre persönliche Meinung, sie sind ihrem Werk verpflichtet. Das ist auch richtig so. Das bedeutet aber nicht, dass Künstlerinnen und Künstler jeden Unsinn von sich geben dürfen, ohne mit Gegenreaktionen rechnen zu müssen.

Die Verantwortlichen in Kultureinrichtungen, in der Kulturverwaltung und in der Kulturpolitik haben im Gegensatz zu Künstlern eine deutlich weitergehende politische Verantwortung. Wie schon bei der documenta haben auch bei der Berlinale die Verantwortlichen keine gute Figur abgegeben. Natürlich hätten die politisch Verantwortlichen der Berlinale nach den antisemitischen Äußerungen der Künstler das Wort ergreifen müssen.

Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Berlinale-Eklat für künftige, mit öffentlichen Geldern finanzierte Veranstaltungen?

Ich hoffe, dass es für die Kulturfinanzierung keine nachhaltigen Einschränkungen geben wird. Es ist die Aufgabe der Politik, Kunst zu ermöglichen, nicht sich in die Inhalte einzumischen. Versagt haben bei der Berlinale – und auch bei der documenta – in erster Linie die kulturpolitisch Verantwortlichen, also auch die Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitiker. Sie sollten ihr eigenes Verhalten kritisch reflektieren, eine Einschränkung der Kunstfreiheit ist keine Lösung für eigenes Versagen!

Was wünschen Sie sich von Künstlerinnen und Künstlern, die sich zu politischen Themen äußern?

Dass sie darüber nachdenken, was ihre Äußerungen bewirken können. Dennoch: Genauso wie ich von Vertreterinnen und Vertretern der Kulturverwaltung oder der Kulturpolitik nicht erwarte, dass sie Kunstwerke schaffen, erwarte ich von Künstlerinnen und Künstlern auch nicht, dass sie politisch ausgewogene Stellungnahmen abgeben. Die Stärke der meisten Künstlerinnen und Künstler liegt in der Kunst und nicht in der Politik. Es ist aber auch an die Medien zu appellieren, dass Schauspieler Schauspieler sind und keine Politiker. Politische Äußerungen werden viel zu oft von Künstlern eingefordert. „Schuster, bleib bei deinem Leisten“, kann ich da nur sagen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton Interview

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