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Studie

14,4 Prozent der Jugendlichen sehr ausländerfeindlich

Dr. Wolfgang Schäuble und der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. (KFN), Prof. Dr. Christian Pfeiffer, haben heute erste Ergebnisse des Forschungsprojekts "Jugendliche in Deutschland als Täter und Opfer von Gewalt" [pdf] vorgestellt.

Dienstag, 17.03.2009, 16:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

In diesem Forschungsprojekt sind in 61 zufällig ausgewählten Landkreisen und kreisfreien Städten rund 53.000 Schülerinnen und Schüler der vierten und neunten Jahrgangsstufen befragt worden. Zu dieser vom BMI finanzierten und in den Jahren 2007/ 2008 in der wissenschaftlichen Verantwortung des KFN durchgeführten Schülerbefragung liegt nun ein erster Forschungsbericht vor, der sich primär mit der Jugendgewalt und anderen Formen der Jugenddelinquenz aus der Opfer- wie auch aus der Täterperspektive befasst. Der Abschlussbericht zu diesem Forschungsprojekt wird vom KFN in der zweiten Jahreshälfte 2009 vorgelegt, wobei Schwerpunkte dann insbesondere bei der Kinderdelinquenz, der Integration und den kommunalen Präventionsbemühungen liegen werden.

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Dazu sagte Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble: „Zur Frage des Anstiegs der Jugendgewalt, zum Anzeigeverhalten der Opfer und zu den Jugendkriminalität fördernden insbesondere aber auch verhütenden Faktoren verfügen wir erstmalig über aussagekräftige, repräsentative Zahlen aus dem gesamten Bundesgebiet. Bisher gab es hierzu nur eher regional begrenzte Informationen und Einschätzungen. Die Daten bieten die notwendige belastbare Grundlage für sich anschließende ressortübergreifende Maßnahmen in Bund und Ländern. Die Wirksamkeit von präventiven Maßnahmen zur Bekämpfung von Jugendkriminalität im jeweiligen Verantwortungsbereich wird sich, auf diesen neuen Erkenntnissen fußend, weiter verstärken lassen. Ich freue mich sehr, dass uns die Länder bei der Durchführung der Schülerbefragung aktiv unterstützt haben. Hierfür möchte ich mich noch einmal ausdrücklich bedanken.“

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Prof. Dr. Pfeiffer hob als wesentliche Ergebnisse hervor: „Gestützt auf frühere Schülerbefragungen, die vom KFN seit 1998 in zehn Gebieten durchgeführt wurden, und den heute präsentierten Befunden der bundesweiten Datenerhebung können wir breit fundierte Aussagen vorlegen. Besonders ist dabei hervorzuheben, dass die Jugendgewalt in den seit 1998 untersuchten Städten entgegen der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung überwiegend leicht gesunken oder zumindest weitgehend konstant geblieben ist. Eine deutliche Zunahme ist in einem Teil der Gebiete jedoch bei Körperverletzungsdelikten zu verzeichnen. Die Tatsache, dass die Polizei insgesamt betrachtet steigende Zahlen der Jugendgewalt registriert, steht dazu nicht im Widerspruch. Es hat nämlich auch dank der engagierten Vertrauenswerbung der Polizei an Schulen die Anzeigebereitschaft der jugendlichen Opfer von Gewalttaten deutlich zugenommen.“ Zur Erklärung der insgesamt betrachtet eher positiven Trends verweist Prof. Dr. Pfeiffer insbesondere auf sinkende Raten innerfamiliärer Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, auf eine steigende Missbilligung der Jugendgewalt durch Gleichaltrige, durch Lehrerinnen und Lehrer und durch die Eltern. Zusätzlich würden die vorliegenden Forschungsergebnisse eindrucksvoll belegen, dass Maßnahmen zur sozialen und schulischen Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund präventive Wirkung entfalten.

