Arbeitsmarkt-Studie
Ohne Einwanderung aus dem Ausland geht es in Thüringen nicht
Viele Firmen können offene Stellen nicht besetzen oder bekommen keine Azubis. Das Fachkräfteproblem im Freistaat lässt sich ohne mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland nicht lösen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.
Mittwoch, 22.05.2024, 11:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 22.05.2024, 11:26 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Thüringen steuert nach einer Studie ohne mehr Einwanderer aus dem Ausland auf erhebliche Arbeitsmarktprobleme zu. Ohne Migration fehlten bis zum Jahr 2035 bis zu 123.000 Frauen und Männer im erwerbsfähigen Alter im Freistaat, teilte die Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur am Dienstag mit. Sie berief sich auf Ergebnisse einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Halle. „Langfristiges Wirtschaftswachstum gibt es nur mit Zuwanderung“, erklärte die Regionaldirektion. Dabei gehe es um Zuwanderer aus Europa, aber auch aus anderen Teilen der Welt.
Nötig seien Strategien und Instrumente, die schnell greifen und langfristig wirksam sind. „Wenn deutlich mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland zuwandern statt abwandern, kann das den Rückgang des Arbeitskräfteangebots zumindest abschwächen.“
Zahl der ausländischen Beschäftigten steigt
Nach den Angaben des Instituts stieg die Zahl der ausländischen Beschäftigten in Thüringen zwischen 2013 und 2022 von 13.150 auf 62.200. Die Zahl der deutschen Beschäftigten verringerte sich in diesem Zeitraum um 19.700. Der Anteil der Männer bei den ausländischen Beschäftigten war mit 66 Prozent höher als bei den deutschen Beschäftigten mit 51 Prozent. Traditionelle Familienrollen, fehlende Kinderbetreuung oder geringere Bildungsbeteiligung können Gründe für die geringere Beschäftigung von Frauen aus dem Ausland sein.
77 Prozent der beschäftigten Ausländer waren im Alter von 25 bis unter 55 Jahren. Bei deutschen Beschäftigten lag der Anteil in dieser Altersgruppe bei knapp 64 Prozent. Ausländische Arbeitnehmer waren vor allem in der Industrie und in Zeitarbeitsfirmen beschäftigt.
Die größte Gruppe unter Arbeitnehmern mit ausländischem Pass stellten Polen mit 13.200, Rumänen mit 8.100 und Syrer mit 4.100. Den niedrigsten Anteil ausländischer Beschäftigter wiesen in dem untersuchten Zeitraum der Kyffhäuserkreis und der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt auf – den höchsten Anteil die Kreise Gotha und Sonneberg sowie die Landeshauptstadt Erfurt.
Start der Chancenkarte
Laut Regionaldirektion wird zum 1. Juni eine sogenannte Chancenkarte eingeführt – für den Aufenthalt zur Arbeitsplatzsuche. Sie erhalten Menschen, die eine volle Gleichwertigkeit ihrer ausländischen Qualifikation nachweisen oder Menschen, die einen ausländischen Hochschulabschluss, einen mindestens zweijährigen Berufsabschluss oder einen von einer deutschen Auslandshandelskammer erteilten Berufsabschluss vorweisen. Zudem seien einfache deutsche oder englische Sprachkenntnisse erforderlich.
Die Chancenkarte werde für maximal ein Jahr erteilt, wenn der Lebensunterhalt für diese Zeit gesichert werden kann. Sie könne um zwei Jahre verlängert werden. Zudem eröffne eine „Westbalkanregelung“ Staatsangehörigen von Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien einen Arbeitsmarktzugang in Deutschland. Das gelte für die Beschäftigung in Berufen, die nicht reglementiert seien. Diese Regelung sei ursprünglich bis Ende 2023 befristet gewesen. Ab Juni 2024 betrage das Kontingent jährlich 50.000 Erlaubnisse durch die Bundesagentur für Arbeit. (dpa/mig) Aktuell Wirtschaft
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