
Rechtsrock und White-Power-Gruß
Rechtsextreme Vorfälle von Schülern erschüttern
Während einer Auschwitz-Gedenkfahrt formieren sich Jugendliche zum White-Power-Gruß, anderswo soll grölt ein Abiturjahrgang rassistische Lieder: Zwei Vorfälle werfen ein grelles Schlaglicht auf rechtsextreme Entgleisungen an deutschen Schulen.
Montag, 14.04.2025, 16:17 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 14.04.2025, 16:17 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau haben vier Neuntklässler aus Görlitz eine rechtsextreme Geste gezeigt. Die Jugendlichen der Scultetus-Oberschule posierten am 13. März vor dem ehemaligen deutschen Vernichtungslager mit dem sogenannten White-Power-Gruß – Daumen und Zeigefinger bilden dabei einen Kreis, die restlichen Finger sind abgespreizt. Die Geste wird in der rechtsextremen Szene als rassistisches Symbol verwendet und steht für die Vorherrschaft der „weißen Rasse“.
Das Foto des Vorfalls verbreitete sich schnell über soziale Medien. Die Schulleitung reagierte umgehend, stellte Anzeige bei der Polizei und lud die betreffenden Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zu Gesprächen ein. Die Jugendlichen erhielten einen Schulleiterverweis und müssen nun Sozialstunden in einer Behindertenwerkstatt leisten. Laut Angaben der Schule zeigten sie sich einsichtig. Weitere rechtsextreme Vorfälle an der Schule seien nicht bekannt.
Rassistische Lieder zum Abi
Anders der Fall in Bad Münstereifel: Während der Abi-Mottowoche an einem katholischen Gymnasium sollen Schülerinnen und Schüler rassistische Lieder gesungen haben. Als Reaktion darauf untersagte die Schulleitung alle weiteren Aktivitäten der Woche. Laut dem Erzbistum Köln, das Träger der Schule ist, wurde der Vorfall noch am selben Tag in einer Stufenversammlung angesprochen. Dort sei unmissverständlich klargestellt worden, dass der gesungene Text im Widerspruch zu den katholischen Werten der Schule stehe.
„Ein solches Verhalten wird von uns auf das Entschiedenste abgelehnt und entsprechend geahndet“, so ein Sprecher des Erzbistums. Wer genau die Urheber der Aktion waren, ist bislang unklar. Eine umfassende pädagogische Aufarbeitung sei geplant.
Rechtsextremismus unter Jugendlichen auf dem Vormarsch
Beide Fälle machen deutlich, wie herausgefordert Schulen heute durch rechtsextreme Tendenzen unter Jugendlichen sind. Gespräche und Sozialstunden allein reichen nicht aus, um ideologisch verfestigte Einstellungen aufzubrechen. Solche Vorfälle spiegeln ein gesellschaftliches Klima wider, das rassistische und ausgrenzende Haltungen zunehmend normalisiert und damit auch im Schulalltag reproduziert.
Pädagoginnen und Pädagogen stehen vor der schwierigen Aufgabe, solche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und einzuordnen. Dabei geht es nicht nur um Sanktionen, sondern vor allem um Aufklärung und die Stärkung demokratischer Werte. Wie wenig Unterstützung sie dabei mitunter erfahren, zeigte zuletzt der Fall einer Brandenburger Schule. Dort warnten Lehrkräfte in einem Brandbrief vor rechtsextremen Umtrieben – und mussten die Schule schließlich selbst verlassen. Sie erhielten weder ausreichende Rückendeckung noch Schutz vor Anfeindungen. Der Fall steht exemplarisch für die Versäumnisse auf institutioneller Ebene, rechte Ideologien im Schulalltag konsequent zurückzudrängen.
Diese Entwicklungen sind kein Zufall, sondern Teil eines größeren gesellschaftlichen Trends. Der politische Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft spiegelt sich zunehmend auch im Verhalten von Jugendlichen wider. Jüngst haben mehrere Verfassungsschutzämter der Länder darauf hingewiesen, dass die rechtsextreme Szene immer jünger werde – ein Alarmsignal, das Schulen und Gesellschaft gleichermaßen herausfordert. (mig) Aktuell Panorama
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