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14,4 Prozent der Jugendlichen sehr ausländerfeindlich
Mit großer Sorge sieht Prof. Dr. Pfeiffer die von den deutschen Jugendlichen berichteten ausländerfeindlichen Einstellungen und Verhaltensweisen. So seien rund 14,4 Prozent der befragten Jugendlichen als „sehr ausländerfeindlich“ einzustufen (19 Prozent der Jungen, 9,6 Prozent der Mädchen). Von den befragten Jungen und Mädchen gaben zudem 4,9 Prozent bzw. 2,6 Prozent an, Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe oder Kameradschaft zu sein. Auf antisemitische Einstellungen lassen die Antworten von 6,4 Prozent der Jungen und 2,1 Prozent der Mädchen schließen.

Auffallend sind hierbei die starken regionalen Divergenzen in den Befunden. Für Wissenschaft und Praxis eröffnen die vorliegenden Daten viel versprechende Perspektiven zur Erklärung und Prävention des Rechtsextremismus. Durch einen Vergleich der Lebensbedingungen der Jugendlichen in diesen beiden Gruppen von Städten und Landkreisen wird das KFN nun Erkenntnisse dazu erarbeiten, was den Rechtsextremismus fördert und was ihm nachhaltig den Boden entzieht.

Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble wies darauf hin, dass die vorliegenden Forschungsergebnisse eine Vielzahl von zusammen wirkenden Ursachen, Risiko- und Begünstigungsfaktoren für Jugenddelinquenz und Jugendgewalt belegen, denen nur durch einen breiten gesamtgesellschaftlichen Ansatz begegnet werden kann. Minister Dr. Schäuble: „In besonderer Verantwortung stehen hierbei insbesondere die Eltern, denn die staatlichen Institutionen können im Regelfall nur ergänzend oder begleitend tätig werden. Aber wir müssen aktiv Unterstützung anbieten, zu ihrer Inanspruchnahme ausdrücklich ermuntern und ermutigen.“

Es gelte, einen Umdenkungsprozess, einen Perspektivwechsel in Politik und Gesellschaft im Interesse der Inneren Sicherheit einzuleiten. Statt immer mehr Mittel in die Folgekosten von Gewalt und Extremismus zu investieren, sollte universelle Förderung und darauf aufbauende gezielte und nachhaltig wirksame Prävention gefördert werden. Dies umfasst auch, mit Blick auf die unterschiedlichen Zuständigkeiten, Best-Practice Initiativen öffentlich zu machen, um Nachahmung zu ermöglichen und anzuregen. Das sprichwörtliche Rad solle und dürfe nicht ständig neu erfunden werden. Die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und somit auch die Bekämpfung von Jugendgewalt, sei ein querschnittliches Handlungsfeld der Politik, es reiche weit über die Belange und Zuständigkeiten des Innenministers hinaus, auch über die Kompetenzen des Bundes. „Hier sind alle gesellschaftlichen Akteure in der Verantwortung. Und wenn wir diese wahrnehmen, jeder an seinem Platz, werden wir auch Veränderungen bewirken können“, so Minister Dr. Schäuble abschließend.

Quelle: BMI Gesellschaft Studien

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  1. Roi Danton sagt:

    Nein, nein, nicht Ausländerfeindlich.
    Niemand hat etwas gegen Dänen, Holländer, Japaner oder Kanadier.
    Wäre diese Studie ehrlich, würde sie das Kind beim Namen nennen: 14,4 Prozent der deutschen Jugendlichen sehr orientalenfeindlich.
    80 Prozent der orientalischen Jugendlichen sehr deutschenfeindlich.
    Und woher stammen die Jugendlichen, von denen überwiegend Gewalt ausgeht?
    Darüber schweigt sich Prof. Dr. Pfeiffer vornehm aus.
    Tip: Sie stammen nicht aus dem Schwarzwald.

    • Würden Sie uns die Quellen für Ihre Zahlen mitteilen?

