Verbotsantrag im Bundestag
Menschenrechtsinstitut sieht Chance für AfD-Verbot in Karlsruhe
Das Deutsche Institut für Menschenrechte sieht die Voraussetzungen für ein Verbot der AfD erfüllt. Entscheiden muss in so einem Fall immer das Bundesverfassungsgericht. Die politische Diskussion über einen entsprechenden Antrag hat bereits begonnen.
Donnerstag, 23.01.2025, 13:09 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 23.01.2025, 13:09 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) hält die fraktionsübergreifende Initiative von Bundestagsabgeordneten für ein Verbot der AfD für aussichtsreich. „Das Instrument des Verbotsverfahrens einer Partei ist aus historischer Erfahrung für eine Situation wie die jetzige geschaffen worden“, heißt es in einer Mitteilung des Instituts.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist eine unabhängige nationale Menschenrechtsinstitution. Es wird vom Bundestag finanziert. Das Institut setzt sich nach eigenen Angaben unter anderem dafür ein, dass Deutschland die Menschenrechte im In- und Ausland einhält und fördert. Bereits in einer Analyse vom Juni 2023 hatte das Institut die Auffassung vertreten, dass die Partei aufgrund „ihrer Gefährlichkeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung“ durch das Bundesverfassungsgericht verboten werden könnte. „Die Partei hat sich seither weiter radikalisiert“, heißt es in der Mitteilung des DIMR.
Antrag für AfD-Verbotsverfahren von über 100 Abgeordneten
Ein Antrag von mehr als 100 Bundestagspolitikern verschiedener Fraktionen für ein AfD-Verbotsverfahren soll in der kommenden Woche erstmals im Plenum debattiert werden. Das teilten die Initiatoren des Gruppenantrags, Carmen Wegge (SPD), Marco Wanderwitz (CDU), Till Steffen (Grüne), Martina Renner (Linke) und Stefan Seidler (SSW) am Montag mit.
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt spricht sich klar dafür aus, noch vor der Neuwahl des Bundestages über einen Bundestagsantrag zu einem AfD-Verbotsverfahren zu entscheiden. „Die AfD hetzt zunehmend offen gegen Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, und greift unseren Rechtsstaat sowie unsere Verfassung aggressiv an“, sagte die Grünen-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Sie fügte hinzu: „In der kommenden Sitzungswoche müssen wir als Bundestag Verantwortung für den Schutz unserer Demokratie übernehmen und den Weg nach Karlsruhe ebnen.“
Wanderwitz verteidigt Antrag vor Neuwahl
Auch Wanderwitz hat den Zeitpunkt der Initiative für ein Verbot der AfD verteidigt. „Wenn uns das Verbotsverfahren nicht auf Sicht gelingt, dann können wir im Grunde die weiße Fahne hissen“, sagte er im Deutschlandfunk. Angesichts der vorgezogenen Bundestagswahl müsse man den ursprünglichen Zeitplan straffen. „Wir halten die AfD für eine wirkmächtige, gefährliche rechtsradikale Partei.“ Er sorge sich um die Zukunft des Landes und den Fortbestand der parlamentarischen Demokratie.
Wanderwitz kritisierte, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz vor der vorgezogenen Bundestagswahl kein aktuelles Gutachten mit einer Einschätzung zu der Partei mehr vorlegen werde. „Wir halten die Rechtsauffassung, dass man so kurz vor einer Wahl nichts sagen darf, dezidiert für falsch“, betonte er.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv zurückhaltend zu der anstehenden Debatte im Bundestag. „Im Moment, vor einer Bundestagswahl, ist es wichtig, zu sagen, was will diese Partei eigentlich“, sagte sie. Bislang sei die AfD lediglich ein rechtsextremer Verdachtsfall – es gebe noch keine Einstufung als gesichert rechtsextrem durch den Verfassungsschutz.
Zweiter Antrag fordert Gutachten
Ein Parteienverbot kann von Bundestag, Bundesrat oder Bundesregierung beim Bundesverfassungsgericht beantragt werden. Mit ihrer Vorlage will die parteiübergreifende Gruppe einen entsprechenden Bundestagsbeschluss erreichen. Ob der Antrag eine Mehrheit finden wird, ist offen. Die Richter in Karlsruhe würden dann prüfen, ob die AfD nach Artikel 21 Grundgesetz verfassungswidrig ist. Ihr müsste in einem solchen Verfahren nachgewiesen werden, dass sie aggressiv-kämpferisch gegen die Verfassung vorgeht.
Abgeordnete um die Grünen-Politikerin Renate Künast haben im Bundestag einen anderen Antrag eingebracht. Dieser sieht zunächst eine Beauftragung von Gutachtern durch die Präsidentin des Bundestags vor. Diese sollten nach den Vorstellungen der Antragsteller erst die Erfolgsaussichten eines AfD-Verbotsantrags prüfen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall. (dpa/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Die und Wir AfD, heimlicher Wunsch der Mehrheitsgesellschaft
- Pro Asyl für Mehrfachbesuche Entwicklungsministerin unterstützt Heimatbesuche von Syrern
- Gesichert rechtsextrem Bundespolizist kandidiert für die AfD
- Sachsen-Anhalt CDU verhindert muslimische und jüdische Bestattungen
- „Anti-Islamisierungs-Paket“ AfD will Deutschpflicht in Moscheen, Minarett- und…
- „Chaos“ nach Amtsantritt Trump ruft Notstand an der Grenze aus und droht…