
Sylt-Déjà-vu
„Ausländer raus“-Rufe im Nobel-Tennisclub
Das Video soll in einem der teuersten Berliner Tennisclubs aufgenommen worden sein. Er zeigt verstörende Szenen einer Party mit „Ausländer-Raus“-Gesängen. Die rassistischen Parolen haben laut Polizei ein Nachspiel.
Dienstag, 04.03.2025, 10:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 04.03.2025, 7:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Berliner Kriminalpolizei ermittelt wegen eines Videos, das rassistische Gesänge bei einer Party in einem Tennisclub zeigen soll. Geprüft werde derzeit die strafrechtliche Relevanz, sagte eine Polizeisprecherin. Es gebe auch eine Anzeige. Das Boulevardblatt „Bild“ berichtete und veröffentlichte einen kurzen Film einer Party mit tanzenden Menschen, von denen einige mehrfach „Ausländer raus, Ausländer raus“ zu der Musik rufen.
Die Party soll sich am Samstag in einem schicken Tennisclub in Grunewald im Berliner Westen abgespielt haben. Das Video soll laut „Bild“ vom Portal Instagram stammen. Zu sehen sind Dutzende Menschen, die tanzen und singen. Mehrfach ist der Slogan deutlich zu hören.
Dem Veranstalter zufolge stammen die Gesänge von fünf bis sechs Neuntklässlern. Dem Vernehmen nach grölen allerdings nicht nur einige wenige Pubertäre den rassistischen Ruf, sondern viele im Chor – so laut, dass sogar die laute Partymusik übertönt wird.
Tennisclub verurteilt die Gesänge
Der Tennisclub räumte ein, dass die Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Clubs stattgefunden habe. Dabei sei es zu „einem Vorfall mit verfassungsfeindlichen Äußerungen gekommen“, hieß es in einer Stellungnahme auf der Internetseite des Clubs. Allerdings sei die Veranstaltung nicht vom Tennisclub organisiert oder durchgeführt worden, wenn auch die Einladung „durch das Büro des Clubs“ verschickt wurde. Die Räumlichkeiten seien einer Einzelperson zur Verfügung gestellt worden.
„Der Club war in keinerlei Weise in die Organisation, den Ablauf oder den Ticketverkauf involviert und hat wirtschaftlich nicht von der Veranstaltung profitiert.“ Dennoch nehme man diesen „Vorfall äußerst ernst“ und verurteile „ihn aufs Schärfste“.
Anwalt: Es gab wohl Widerstand gegen singende Gruppe
Der Anwalt des Tennisclubs sagte dem RBB, dass der Verein den Vorfall bei der Staatsanwaltschaft anzeigen wolle. Er habe im Nachhinein erfahren, dass einzelne der anwesenden Menschen auf die grölende Gruppe zugegangen sein sollen und diese aufforderten, die rassistischen Gesänge zu unterlassen.
Im Frühjahr 2024 hatte ein ähnliches Video aus einer Bar auf Sylt für heftige Debatten und Ermittlungen der Polizei gesorgt. Junge Menschen grölten zu der Melodie eines Party-Hits „Ausländer raus“. Der Vorfall hatte eine Debatte über Rassismus in der Oberschicht ausgelöst. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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