Flüchtlingspolitik
Iran will zwei Millionen Ausländer abschieben
Nicht nur in Europa tobt eine Debatte über den Umgang mit Geflüchteten. Auch im Iran brennt eine heftige Abschiebedebatte. Dabei geht es vor allem um die Geflüchteten aus dem Nachbarland Afghanistan. Die Pläne zur Ausweisung werden konkreter.
Mittwoch, 11.09.2024, 15:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 11.09.2024, 15:21 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Wer die hiesigen Flüchtlingsdebatten verfolgt, könnte zu der Annahme kommen, alle Schutzsuchenden wollten nach Europa und nach Deutschland. Dass dem nicht so ist, zeigt ein Blick nach Iran. Auch dort wird über den Umgang mit den Menschen diskutiert. Die Ähnlichkeit der Argumente, mit denen Abschiebungen begründet werden, sind frappierend. Nur die Zahl der aufgenommenen Menschen unterscheidet sich deutlich von denen in Europa.
Irans Regierung etwa will im kommenden halben Jahr rund zwei Millionen Ausländer ohne gültigen Aufenthaltsstatus abschieben. Sicherheitsbehörden und das Innenministerium arbeiteten an Maßnahmen, um „eine beträchtliche Zahl illegaler ausländischer Staatsangehöriger“ auszuweisen, sagte der Kommandeur der iranischen Ordnungskräfte, Ahmad-Resa Radan, in einem Interview.
Debatte im Iran
Radan sprach im Kontext der Ausweisung von rund zwei Millionen Menschen, die das Land bis Ende des persischen Kalenderjahrs im März 2025 verlassen sollen. Seit Monaten toben im Iran innenpolitische Debatten über die hohe Zahl geflüchteter Menschen aus Afghanistan, die das Nachbarland nach der Machtübernahme der Taliban vor drei Jahren in Scharen verließen.
Irans Innenminister Eskandar Momeni hatte in einem TV-Interview am Montagabend das große Leid der Afghanen und ihre kulturellen Gemeinsamkeiten betont. „Sie sind kultivierte Menschen, aber unser Land kann nicht so viele Migranten aufnehmen“, sagte er. „Wir haben einen Plan, um diese Angelegenheit organisiert und ohne Aufregung zu behandeln, und die Priorität liegt bei den illegalen Migranten.“
Millionen Afghanen im Iran
Im Iran leben nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks fast 4,5 Millionen Afghanen, viele davon ohne legalen Aufenthaltsstatus. Iranischen Medienberichten zufolge sind es jedoch noch weitaus mehr. Einige Schätzungen gehen von sechs, andere von acht Millionen Migranten aus. Zum Vergleich: In Deutschland wird die Zahl der Afghanen mit gut 400.000 beziffert. In den iranischen Metropolen arbeiten viele von ihnen im Niedriglohnsektor, etwa in kleinen Supermärkten oder auf Baustellen.
Anhaltende Konflikte, extreme Armut und hohe Arbeitslosigkeit zwingen jedes Jahr Tausende Afghanen dazu, illegal die Grenze zum Iran zu überqueren. Die Nachbarländer teilen sich eine mehr als 900 Kilometer lange Grenze in teils unbewohnten Gebieten, was Grenzkontrollen erschwert. Der Iran plant im Nordosten des Landes, einen bewachten Grenzwall zu errichten. Auch Afghanistans Nachbarland Pakistan hatte eine große Zahl Geflüchteter ausgewiesen. (dpa/mig) Aktuell Ausland
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen