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Arbeiten am Computer © kris krüg @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Neue Medien

Migration und Flucht – die Kraft der Bilder

Studien zeigen, Medien berichten oft negativ über Migration und Flucht. Da drängt sich eine bisher kaum gestellte, aber naheliegende Frage auf: Warum erzählen Migranten und Geflüchtete ihre Geschichten eigentlich nicht selbst?

Dienstag, 18.06.2024, 0:50 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 19.06.2024, 16:53 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Diese Wahrheit gewinnt beim Thema Migration und Flucht besondere Bedeutung. Ein einziges Foto ist in der Lage, Emotionen, Empathie, Angst oder andere intensive Gefühle zu wecken. Erinnert sei an den kleinen Flüchtlingsjungen, dessen Körper leblos an die türkische Küste gespült wurde. Das Foto ging um die Welt, löste eine Welle der Empörung aus und machte deutlich, welche Schicksale und Tragödien sich auf Fluchtwegen abspielen. Ermöglicht wurde die weltweite Entrüstung durch digitale Medien. Es gab keine Timeline auf X (ehemals Twitter), Facebook oder Instagram, in dem das Bild nicht auftauchte.

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Bilder und Videos bieten unzählige Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen und Erlebnisse zu teilen. Sie haben eine einzigartige Kraft, Emotionen zu wecken und Botschaften zu vermitteln. Während Texte oft nüchtern und sachlich wirken, können visuelle Medien Gefühle direkt ansprechen und tiefer in das Bewusstsein der Menschen eindringen. Um hochwertige und attraktive Diashows zu erstellen, kommen heute moderne Videobearbeitungsprogramme zum Einsatz. Im Kontext von Migration und Flucht sind visuelle Medien besonders wichtig. Sie helfen, die oftmals abstrakten und distanzierten Themen greifbarer und verständlicher zu machen. Insbesondere im Bereich der Migration und Flucht sind sie besonders gut geeignet, Erfahrungen zu dokumentieren, Aufmerksamkeit zu erregen und Empathie zu schaffen.

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Oft meint man, es gebe aufgrund der schwierigen Dokumentierbarkeit nicht genügend Bild- und Videomaterial von Menschen auf der Flucht. Vergessen wird dabei aber oft, dass nahezu alle Geflüchteten ein Handy dabeihaben. Sie machen Fotos während ihrer Flucht oder machen Videoaufnahmen. Eine Herausforderung ist allenfalls der Zugang zu diesen privaten Bildern.

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Videobearbeitungsprogramme: Werkzeuge der Kreativität

Videobearbeitungsprogramme und Diashows oder Bildergalerien große Chancen. Programme wie Adobe Premiere Pro, Final Cut Pro oder die kostenlose Software DaVinci Resolve sind weit verbreitet und bieten leistungsstarke Tools zur Bearbeitung, Farbkorrektur und Audioanpassung. Für Anfänger:innen gibt es auch benutzerfreundlichere Optionen wie iMovie oder Shotcut.

Mit diesen Programmen können Geflüchtete selbst ihre Geschichten auf kreative Weise erzählen. Sie können Interviews führen, ihre Reise dokumentieren oder künstlerische Projekte erstellen, die ihre Erfahrungen und Träume widerspiegeln. Diese Videos können dann auf Plattformen wie YouTube, Vimeo oder auf anderen sozialen Netzwerken geteilt werden, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Dank günstiger oder gar kostenfreier Software ist nahezu jeder mit einem Computer in der Lage, solche Videos und Diashows zu erstellen. Wer kein Computer hat, kann Videos und digitale Diashows sogar mit einem Handy erstellen. Auch dort gibt es zahlreiche kostenfreie Videoprogramme.

Diashows: Die Kunst des erzählerischen Bildes

Neben Videos sind auch Diashows ein mächtiges Medium, um Geschichten zu erzählen. Mit Programmen wie PowerPoint, Google Slides oder spezialisierter Software wie ProShow Gold können Nutzer:innen Fotos, Texte und Musik zu eindrucksvollen Präsentationen kombinieren. Diashows eignen sich besonders gut, um die Chronologie einer Fluchtgeschichte zu zeigen oder wichtige Ereignisse und Momente hervorzuheben, diese mit beschreibenden Texten zu untermalen.

Durch den zusätzlichen Einsatz von Musik und Erzähltexten können Diashows eine emotionale Tiefe erreichen, die es dem Publikum ermöglicht, sich in die Situation der Geflüchteten hineinzuversetzen. Dies schafft nicht nur Bewusstsein, sondern fördert auch das Verständnis und die Empathie gegenüber den Herausforderungen, denen sich diese Menschen stellen müssen. Wer keine Fertigkeiten und keine Affinität mitbringt zu Videos und Bildern, unsicher ist, ob Musik für diesen Zweck nutzbar ist oder ganz andere Fragen hat, ist nicht auf sich gestellt.