      Woher Jugendliche stammen, bei denen die Gewalttätterrate am höchsten ist, wird in der Studie ausdrücklich genannt und mit Charts sogar optisch veranschaulicht. Tip: Sie stammen nicht aus dem Orient.

      Christian Pfeiffer geht es nicht darum, eine bestimmte Gruppe von Migranten als Gewalttäter an die Wand zu malen, damit der Spiegel seine Auflagen steigert. In der Studie geht es vor allem um Ursachenforschung, um Misständen entgegenzuwirken. Ich kann Ihre Kritik nicht nachvollziehen.

  2. Roi Danton sagt:

    @Ekrem Senol

    Meine Quelle: DIE REALITÄT

    Politisch korrekte, stark idiologisch eingefärbte „Studien“ von Realitätsverweigerern wie Schäuble oder Pfeiffer sind nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden.
    Wer wissen will, was um ihn herum vorgeht, braucht keine Gefälligkeitsgutachten, sondern offene Augen, geputzte Ohren und ein bisschen gesunden Menschenverstand.
    Und dem Spiegel wünsche ich eher heute als morgen, dass er seinen Laden dicht machen muss.

    PS: Doch, stammen sie.

  3. delice sagt:

    Ich denke Roi hat recht!

    Den Deutschen wurde ein neues Feindbild anerzogen. Sicherlich lag es schon irgendwie vor, aber geweckt wurde es immer wieder von den sogenannten etablierten Parteien selbst.

    Nur Liebkind mit dem deutschen Wähler zu sein, hat man immerzu populistische Parolen ausgegeben und sie später auch fleißig in Gesetze gegossen!

    Ausländer ist heute das Synonym für den türkischen Muslimen geworden, sicherlich schreibt man uns nicht darin, aber jeder weiß wohin das Pferd schlägt. Denn in der Konsequenz trifft es zumeist nur uns.

    EU-Ausländer sind auch nicht so sehr als Ausländer gemeint.

    Nun, wir erfüllen natürlich auch deren Vorurteile zu genüge.

    Wir verweigern uns,

    – zu konvertieren,
    – Jesus am Kreuze anzubeten,
    – sind gegen die Trinität,
    – essen kein Schweinefleisch,
    – essen Blutarmes, also koscheres Fleisch,
    – sind im Teint zumeist dunkel und so leichter ausfindig zu machen,
    – sind nicht Mitglieder beim örtlichen Schützenverein,
    – Mitglieder einer Karnevalls-Vereins,
    – haben noch andere Moralvorstellungen,
    – die Liste wäre ellenlang groß von Verweigerungen

    Das alles sind Hinderungspunkte bzw. gründe zu einer gewünschten Integration, eigentlich zu einer erzwungenen Assimilierung!

    Menschen aus der Türkei sind vermeintlich starr in dieser Beziehung. Aber ich sehe das nicht so. Es sind viel mehr Menschen schon angepasster, als wir uns das überhaupt vorstellen können. Aber dennoch, wird selbst eine Selbstauflösung uns nicht dazu uns bewahren von dieser Gesellschaft als Ausgestoßene zu gelten.

    Wir können nur bestimmte Ansätze machen und nicht weiter, aber selbst das wäre schon mal was.

    Deshalb propagiere ich eigentlich für eine Re-Emigration zurück in die Türkei – in einem Zeitraum von maximal 20 bis 30 Jahren. Natürlich müssten aber auch Deutsche in diesem Zeitraum die Türkei verlassen können.

    Es sind einfach zu wenige Deutsche, die uns wohlgesonnen sind. Die Zahl der Anfeindungen werden es noch mehr verdeutlichen! Oft wird das subtile überwiegen, aber auch die offene Feindschaft wird noch mehr zunehmen, das steht fest!

    Aber es sind nicht nur die so bösen Deutschen. Es sind auch andere Ausländer bzw. Deutsche mit einem nichttürkischen Hintergrund, die die Deutschen in ihren Vorurteilen sie bestärken, und erst recht Fehlleiten! Als würde eine Fehlleitung eines Österreichers nicht ausreichen.

