Gleiche Arbeit, weniger Lohn
Ausländer in Sachsen verdienen 684 Euro weniger als Deutsche
Ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland läuft auch in sächsischen Betrieben nicht mehr viel. Die Unternehmen haben das erkannt. Dennoch zahlen sie Ausländern bis zu 900 Euro weniger Lohn. Der DGB sieht in „fehlender Weltoffenheit“ ein Problem.
Montag, 16.12.2024, 15:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 16.12.2024, 15:28 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Immer mehr Betriebe in Sachsen setzen auf ausländische Arbeitskräfte. Nach einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit beschäftigen derzeit 22 Prozent der Firmen im Freistaat Mitarbeiter aus dem Ausland – doppelt so viele wie noch 2015. „Der sächsische Arbeitsmarkt ist angesichts der demografischen Entwicklung auf Zuwanderung angewiesen“, erklärte Klaus-Peter Hansen, Agenturchef in Sachsen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wiederum stellt eine Forderung. „Unser Anspruch als Gewerkschaften ist die Gleichbehandlung aller Beschäftigten in Sachsen. Sowohl bei den Löhnen als auch bei den Arbeitsbedingungen“, erklärte DGB-Chef Markus Schlimbach. Die Kollegen würden Schulter an Schulter arbeiten, der Blick auf den Lohnzettel zeige aber oft Unterschiede. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit müsse selbstverständlich sein.
Schlimbach bezog sich auf Angaben der Bundesagentur für Arbeit, wonach ausländische Beschäftigte in Sachsen im Mittel 684 Euro weniger im Monat bekommen als deutsche. Bei polnischen Beschäftigten liege der Unterschied bei 759 Euro und bei tschechischen Beschäftigten sogar bei 892 Euro. „Wenn die Unternehmen in Sachsen für internationale Fachkräfte attraktiv sein wollen, müssen diese Lohnunterschiede schleunigst abgeschafft werden.“
Einheimisches Arbeitskräftepotenzial reicht nicht aus
Laut Agenturchef Hansen reicht das einheimische Potenzial an Arbeitskräften nicht aus, um altersbedingte Abgänge auszugleichen. Es sei ermutigend, dass bereits mehr als jeder fünfte Betrieb auf Vielfalt setze und Ausländer beschäftigt: „Diese Unternehmen schaffen Chancen, bauen den Zusammenhalt innerhalb ihrer Belegschaft aus und sichern langfristig ihre dringend benötigten Arbeits- und Fachkräfte – unabhängig von Herkunft oder Sprache ihrer Mitarbeitenden.“
Die Arbeitsagentur sieht auf diesem Gebiet aber noch viel Spielraum, vor allem bei kleineren Unternehmen. „Letztendlich ist entscheidend, dass ein Mitarbeiter für den Unternehmenserfolg und als wertvolles und gleichberechtigtes Mitglied einer Mannschaft arbeitet – unabhängig von der Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Sprache“, betonte Hansen.
Große Betriebe setzen häufiger auf Internationalität
Je mehr Beschäftigte ein Unternehmen hat, desto höher ist der Ausländeranteil an der Belegschaft. Laut Statistik haben in Sachsen nur zehn Prozent der Betriebe mit einem bis vier Beschäftigten ausländische Arbeitnehmer. In Unternehmen mit 5 bis 19 Leuten beträgt dieser Anteil 25 Prozent, in Betrieben mit 20 bis 99 sind es 58 Prozent. Bei mittleren und großen Unternehmen – bis 499 Arbeitnehmer und mehr – liegt der Anteil bei 86 beziehungsweise 99 Prozent.
Die höchsten Ausländeranteile gibt es im Gastgewerbe und der Logistik. In Leipzig und Dresden setzt bereits jeder dritte Betrieb auf internationales Personal. Am geringsten ist der Anteil bei Betrieben im Erzgebirgskreis (14,5 Prozent). Zum Stand Mitte 2023 waren 8 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen Ausländer, bundesweit lag der Anteil bei 15,3 Prozent.
DGB beklagt fehlende Weltoffenheit in Sachsen
Der DGB sieht auch in „fehlender Weltoffenheit in Sachsen“ ein Problem. „Ausländische Beschäftigte und ihre Familien müssen endlich als gleichberechtigter Bestandteil der Gesellschaft in Sachsen anerkannt werden“, betonte Schlimbach. (dpa/mig) Leitartikel Panorama
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