Studie
AfD wählen macht unglücklich
AfD-Wähler sind im Vergleich zu Wählern anderer Parteien unglücklicher. Das ist das Ergebnis einer aktuellen WZB-Studie. Ursache ist offenbar die negative Rhetorik der AfD. Die Studienautoren leiten daraus Empfehlungen für anderen Parteien ab.
Sonntag, 30.06.2024, 14:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 30.06.2024, 14:27 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Menschen, die sich der AfD zuwenden, erleben eine Verschlechterung ihres Wohlbefindens. Die negative Rhetorik rechtspopulistischer Parteien wie der AfD verringert die persönliche Lebenszufriedenheit. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Vor allem neue Anhänger der AfD sind demnach unzufriedener.
Für die Studie haben Forschende über die Jahre 2019 bis 2021 Umfragen mit über 5.000 Teilnehmenden durchgeführt. Sie wollten herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und den Präferenzen für politische Parteien gibt. Dabei zeigt sich den Angaben zufolge ein klares Muster: Menschen, die die AfD unterstützen, sind unzufriedener mit ihrem persönlichen Leben und ihrer finanziellen Situation als die Unterstützer anderer Parteien. Dieser Zusammenhang ist besonders stark ausgeprägt für neue Anhänger der AfD. Wer sich von der Partei wieder abwendet, empfindet dagegen eine Verbesserung im Wohlbefinden.
„Der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Unterstützung der AfD ist eindeutig und lässt sich nicht durch sozioökonomische Variablen wie Einkommen oder Bildung erklären. Er ist darüber hinaus ökonomisch bedeutsam und lässt sich beziffern“, teilt das WZB mit. Schätzungen der Autoren legen nahe, dass ein neuer Unterstützer der AfD ein zusätzliches Monatseinkommen von rund 2.500 Euro bräuchte, um wieder das gleiche Wohlbefinden zu erreichen, das er vor seiner Entscheidung, die AfD zu unterstützen, empfand.
Experiment in mehreren Wellen
Ob die Entscheidung, die AfD zu unterstützen, ursächlich dazu führt, dass sich Menschen unzufriedener fühlen, untersuchten WZB-Ökonomin Maja Adena und ihr Kollege Steffen Huck mit Hilfe von zwei Experimenten. Im ersten Experiment befragten sie Wählende vor, während und nach dem AfD-Bundesparteitag im November 2020. Insbesondere neue Unterstützer der AfD, die während des Bundesparteitags an der Umfrage teilnahmen, berichten von schlechterem Wohlbefinden als neue AfD-Unterstützer, die vor oder nach dem Parteitag an der Umfrage teilnahmen, oder auch als Anhänger anderer Parteien.
Auch im zweiten Experiment, das 2021 stattfand, wurden die Teilnehmenden gebeten, Fragen zu ihrem Wohlbefinden zu beantworten. Zusätzlich erhielten sie Fragen zur Partei, die sie unterstützen. Die Forschenden teilten die Teilnehmenden in zwei Gruppen. Eine Gruppe musste vor den Fragen zum Wohlbefinden Fragen zur Partei beantworten. Für die andere Gruppe wurde die Reihenfolge der Fragenblöcke umgekehrt.
Negative Rhetorik schadet Wohlbefinden
Es ergibt sich das gleiche Muster wie für das erste Experiment. Neue Unterstützer der AfD, die sich gerade intensiv mit AfD-Themen befasst haben, sind weniger zufrieden als die Kontrollgruppe, die Fragen zum persönlichen Wohlbefinden vor den Fragen zu AfD-Themen beantworten musste. Für Unterstützer anderer Parteien ergibt sich kein vergleichbares Muster“, so die Studienautoren. Wer sich seine neue Unterstützung der AfD stärker bewusst mache, nehme sowohl seine persönlichen als auch seine finanziellen Umstände als schlechter wahr.
Die Gründe für diesen Kausalzusammenhang vermuten die Forscher in der negativen Rhetorik der AfD. Wer sich der Partei zuwendet, setzt sich dieser Negativität stärker aus, und das schadet dem Wohlbefinden. Die Forscher empfehlen daher anderen Parteien, positive Themen zu betonen, anstatt sich auf die negativen Themen der AfD zu konzentrieren. „Die erfolgreiche Rückgewinnung von Wählern braucht andere, idealerweise positive Themen“, sagt Maja Adena. (mig) Aktuell Panorama
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