Fachkräftemangel
Anwerbung brasilianischer Pflegekräfte ausgesetzt
Die Außenministerin und der Arbeitsminister zeigten sich in Brasilien voller Hoffnung, Pflegekräfte anwerben zu können. Jetzt macht sich Enttäuschung breit. Das Anwerbeprogramm wurde mangels Pflegekräfteüberschuss in Brasilien ausgesetzt. Der Patientenschutz übt Kritik.
Montag, 03.06.2024, 10:58 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 03.06.2024, 11:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die Anwerbung brasilianischer Pflegekräfte nach Deutschland ausgesetzt. Grund: Brasiliens Regierung hatte nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums Bedenken geäußert. Die BA hatte zum Start des Programms die Anwerbung von bis zu 700 Pflegekräften pro Jahr für möglich gehalten. Nach einem Regierungswechsel in Brasilien zweifelte die brasilianische Seite aber an ihrem ursprünglich kommunizierten Überschuss an Pflegefachkräften. Außenministerin Baerbock (Grüne) und Arbeitsminister Heil (SPD) hatten die vermehrte Kooperation bei Pflegekräften im Juni 2023 bei einer Reise nach Brasilien angebahnt.
Nach der Aussetzung eines Abkommens fordert die Deutsche Stiftung Patientenschutz, die das Programm von Beginn an kritisierte, die Überprüfung durch den Bundesrechnungshof. „Mit Flugreisen nach Brasilien haben Hubertus Heil und Annalena Baerbock große Erwartungen geweckt“, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Durchaus sollte nach Ansicht von Brysch der deutsche Pflegekräftemangel „auch mit dem Anwerben ausländischer Fachkräfte“ behoben werden. „Doch außer millionenfacher Verschwendung von Steuermitteln ist nichts gewonnen.“
Gesundheitsminister skeptisch
Ausländische Pflegefachkräfte wollten hierzulande andere Aufgaben übernehmen als die Grundpflege am Menschen, was sie in der Regel hierzulande lediglich dürfen. „Schließlich verantworten die Angeworbenen daheim andere Tätigkeiten“, erläuterte Brysch. „Auch stimmt die Aussage nicht, dass Brasilien einen Arbeitskräfteüberschuss hat. Der Bundesrechnungshof ist aufgefordert, die politische Anwerbepraxis der Bundesregierung zu überprüfen.“
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im Mai auf dem Ärztetag eingeräumt, dass die Anwerbung unter den gegenwärtigen Umständen keine großen Potenziale hat: „Wenn wir die Nachricht übermitteln müssen, hier darf man weniger als das, was man kann, wird auf keinen Fall besser bezahlt, muss eine schwere Sprache vorher nachweisen und bekommt keinen Kita-Platz – so werden wir die Pflegekräfte aus dem Ausland nicht werben können.“ (dpa/mig) Aktuell Panorama
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