„Scheiß Kopftücher“
Rassistische Beleidigungen in Linienbussen – Alltag in Deutschland
Rassistische Anfeindungen sind Alltag im Leben von Menschen, die nicht deutsch gelesen werden. Nur die wenigsten Fälle aber werden bekannt. Nicht so am vergangenen Samstag. Da hat die Polizei gleich zwei Vorfälle öffentlich gemacht. Die Dunkelziffer ist viel höher.
Montag, 19.08.2024, 15:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 19.08.2024, 15:19 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Rassismus ist Alltag für Millionen Menschen in Deutschland. Wer nicht „deutsch“ gelesen wird, wird bespuckt, geschlagen oder beleidigt. Immer öfter finden solche Übergriffe am helllichten Tag statt. Nur ganz wenige solcher Fälle finden Eingang in die amtlichen Statistiken, weil Betroffene die Übergriffe selten bei der Polizei anzeigen. Und wenn doch, erfährt die Öffentlichkeit davon nur, wenn die Polizei sie publik macht. So am vergangenen Samstag.
Polizeiangaben zufolge hat eine Frau eine 18-Jährige in einem Linienbus in Bremen rassistisch beschimpft. Die Unbekannte habe die junge Frau unter anderem mit Aussagen wie „Scheiß Kopftücher“ beleidigt, teilte die Polizei mit. Zuvor hatte die Frau bereits eine ältere Frau mit Kopftuch beleidigt, woraufhin die 18-Jährige einschritt und sie ansprach.
Alle Beteiligten stiegen zusammen an einer Haltestelle aus. Die Unbekannte fuhr anschließend mit einer Straßenbahn weiter. Die Polizei sucht nun nach Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben. Die Unbekannte wurde als etwa 50 Jahre alt und 1,65 Meter groß beschrieben.
Rassistische Anfeindungen auch in Chemnitzer Linienbus
Wegen rassistischer Rufe musste fast zeitgleich auch die Polizei in Chemnitz einschreiten. Sie hat nach eigenen Angaben am Samstag einen Linienbus in Chemnitz gestoppt. Auch dort soll es zu einer rassistischen Anfeindung gegen Fahrgäste gekommen sein. Eine Gruppe von sechs Männern und zwei Frauen hätten mit ihren Aussagen den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Details nennt die Polizei nicht.
Zeugenaussagen zufolge gingen die 19- bis 26-Jährigen wiederholt Fahrgäste an, die sie für Ausländer hielten. Ein 24-Jähriger im Bus rief daraufhin die Polizei. Die Beamten stoppten das Fahrzeug und nahmen die Personalien der acht Verdächtigen auf, die an der Endstation am Hauptbahnhof noch Platzverweise für die gesamte Innenstadt erhielten.
Mangelhafte Aufklärung in vielen Fällen
Nicht immer haben Betroffene das Glück, dass Täter gleich an Ort und Stelle gefasst werden können. In der Regel suchen Täter nach Übergriffen das Weite. Opferschutzverbände beklagen in solchen Fällen oft, mangelnden Aufklärungswillen von Seiten der Polizei. Die Dunkelziffer solcher Übergriffe sei um ein Vielfaches höher als die offiziellen Polizeistatistiken hergeben.
Sedat M. (Name geändert) beklagt gegenüber MiGAZIN, dass in seinem Fall die Polizei nicht einmal Kameraaufnahmen am Tatort, eine Bahnhaltestelle, ausgewertet habe. Dabei sei er von mehreren Neonazis brutal geschlagen worden. Inzwischen würde er nicht einmal mehr eine Anzeige erstatten. Die Polizei habe ihn zu oft enttäuscht. Am Ende laufe es immer auf das Gleiche hinaus: „Das Ermittlungsverfahren ist eingestellt worden, weil ein Täter nicht ermittelt werden konnte.“ (dpa/mig) Aktuell Panorama
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