Projekte und Initiativen

Es gibt Initiativen, die Geschichten von Geflüchteten und Migrant:innen erzählen. Das sind professionelle Personen, die geübt sind und wissen, wie man Geschichte erzählt, sie in Szene setzt und verbreitet. Geflüchtete und Migrant:innen können ihre Bilder einreichen und so mit dazu beitragen, dass gute Dokumentationen entstehen. Diese Videos und Diashows werden dann auf öffentlichen Plattformen, in sozialen Netzwerken veröffentlicht und erreichen ein weltweites Publikum. Es gibt zahlreiche gute Beispiele im Netz, darunter sehr gute Dokumentationsfilme.

Daneben gibt es Initiativen, die gezielt Workshops für Geflüchtete selbst anbieten. Dort lernen Betroffene, wie sie ihre Erlebnisse in Form von Diashows und kurzen Filmen darstellen können. Diese Workshops haben zahlreiche Vorteile:

  • Sie fördern die kreative Ausdruckskraft der Teilnehmer:innen,
  • Sie bieten ihnen eine Plattform, um ihre Stimmen zu erheben und ihre Perspektiven zu teilen.
  • Kundige Helfer stehen mit Rat und Tat zur Seite.
  • Die Teilnehmer können mit der künstlerischen Gestaltung ihrer Geschichten ihre Erlebnisse aufarbeiten, sie Revue passieren lassen und abschließen.

Die künstlerich-gestalterische Herangehensweise in solchen Gruppen hilft Teilnehmerinnen und Teilnehmern, über mögliche Traumata ins Gespräch zu kommen, sie gemeinsam und besser zu verarbeiten. Es ist eine Binsenweisheit: Wer mit Gleichgesinnten ins Gespräch kommt, erzählt mehr und verarbeitet damit auch mehr. Kommen Bilder hinzu, werden Gespräche oft noch intensiver geführt.

Die Rolle der Medien

Über diese Initiativen hinaus, die ihre Videos und Diashows auf Video- und Foto-Plattformen teilen, spielen die klassischen Medien eine entscheidende Rolle dabei, wie Migration und Flucht in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Oftmals dominieren negative Schlagzeilen und stereotype Darstellungen die Berichterstattung. Durch den gezielten Einsatz von Videobearbeitungsprogrammen und Diashows beziehungsweise Bildergalerien können alternative Narrative geschaffen werden.

Journalist:innen und Medienmacher:innen nutzen diese Technologien immer mehr, um Berichte und Reportagen zu erstellen. Indem sie den Geflüchteten und Migrant:innen selbst zu Wort kommen lassen, ihnen die Möglichkeit geben, ihre eigenen Geschichten zu erzählen, können sie die Berichterstattung bereichern und ein Bild der Realität zeichnen. In manchen Fällen schüren Videos und Diashows aber auch – oft auch ungewollt, Vorurteile und Ängste, weil sie negative Narrative nähren und bestätigen.

Herausforderungen und Chancen

Die Nutzung von Videobearbeitungsprogrammen und Diashows im Kontext von Migration und Flucht erfordert daher Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der Bilder. Neben technischen Kenntnissen bedarf es auch einer sorgfältigen und ethischen Herangehensweise, um die Privatsphäre und Sicherheit der Beteiligten zu schützen.

Welche Wirkung Bilder, die mit Videobearbeitungsprogramme und Diashows aufgearbeitet wurden, im Ergebnis entfalten, hängt maßgeblich davon ab, welche Bilder gezeigt werden und wie sie aufgearbeitet wurden. Jede medial verbreitete Bildsequenz kann positiv oder negativ konnotiert sein. Im privaten Bereich überwiegen jedoch die Chancen, die diese Technologien bieten. Sie ermöglichen es den Betroffenen selbst, ihre eigene Stimme zu finden und ihre Geschichten zu erzählen. Dies trägt nicht nur zur Selbstermächtigung bei, sondern kann auch dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und den Dialog zu fördern.

Fazit

Videobearbeitungsprogramme und Diashows bieten eine beeindruckende Möglichkeit, die Geschichten von Migration und Flucht auf eine einfühlsame und ansprechende Weise zu erzählen. Sie schaffen Verbindungen und fördern das Verständnis für die komplexen Herausforderungen, denen sich Geflüchtete und Migrant:innen gegenübersehen. Die Nutzung dieser Technologien kann dazu beitragen, eine inklusivere und empathischere Gesellschaft zu schaffen.

Die Zukunft der Berichterstattung über Migration und Flucht liegt in der Hand derjenigen, die ihre eigenen Geschichten erzählen. Durch die Unterstützung und Förderung kreativer Ausdrucksformen können wir sicherstellen, dass diese Stimmen gehört werden und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. (bg) Panorama

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