Wenn der Schuh drückt
Bundesländer wollen ausländische Fachkräfte schneller in Jobs bringen
Erst muss der Schuh drücken, bevor die Politik handelt. Jetzt, wo der Fachkräftemangel in immer mehr Branchen spürbar wird, haben Bund und Länder Vereinfachungen bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen vereinbart.
Dienstag, 17.12.2024, 11:16 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 17.12.2024, 11:22 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Anerkennung ausländischer Qualifikationen ist für die Antragsteller viel mehr als nur ein formeller Akt in einer Amtsstube. Davon hängt die berufliche und finanzielle Zukunft ab. Obwohl die Anerkennung von großer Bedeutung ist, müssen Antragssteller mitunter lange und komplizierte Verfahren durchlaufen, ehe sie ihren erlernten Beruf ausüben dürfen. So lange arbeiten sie oft im Niedriglohnsektor und üben Tätigkeiten aus, für die sie überqualifiziert sind. Ein Zustand, der für Betroffene sehr belastend ist. Ihr Schuh drückt seit vielen Jahren, ohne dass Abhilfe geschaffen wurde – der taxifahrende ausländische Arzt oder die kaffeeservierende Erzieherin führte zu keiner nennenswerten Regung in der Politik.
Jetzt, wo der Fachkräftemangel sich immer mehr zuspitzt, demografische Berechnungen keine Abhilfe versprechen – sprich, der Schuh auch den deutschen Fuß drückt –, haben sich Bund und Länder auf der Ministerpräsidentenkonferenz darauf verständigt, die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Der sächsische Ministerpräsident und Vorsitzender der Konferenz, Michael Kretschmer (CDU), sagte, es gebe nun konkrete Vereinbarungen zur Beschleunigung und Digitalisierung der Verfahren.
So soll die Zahl der Anerkennungsstellen reduziert werden, um Kompetenzen zu bündeln und schnellere Abläufe zu gewährleisten. Vorbild ist das Anerkennungsverfahren für Abschlüsse in Pflegeberufen, für das in jedem Bundesland nur noch eine Stelle zuständig ist. Die Verfahren für andere Berufe sollen ebenfalls bei wenigen Anerkennungsstellen gebündelt werden – möglichst auch länderübergreifend.
Akuter Mangel in Gesundheitsberufen
Ein besonderes Augenmerk wird auf die Beschleunigung und Harmonisierung der Verfahren für Gesundheitsberufe gelegt. Damit will man schnell mehr Pflegefachkräfte sowie Ärztinnen und Ärzte aus Ländern außerhalb der Europäischen Union gewinnen. Die berufsbegleitenden Anerkennungsverfahren, in denen ausländische Fachkräfte Abschlüsse nachholen können, sollen verbessert und ausgeweitet werden.
Grund für diesen Fokus ist ein zunehmend akuter Fachkräftemangel in medizinischen Berufen. Besonders Kliniken und Praxen in ländlichen Regionen klagen über fehlendes Personal. Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung könne, sofern es keine Verbesserung gibt, nicht mehr aufrechterhalten werden. Experten appellieren bereits seit Längerem an die Politik, die Verfahren weiter zu entbürokratisieren.
Maßnahmenbündel
Wie die Ministerpräsidenten mitteilten, sollen künftig die erforderlichen Unterlagen bei den Anerkennungsstellen elektronisch eingereicht werden können und auch englischsprachige Dokumente akzeptiert werden. Auf Beglaubigungen soll weitgehend verzichtet werden, da sie die digitale Bearbeitung verzögern. Außerdem sollen von 2025 an Fachkräfte-Visa über das Auslands-Portal des Auswärtigen Amts online beantragt werden können – alles Maßnahmen, die Antragsstellern das Leben zumindest ein Stück erleichtern.
Vereinbart ist, Ende September 2025 die bis dahin erreichten Fortschritte auszuwerten. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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