Mehr als 2.000 Einsendungen
„Illegale Migration“ ist Kandidat für Unwort des Jahres 2024
Bis zum Ende des Jahres können noch Vorschläge für das „Unwort des Jahres 2024“ eingereicht werden. Ein aussichtsreicher Kandidat liegt der Jury bereits vor: „illegale Migration“. Ein Unwort, das sich in der Politik parteiübergreifend etabliert hat und von Medien kritiklos übernommen wird.
Dienstag, 26.11.2024, 11:34 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 27.11.2024, 6:55 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Interessierte können bis zum Jahresende Vorschläge für das „Unwort des Jahres 2024“ einreichen. Die Jury der sprachkritischen Aktion rief am Montag in Marburg zur Teilnahme auf. Bis Mitte November seien bereits mehr als 2.000 Einsendungen eingegangen, teilte Jury-Sprecherin Constanze Spieß mit.
Unter den bisherigen Einsendungen seien zum Beispiel „Sondervermögen“, „Technologieoffenheit“, „Menschenmaterial“, „illegale Migration“, „Nutztier“, „Biodeutsche“ oder „kriegstüchtig“. Die Aktion macht seit mehr als drei Jahrzehnten auf diskriminierende und unangemessene Formen des öffentlichen Sprachgebrauchs aufmerksam.
Auch in diesem Jahr zeigt sich nach Angaben der Jury, dass der Gebrauch menschenunwürdiger, diskriminierender oder beschönigender Ausdrucksweisen in öffentlichen Diskursen nicht nachlasse. Es brauche zivilgesellschaftliche Anstrengungen, um gegen verbale Diskriminierung und Irreführung einzutreten. Das „Unwort des Jahres 2024“ wird am 13. Januar an der Philipps-Universität in Marburg verkündet.
Aussichtsreicher Kandidat: „illegale Migration“
Ein besonders aussichtsreicher Kandidat für das Unwort des Jahres 2024 ist demnach „illegale Migration“. Diese Bezeichnung hat sich in der Politik parteiübergreifend etabliert und wird von Medien unkritisch übernommen – das MiGAZIN setzt diese Bezeichnung, sofern nicht vermeidbar, in Anführungsstrichen. Darunter wird im Allgemeinen die Einwanderung von Menschen verstanden, die die Grenzen ohne gültige Einreisedokumente passieren.
Allerdings sind damit auch Menschen gemeint, die ihr völkerrechtlich verbrieftes Recht auf Asyl in Anspruch nehmen. Diesen Menschen stehen in der Regel keine legalen Fluchtwege offen. Mithin sind sie gezwungen, Grenzen ohne gültiges Visum zu passieren. Demnach ist ihre „Migration“ nicht illegal, sondern völkerrechtlich ausdrücklich erlaubt. Die Bezeichnung „illegale Migration“ erweckt jedoch den gegenteiligen Eindruck und kriminalisiert Menschen ohne rechtliche Grundlage.
Remigration, Klimaterroristen, Pushbacks
Die Jury besteht dauerhaft aus vier Sprachwissenschaftlerinnen oder -wissenschaftlern und einer Journalistin. Sie werden in diesem Jahr ergänzt durch die Erziehungswissenschaftlerin Saba-Nur Cheema und den Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel.
Im vergangenen Jahr kam bei der Unwort-Wahl „Remigration“ auf den unrühmlichen ersten Platz, 2022 waren es „Klimaterroristen“, 2021 „Pushbacks“. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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