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Friedens-Demo in Berlin für Afghanistan aus dem Jahr 2021 (Archiv) © Abdulhamid Hosbas, Anadolu Agency via AFP

Studie

Afghanische Zugewanderte verbunden mit Deutschland

Afghanen in Deutschland fühlen sich willkommen, stehen aber vor Herausforderungen wie Familiennachzug und Diskriminierung. Eine neue SVR-Studie zeigt: Integration und transnationale Verbindungen schließen sich nicht aus.

Mittwoch, 30.10.2024, 10:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 30.10.2024, 10:07 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

In den letzten Jahren und besonders seit der Machtübernahme der Taliban 2021 haben zahlreiche Afghanen Schutz in Deutschland gesucht. Laut einer neuen Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) fühlen sich die meisten Afghanen hier willkommen und pflegen eine starke Verbundenheit mit Deutschland. Dennoch stehen viele von ihnen vor Herausforderungen, die unter anderem in der noch kurzen Aufenthaltsdauer begründet liegen.

„Unsere Befragung zeugt von einer überwiegend positiven Haltung zu Deutschland“, erklärt Karoline Popp, Co-Autorin der Studie. „Das ist eine Chance, die Politik und Zivilgesellschaft nutzen sollten, indem sie afghanische Zugewanderte bei praktischen Herausforderungen unterstützen.“ Laut Popp könnten afghanische Diaspora-Organisationen eine wichtige Rolle spielen, indem sie vermehrt auf neuzugewanderte Afghanen zugehen und sich stärker mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Politik vernetzen.

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Soziale Netzwerke vieler Afghanen wenig ausgeprägt

Die Studie zeigt jedoch auch, dass viele Afghanen ihre engsten Kontakte immer noch außerhalb Deutschlands pflegen. So haben 85 Prozent der Befragten nahe Familienmitglieder in Afghanistan, während 41 Prozent über weitere Angehörige in Ländern wie dem Iran, Pakistan und der Türkei berichten. „Transnationale Beziehungen sind für die meisten ein wichtiger Teil ihres Alltags“, erläutert Dr. Nils Friedrichs, Co-Autor der Studie.

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In Deutschland sind die sozialen Netzwerke vieler Afghanen hingegen noch weniger ausgeprägt. Positiv sei jedoch, dass mit zunehmender Aufenthaltsdauer auch mehr Beziehungen zu Deutschen aufgebaut werden. „Eine deutliche Mehrheit – 63 Prozent – fühlt sich sowohl Afghanistan als auch Deutschland stark zugehörig“, so Friedrichs.

Herausforderungen bei Familiennachzug und Diskriminierung

Eine der größten Herausforderungen, die die befragten Afghanen nennen, ist der Familiennachzug. Angesichts der Situation in Afghanistan sei es nachvollziehbar, dass der Wunsch groß sei, Angehörige nachzuholen, betont Karoline Popp. „Hier könnte eine Aufstockung der Kapazitäten an deutschen Konsulaten die Verfahren beschleunigen.“ Die Zukunft des Bundesaufnahmeprogramms, das afghanische Staatsangehörige in Notlagen aufnehmen soll, ist derzeit ungewiss. Ein vorzeitiges Ende des Programms ohne die Erfüllung der Aufnahmekontingente wäre laut Friedrichs ein „problematisches Signal“ an die afghanische Community.

Ein weiteres Problem stellt Diskriminierung dar. Vor allem bei der Wohnungssuche erleben viele Afghanen Ablehnung, was sich negativ auf das Zugehörigkeitsgefühl auswirken kann. Die Studie weist zudem auf den Zusammenhang zwischen ökonomischer Sicherheit und sozialer Teilhabe hin: Afghanen, die finanziell stabiler sind, fühlen sich meist stärker mit Deutschland verbunden und erleben weniger Diskriminierung.

Gut ausgebildet und mit Berufserfahrung

„Gerade die kürzlich zugewanderten Afghaninnen und Afghanen sind vergleichsweise gut ausgebildet und bringen Berufserfahrung mit“, ergänzt Dr. Jan Schneider vom SVR. Die Förderung ihrer Integration in den Arbeitsmarkt sei deshalb besonders wichtig und könnte laut Schneider nicht nur die wirtschaftliche Sicherheit, sondern auch das Zugehörigkeitsgefühl stärken.

Die Untersuchung, die auf einer Online-Befragung von knapp 1.900 afghanischen Zugewanderten basiert, verdeutlicht den Studienautoren zufolge die Notwendigkeit gezielter Integrationsmaßnahmen. Afghanen brächten das Potenzial mit, langfristig einen wichtigen Beitrag zur deutschen Gesellschaft zu leisten – vorausgesetzt, sie erhalten die notwendige Unterstützung für eine nachhaltige Integration. (mig) Gesellschaft Leitartikel

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