Fachkräftemangel
Deutschland will Arbeitskräfte aus Indien werben
In Deutschland fehlen Fachkräfte. Ein Teil der Lücke soll mithilfe von Indern geschlossen werden. Der Arbeitsminister greift dazu zu besonderen Maßnahmen: Beschleunigung von Visaerteilungen und Unterstützung beim Ankommen.
Dienstag, 15.10.2024, 10:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 14.10.2024, 19:15 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Deutschland will in großem Stil Fachkräfte aus Indien anwerben und so seine wachsende Fachkräftelücke spürbar verkleinern. An diesem Mittwoch will das Bundeskabinett dafür eine Fachkräftestrategie speziell für Indien beschließen, wie Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Rande eines Cricket-Spiels mit Indern in Berlin ankündigte. Mit über 30 Maßnahmen vor allem zum Abbau bürokratischer Hürden etwa bei der Visavergabe sollen Inderinnen und Indern der Weg nach Deutschland erleichtert werden.
In Deutschland drohten Fachkräfteengpässe zur Bremse für Wachstum und Fortschritt zu werden, heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf der Fachkräftestrategie. Ohne Einwanderung würden die Effekte der Alterung noch stärker durchschlagen. „In Indien ist die Lage gegenläufig“, so die Regierung. „Dort stoßen zum Teil sehr gut ausgebildete, geburtenstarke Jahrgänge auf einen Arbeitsmarkt, der nur begrenzt in der Lage ist, diese Jahrgänge aufzunehmen.“
Heil: Indien fördert Arbeitsmigration
Heil sagte: „In Indien kommen pro Monat eine Million Menschen zusätzlich auf den Arbeitsmarkt.“ Laut Strategiepapier fördert die indische Seite die Arbeitsmigration: „Deshalb sieht Deutschland in Indien beim Thema Fachkräfteeinwanderung einen besonders wichtigen Partner.“
Heil erläuterte, unter anderem verpflichte sich das Auswärtige Amt, die Visaerteilung zu digitalisieren – bis Ende des Jahres in Bezug auf Indien und dann für alle anderen Länder. „Es ist wichtig, dass wir Fachkräfte nicht vor der Tür warten lassen, sondern wenn sie zu uns kommen, diese Verfahren beschleunigen“, sagte der Arbeitsminister. Zudem solle auch Deutsch mehr vermittelt werden.
Anwerbe-Idee aus Indien nicht neu
Inder, die schon in Deutschland sind, sollten besser integriert werden – etwa mit mehr Unterstützung, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Heil kündigte an, dass die Regierung, vertreten durch Teile des Kabinetts, die Fachkräftestrategie in der kommenden Woche bei deutsch-indischen Regierungskonsultationen in Indien vorstellen werde. „Wir werden das aber auch in der indischen Öffentlichkeit darstellen“, sagte Heil. Der Minister nahm an einem Cricket-Spiel mit Indern teil und unterhielt sich mit Indern. Heil lobte Cricket als „wunderbaren Sport, der in Indien so beliebt ist wie bei uns Fußball“.
Indien ist als möglicher Partner zur Deckung des deutschen Bedarfs an Fachkräften nicht neu. Zur Jahrtausendwende fehlten deutschen Unternehmen IT-Experten. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) schlug im Jahr 2000 vor, sie aus Indien anzuwerben. Der CDU-Spitzenpolitiker Jürgen Rüttgers widersprach dieser Idee mit einem Satz, der als verbaler Rassismus hohe Wellen schlug: „Statt Inder an die Computer müssen unsere Kinder an die Computer.“ Rüttgers Worte wurden in der Presse verkürzt, woraus ein Wahlslogan der damals vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Partei „Die Republikaner“ hervorging: „Kinder statt Inder“. (dpa/mig) Aktuell Wirtschaft
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