
Medienanalyse
Wahlsendungen mit viel Migration und ohne Weltblick
TV-Sendungen zur Bundestagswahl 2025 drehten sich hauptsächlich um Migration – als Bedrohung für Deutschland. Fluchtursachen, globale Krisen und humanitäre Katastrophen blieben fast vollständig ausgeblendet. Das zeigt eine jetzt veröffentlichte Medienanalyse. Ein gefährlicher Tunnelblick.
Montag, 10.03.2025, 15:06 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 10.03.2025, 15:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die TV-Sendungen zur Bundestagswahl waren überwiegend von innenpolitischen Themen wie der Migrationsdebatte geprägt: Wie viele Menschen kommen? Wie kann die sogenannte „illegale Migration“ gestoppt werden? Welche Auswirkungen hat das auf die innere Sicherheit? Dabei blieb ein entscheidender Punkt außen vor: die Ursachen von Flucht und Migration. Die Kriege und Krisen, die Menschen zur Flucht zwingen, spielten in den Wahlsendungen eine verschwindend geringe Rolle.
Das ergab eine Analyse des Medienforschers Ladislaus Ludescher von der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Für seine Auswertung untersuchte er zwölf reichweitenstarke Wahlsendungen im öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehen. Ein weiterer zentraler Befund: Nahezu alle Konflikte im Globalen Süden wurden ignoriert.
Migration als Bedrohung? Eine verkürzte Debatte
Von den insgesamt 1.190 Minuten Sendezeit der analysierten Wahlsendungen entfielen 201 Minuten (16,9 Prozent) auf das Thema Migration. Doch anstatt die komplexen Hintergründe von Fluchtbewegungen zu beleuchten, stand fast ausschließlich die sicherheitspolitische Dimension im Vordergrund. Besonders nach dem Anschlag in München am 13. Februar 2025 wurde Migration vor allem in Verbindung mit Kriminalität und innerer Sicherheit diskutiert.
Der globale Kontext fehlte. Die größten humanitären Krisen – in Jemen, Sudan, der Demokratischen Republik Kongo oder Syrien – fanden kaum Erwähnung. Der Blick auf Migration wurde auf Deutschland verengt. Weder die Rolle Deutschlands in der internationalen Politik, noch die Verantwortung des Westens für globale Konflikte wurden thematisiert.
Vergessene Kriege, vergessene Menschen
Die Bundestagswahldebatten bestätigten einen Trend, der sich bereits in der allgemeinen Berichterstattung abzeichnet: Während der Ukraine-Krieg in 147 Minuten thematisiert wurde, erhielten die Konflikte in Nahost, Jemen, Sudan oder der DR Kongo zusammen nicht einmal zwei Minuten Sendezeit.
Gerade der Gaza-Krieg, der 2024 auch in deutschen Medien viel Raum einnahm, wurde fast völlig ausgeklammert. In neun von zwölf untersuchten Sendungen kam er gar nicht vor. Nur in drei Formaten gab es überhaupt eine Erwähnung – und auch hier nur am Rande. Selbst Randthemen wie Tempolimits oder die Zukunft von Cannabis erhielten mehr Aufmerksamkeit als der gesamte Globale Süden zusammen. (mig) Leitartikel Panorama
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