Über 14 Millionen
Größte Vertreibungskrise weltweit im Sudan
Grassierende sexuelle Gewalt, Hunger und immer mehr Vertriebene: Im Sudan herrscht unvorstellbares Leid. Die Vereinten Nationen berichten von Massentötungen und von der größten Vertreibungskrise weltweit. Dennoch fehlt das Geld, um den Menschen zu helfen.
Mittwoch, 30.10.2024, 10:45 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 30.10.2024, 10:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Vereinten Nationen haben erneut wegen der Lage im Sudan Alarm geschlagen. In dem Land herrsche eine humanitäre Katastrophe, die Bevölkerung erlebe einen Albtraum und das Leid nehme jeden Tag weiter zu, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Montag (Ortszeit) in New York vor dem UN-Sicherheitsrat.
Die Zahl der Menschen, die wegen der Gewalt auf der Flucht sind, ist inzwischen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf über 14 Millionen gestiegen. Es sei die größte Vertreibungskrise weltweit, erklärte IOM-Chefin Amy Pope am Dienstag. Dennoch erhalte die Lage im Sudan zu wenig Aufmerksamkeit.
25 Millionen Menschen brauchen Hilfe
Die UN-Untersuchungsmission für den Sudan warf der paramilitärischen Miliz RSF derweil massive sexuelle Gewalt gegen Zivilistinnen vor. In den von ihr kontrollierten Gebieten seien Gruppenvergewaltigungen weitverbreitet, Frauen und Mädchen würden verschleppt und als Sexsklavinnen gehalten, erklärte die vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzte Gruppe am Dienstag. Zwar seien auch Fälle dokumentiert, in denen die Armee und mit ihr verbündete Gruppen sexualisierte Gewalt ausübten. Aber die Mehrheit der Vergewaltigungen und geschlechterspezifische Verbrechen sei durch die RSF verübt worden.
Im Sudan herrscht Krieg, seit ein Machtkampf zwischen der Armee und der RSF im April 2023 eskalierte. Zehntausende Menschen wurden seither getötet, etwa 25 Millionen Menschen brauchen Hilfe zum Überleben. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt für weitere regionale Instabilität vom Sahel zum Horn von Afrika und zum Roten Meer sorge, warnte Pope in einer Pressekonferenz in Genf, zu der sie aus Port Sudan zugeschaltet war. Kräfte von außerhalb heizten den Krieg weiter an.
Mehr als 14 Millionen auf der Flucht
Der IOM zufolge sind inzwischen elf Millionen Menschen innerhalb des Sudan auf der Flucht, rund 3,1 Millionen haben außerhalb Schutz gesucht. Mehr als die Hälfte der Menschen auf der Flucht seien Frauen, über ein Viertel Kinder unter fünf Jahren, sagte Pope. Viele hätten mehrfach fliehen müssen und könnten sich nicht mit dem Nötigsten versorgen.
„Die Hälfte der Bevölkerung braucht Hilfe. Sie haben keine Unterkunft, Trinkwasser oder Gesundheitsversorgung“, sagte Pope. „Was wir am verzweifeltsten brauchen, ist die Hilfe der internationalen Gemeinschaft.“ Lediglich etwas mehr als die Hälfte der von den UN benötigten 2,7 Milliarden US-Dollar für die Sudan-Hilfe für dieses Jahr hat die Weltorganisation bislang erhalten.
„Schockierenden Berichte“ über Massentötungen
Guterres rief die Welt zu einem entschiedeneren Handeln für einen Frieden im Sudan auf. Es müsse dringend eine Feuerpause geben, um Verhandlungen möglich zu machen. Der Sicherheitsrat hatte sich nach Berichten über Massaker an Zivilisten im Osten des Sudan mit dem Krieg in dem nordostafrikanischen Land befasst. Guterres äußerte sich besorgt über die „schockierenden Berichte“ zu Massentötungen und sexueller Gewalt in Dörfern in der Region Gezira.
Den RSF werden dort Massaker an der Zivilbevölkerung vorgeworfen. Medienberichten zufolge wurden bei Angriffen auf mehrere Ortschaften mehr als 120 Menschen getötet. Die Gewalt begann vor einer Woche, nachdem ein RSF-Kommandeur aus der Region mit einem Teil seiner Truppen zur sudanesischen Armee übergelaufen war. (epd/mig) Aktuell Ausland
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