Pro Asyl für Mehrfachbesuche
Entwicklungsministerin unterstützt Heimatbesuche von Syrern
Bundesentwicklungsministerin Schulze begrüßt Faesers Vorschlag, Syrerinnen und Syrern eine einmalige Reise in ihre Heimat zu ermöglichen. Pro Asyl fordert, solche Reisen auch mehrfach zu gestatten, um den Wiederaufbau Syriens zu fördern.
Donnerstag, 16.01.2025, 15:47 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 16.01.2025, 16:09 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) unterstützt den Vorschlag von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Syrerinnen und Syrern einmalige Reisen in ihr Herkunftsland zu ermöglichen, ohne dass sich dies auf ihren Schutzstatus in Deutschland auswirkt. „Niemand geht irgendwohin zurück, wo er nicht weiß, ob die Kinder in die Schule gehen können, es Strom gibt oder einen Zugang zu einem funktionierenden Gesundheitssystem gibt“, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag in Berlin. Es sei richtig, dass Syrerinnen und Syrer die Lage vor Ort erst einmal „abtesten“ zu lassen.
Innenministerin Faeser hatte die einmaligen Reisen von Syrerinnen und Syrern in ihr Heimatland als einen sinnvollen Ansatz, um Flüchtlinge möglicherweise langfristig zur Rückkehr zu bewegen, ins Spiel gebracht. Ihr Ministerium und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) prüften diese Möglichkeit.
Schulze war selbst am Mittwoch nach Damaskus gereist, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und erste Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. So hatte Schulze angekündigt, neue Klinikpartnerschaften zwischen deutschen und syrischen Krankenhäusern aufzubauen. Auf diese Weise könnten sich ihr zufolge syrische Ärztinnen und Ärzte in der deutschen Diaspora in ihrem Heimatland einbringen.
Pro Asyl: Syrer sollen mehrfach in die Heimat reisen dürfen
Auch die Organisation Pro Asyl ist davon überzeugt, dass aus Syrien stammenden Menschen in Deutschland eine große Rolle beim Wiederaufbau des Landes spielen könnten. Dies sei aber nur möglich, wenn sie die Sicherheit des Aufenthaltsrechts in der neuen deutschen Heimat nicht verlieren. Deshalb fordert die Organisation, dass Syrerinnen und Syrer in Deutschland nicht nur einmal, sondern mehrfach nach Syrien reisen dürfen, ohne das Aufenthaltsrecht in Deutschland zu verlieren.
Der Geschäftsführer von Pro Asyl, Karl Kopp, gab zu bedenken, dass Flüchtlinge aus der Ukraine zwischen den Ländern hin- und herreisen dürften, auch bosnische Flüchtlinge hätten in den 90er Jahren pendeln dürfen. Entsprechend gestatte etwa die Türkei syrischen Flüchtlingen, mehrere Reisen zu machen, um die Möglichkeit einer Rückkehr herauszufinden. „Eine Rückkehr kann nicht im Schnellschussverfahren erzwungen werden, es muss eine freiwillige Rückkehr im Einklang mit der Menschenwürde geben“, betonte Kopp.
Starke Bindung zu Deutschland
Die Forderung rechter Parteien nach einer Rückführung von syrischen Flüchtlingen nach Syrien verängstige nicht nur Betroffene, sondern auch Eingebürgerte, ergänzte der flüchtlingspolitische Sprecher der Organisation, Tareq Alaows. „Wir gewinnen den Eindruck, wir werden nicht als Einwohner gesehen, sondern nur als Arbeitskraft.“
Viele Syrer und Syrerinnen in Deutschland hätten nach fünf Jahren Bürgerkrieg und knapp zehn Jahren Leben in Deutschland mehr Bindungen in Deutschland als in Syrien, Kinder seien hierzulande aufgewachsen. Sie forderten, als Teil der deutschen Gesellschaft anerkannt zu werden. In Deutschland leben nach amtlichen Angaben knapp eine Million Syrerinnen und Syrer.
Asylentscheidungen nicht länger aussetzen
Für Menschen aus Syrien im Asylverfahren führe der Entscheidungsstopp durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zu großer Verunsicherung, sagte der Pro-Asyl-Sprecher. Die Asylentscheidungen dürften nicht länger ausgesetzt werden, forderte er. Das Einfrieren der Verfahren führe dazu, dass Menschen eine Perspektive in Deutschland geraubt werde.
Zurück zur StartseiteMiGLETTER (mehr Informationen)UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDENAuch interessantMeistgelesene Artikel
- Paradoxon Wie Deutschland Syrer zum Bleiben zwingt
- Pro Asyl für Mehrfachbesuche Entwicklungsministerin unterstützt Heimatbesuche von Syrern
- Diskriminierung Ohne deutschen Pass kein Zutritt? – Besucher kritisiert Club
- Weniger Mittelmeer, mehr Atlantik Flüchtlinge nehmen andere Routen – tausende Tote
- Nebenan So jung und schon so versaut
- Sensible Kommunikation Bündnis fordert Recht auf Dolmetscher im Gesundheitswesen