Schwarze Frau im Oval Office?
Für viele Amerikaner symbolisiert Kamala Harris die Zukunft
Sie will als erste Frau Präsidentin der USA werden: Die Biografie von Kamala Harris passt zu einer modernen Demokratischen Partei. Ihr religiöser Hintergrund ist vielfältig.
Von Konrad Ege Mittwoch, 24.07.2024, 14:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 24.07.2024, 14:25 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Kamala Harris wagt den zweiten Anlauf. Nach ihrer erfolglosen Kandidatur bei den Vorwahlen 2019 sprach sich nun US-Präsident Joe Biden nach seinem Verzicht auf eine erneute Kandidatur für die 59-Jährige als seine Nachfolgerin aus. An seiner Stelle soll sie voraussichtlich für die Demokraten ins Rennen gehen.
Seit 2021 ist Harris Vize-Präsidentin der USA. Dies erschien als logischer Schritt des altgedienten weißen Politikers Joe Biden. Harris ist rund zwei Jahrzehnte jünger als der heute 81-Jährige und eine Schwarze Frau mit Eltern aus Indien und Jamaika. Die damalige Senatorin war zuvor gewählte Staatsanwältin in San Francisco und später Generalstaatsanwältin von Kalifornien.
Weniger Weiße, mehr Diversität
Ihre Biografie passte zu einem Amerika, in dem die zahlenmäßige Dominanz der Weißen nachlässt und mehr religiöse Diversität Platz findet. Die moderne Demokratische Partei will sich auf Frauen verlassen, auf junge Wählerinnen und Wähler, auf Schwarze, Latinos und Menschen aus Einwandererfamilien. Politisch galt Harris als Politikerin aus dem Zentrum der Partei.
Noch nie habe ein Vizepräsidentschaftsanwärter „so viel Erfahrung gehabt mit den Religionen der Welt wie Kamala Harris“, kommentierte damals der Informationsdienst Religion News Service. Ihre Mutter Shyamala Gopalan machte Kamala mit dem Hinduismus vertraut. Heute versteht sich Kamala Harris, die in Kalifornien aufwuchs, als Baptistin. 2014 heiratete Harris den jüdischen Rechtsanwalt Douglas Emhoff. Als Ehemann der Vizepräsidentin setzte dieser sich gegen Antisemitismus ein.
Religion selten Thema bei Harris
Während der Katholik Joe Biden häufig über seinen Glauben spricht, tut Harris dies weniger. Ins Detail ging sie 2022 bei einer Ansprache beim Nationalen Baptistenverband. „Glauben lehrt mich, dass eine bessere Zukunft immer vor uns liegt“, sagte sie. Man müsse aber etwas tun, um diese Zukunft zu realisieren. Einfacher gesagt: „Glauben erfordert Handeln“. Sie habe das zeit ihres Lebens versucht, auch in der Politik. Für Biden und sie gelte, dass „Glauben unsere Arbeit jeden Tag leitet“.
Das Amt der Vizepräsidentin ist erklärtermaßen ein undankbarer Job. Loyalität ist oberstes Gebot. Die öffentlich vorgetragene Meinung der Nummer zwei darf nicht der Nummer eins widersprechen. Kritiker warfen Harris zu Beginn ihrer Amtszeit vor, sie habe kein Profil. Noch Anfang 2023 zitierte die „New York Times“ demokratische Politiker, die angeblich bezweifelten, dass Harris eine künftige „Anführerin der Partei“ sein könnte.
Erste Schwarze Frau im Oval Office?
Zuletzt wurde Harris zur Fürsprecherin für das Recht auf Abtreibung, auch die Schusswaffenkontrolle und der Klimaschutz gehören zu ihren Themen. Als Senatorin hatte sich Harris 2019 für den „Green New Deal“ eingesetzt, eine umfassende Klimareform mit dem Ziel, die US-Energiewirtschaft zu 100 Prozent auf erneuerbare Energiegewinnung umzustellen.
Kamala Harris wäre die erste Frau im Oval Office, die erste Schwarze Frau und die erste Präsidentin indischer Abstammung. Und zudem das fünfte baptistische Staatsoberhaupt der US-Geschichte nach Warren Harding (1921-1923), Harry Truman (1945-1953), Jimmy Carter (1977-1981) und Bill Clinton (1993-2001). Nun wird spekuliert, wen Harris als Vizepräsident an ihre Seite nehmen würde. Weiße Männer hätten wohl gute Chancen. (epd/mig) Aktuell Ausland
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…