
Abschreckung funktioniert nicht
Großbritannien: So viele Asylanträge wie seit 20 Jahren nicht
Eigentlich will London die Zahl der Geflüchteten senken – und ergreift bisweilen auch drastische Maßnahmen. Nun meldet das Innenministerium einen Rekord an Asylanträgen. Auch die Zahl der Menschen, die mit Schlauchbooten ins Land kommen, steigt.
Dienstag, 18.03.2025, 12:17 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.03.2025, 12:18 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
In Großbritannien haben zuletzt so viele Menschen einen Asylantrag gestellt wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Etwa 108.000 Menschen haben im vergangenen Jahr Asyl beantragt, wie das Innenministerium in London mitteilte. Das seien 18 Prozent mehr gewesen als 2023. Die Zahl liege auch über dem bisherigen Rekord im Jahr 2002 (103.000).
Der Statistik zufolge wurden auch mehr Menschen entdeckt, die ohne gültige Einreisepapiere ins Land kommen – also etwa mit Schlauchbooten über den Ärmelkanal.
Gefährlicher Weg über den Ärmelkanal
Wie London weiter mitteilt, seien im vergangenen Jahr knapp 44.000 Ankünfte von Personen ohne Einreisedokumente registriert worden. Das seien 19 Prozent mehr als 2023, aber weniger als 2022. Zu bedenken sei, dass nicht alle Fälle bemerkt würden. Der Großteil der Menschen sei mit kleinen Booten angekommen (84 Prozent).
Immer wieder sterben Migranten bei dem Versuch, mit Booten von Frankreich nach England zu gelangen. 72 Menschen verloren dabei nach französischen Angaben im vergangenen Jahr ihr Leben. Der französischen Meerespräfektur zufolge überfüllen Schleuser die Boote mit immer mehr Menschen. Menschenrechtler wiederum werfen den Ländern vor, keine legalen Fluchtwege zu schaffen. Ohne sie seien Geflüchtete gezwungen, ihr Schicksal in die Hände von Schleppern zu geben.
Abschreckungspolitik funktioniert nicht.
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer von der sozialdemokratischen Labour-Partei will den Grenzschutz stärken und Schleuser bekämpfen. Seine Regierung will insgesamt harte Kante gegen irreguläre Migration zeigen und veröffentlichte kürzlich etwa Fotos von Abschiebeflügen.
Zuletzt hatte das Land sogar drastischere Maßnahmen ergriffen, um die Zahlen zu senken. So wurde ein umstrittenes Abschiebepakt mit Ruanda geschlossen, um Asylverfahren nach Afrika zu verlagern. Das Vorhaben, das auch als Abschreckung dienen sollte, wurde nach mehreren Gerichtsurteilen eingestellt. Ebenso verpuffte die Unterbringungen von Asylbewerbern auf einem Lastkahn unter haftähnlichen Bedingungen ohne nennenswerte Wirkung. (dpa/epd) Aktuell Ausland
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