    Es ist wirklich mühselig immer wieder dagegen anzugehen. Vor allem viele tausend Jungakademiker mit einem Hintergrund aus der Türkei verlassen Deutschland für immer. Und sie haben recht damit! Denn der Kampf ist im Grunde schon gleich am Anfang verloren! Es sind meist auch die Charakterstärkeren, die den Mut aufbringen alles wieder neu anzufangen, ist auch klar, wer so etwas in der Hand hält, kehrt freiwillig Deutschland für immer den Rücken!

    Jede Freundschaft mit einem Deutschen und auch bei jeder neuen Stelle an einem deutschen Arbeitsplatz beginnt immer regelrecht mit einer enormen versäumten Aufklärungsarbeit des Stelleninhabers aus der Türkei, vor Ort diese Aufklärung am deutschen Kollegen sensibel genug aufholen muss. Bis dahin schwimmen die Deutschen in einem Pool von enormen Vorurteilen und beängstigenden Vorbehalten gegenüber uns, dass einem nur noch die Haare zu Berge steigen lassen.

    Denn selber machen die Deutschen ja sich nie die Mühe und Arbeit uns wirklich kennen zu lernen! Sie wollen es auch gar nicht! Manchen behaupten gar, dass die Türkei ohne die Türken am schönsten sei! Das alleine muss doch jeden von uns aufschrecken! Selbst vermeintlich aufgeklärte Deutsche sind in ihrem Meinungsbild nicht fern von braunem Umfeld, ohne dass es ihnen bewusst wäre!

    Da gehören leider auch Rechtsanwälte, Staatsanwälte, Richter und Politiker auch mit dazu!

    • Gerd sagt:

      @ Delice

      Hallo Delice,

      wer gehen will, der geht; ohne wenn und aber! Was die Türken in diesem Fall betrifft, so hoffe ich, dass ihr auch von eurem türkischen Staat willkommen geheißen werdet :-)

      Mich wundern immer deine Schilderungen über deine persönlichen Vorurteile den Türken gegenüber. Bist Du nicht selbst einer?

      Wenn du wegen deiner türkischen Staatsbürgerschaft dich in dieser Gesellschaft nicht aktiv beteiligen kannst, so gibt es Möglichkeiten in der Türkei. Oder du entscheidest dich für die Deutsche Staatsbürgerschaft und kannst hier Vorort dein Potential aktiv umsetzen.

      Was die Studie betrifft, so konnte ich im schnell durchlauf daran nichts Inkorrektes feststellen. Die zur Analyse herangezogenen Faktoren sind sehr objektiv aber auch sehr aussagekräftig, ohne die eine oder andere Gruppe zu diskriminieren.

      Was die orientalischen Bürger betrifft, klar gibt es denen gegenüber eine größere Ausgrenzung. Dies ist jedoch nicht nur von den deutschen ausgehend. (Ist auch in dem Bericht dargestellt).

      Könntest Du dir vorstellen, dass die Türken ebenfalls viele Vorurteile gegenüber Andersdenkenden haben? Könntest Du dir auch vorstellen, dass Türken, viele Hände, die Ihnen gereicht wurden, nur deshalb angewandt haben weil es „Christliche“ oder wenn es von aufgeklärten Türken kam als „Gottlose“ diffamiert und abgewandt haben?
      Welche Vorurteile hast Du, deinen eigenen Landsleuten und der Aufnahmegesellschaft gegenüber?

      Wenn Du selbst mit dir im Einklang bist, so werden die Menschen Dir gegenüber auch ganz anders auftreten. Du kennst doch: ich bin ok – du bist ok 

      Wir können andere nicht verändern, aber uns selbst – und an dieser Stelle eine kleine Anregung für eine konstruktive Umsetzung deiner Vorhaben:

      Was willst Du wirklich erreichen?

      Gruß

      Gerd