Rassismus im Alltag
6-jähriger Libyer, Afghanin mit Kopftuch und eine Hakenkreuz-Gardine
Beleidigungen, Spucke und Schläge – wer in der Öffentlichkeit nicht deutsch gelesen wird, wird immer öfter Opfer rassistischer Gewalt. So auch jüngst in Sachsen und Sachsen-Anhalt. In Mecklenburg-Vorpommern rückt die Polizei wegen einer Hakenkreuz-Gardine an.
Dienstag, 03.09.2024, 13:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 03.09.2024, 13:21 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Alltag in einer Dresdener Straßenbahn: Ein 38-jähriger deutscher Staatsbürger beleidigt Fahrgäste in der Linie 2 in Richtung Gorbitz rassistisch. Wie die Polizei mitteilt, bleibt es nicht dabei, er schlägt einen sechs Jahre alten aus Libyen stammenden Jungen und verletzt ihn.
Der Straßenbahnfahrer bemerkt der Polizei zufolge den Vorfall und geht dazwischen. Auch er wird angegriffen und erleidet Verletzungen. Die alarmierte Polizei kann den 38-Jährigen festnehmen. Eine Atemalkoholkontrolle ergibt mehr als 4 Promille. Die Polizei Dresden sucht Zeugen zum Vorfall, „insbesondere zu den Äußerungen des Tatverdächtigen“.
Gruppe greift Afghanin rassistisch an
Ortswechsel, Niederndodeleben in Sachsen-Anhalt: Eine Frau mit Kopftuch und afghanischer Herkunft ist von der Arbeit auf dem Weg nach Hause. Am Bahnhof wird sie von einer anderen Frau zunächst zu ihrer Herkunft befragt. Dann wird sie aus einer Gruppe heraus festgehalten und von der Frau und drei Männern geschlagen. Die Afghanin erleidet dabei Verletzungen. Wie die Polizei mitteilt, ruft einer der Täter, dass Ausländer nicht willkommen sind.
Die Beamten leiten ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung ein. Die Tat ereignete sich Polizeiangaben zufolge bereits am vergangenen Mittwochnachmittag, öffentlich gemacht wurde er aber erst am 1. September, mehrere Tage nach dem gewalttätigen Übergriff. Wie die Polizei ebenfalls mitteilt, sucht sie nun nach Zeugen.
Übergriffe immer öfter ungeniert
Experten und Opferverbände beklagen, dass rassistische Übergriffe immer öfter am helllichten Tag geschehen, Täter stellten ihren Rassismus zunehmend ungeniert zur Schau. Bestärkt würden Täter viel zu oft von laschen Ermittlungen und niedrigen Strafen. Was früher allenfalls hinter vorgehaltener Hand geflüstert worden sei, werde immer öfter laut und in aller Öffentlichkeit gegrölt.
Wie weit dieser Trend schon vorangeschritten ist, zeigt ein ebenfalls aktueller Fall aus dem mecklenburg-vorpommerischen Ducherow. Dort soll ein 26-jähriger Mann eine Reichskriegsflagge mit Hakenkreuz als Gardine genutzt haben. Die Polizei war am Montag durch einen Zeugen auf den Fenstervorhang in einem Mehrfamilienhaus aufmerksam gemacht worden.
Die Polizei hätte vor Ort nicht nur die Reichskriegsflagge mit Hakenkreuz beschlagnahmt, sondern auch nach kurzer Zeit den 26-jährigen Mieter angetroffen. Der Beschuldigte sei der Polizei bekannt. Gegen ihn wird nach Polizeiangaben nun wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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