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Fachkräftemangel

Pläne zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse nicht unumstritten

Die Bundesregierung möchte dem drohenden Fachkräftemangel begegnen. Durch eine schnelle Anerkennung im Ausland erworbener Berufsabschlüsse sollen vorhandene Potenziale genutzt werden. Die Pläne der Bundesregierung sind aber nicht unumstritten.

Dienstag, 19.10.2010, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 24.10.2010, 23:09 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Immer weniger junge Menschen verlassen in Deutschland die Schule, ein Ergebnis des demografischen Wandels. Das ist gut für die Suche nach einem Ausbildungsplatz, zunehmend aber ein Problem für die deutsche Wirtschaft: Fachkräftemangel droht.

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Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) beziffert den der Wirtschaft durch Personalmangel im vergangenen Jahr entstandenen Schaden auf etwa 15 Milliarden Euro. „Das muss sich ändern“, erklärte er, denn Fachkräftesicherung sei eine zentrale Aufgabe von Unternehmen und Politik.

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Gesetz soll im Dezember beraten werden
Besonders will sie auf Menschen mit Zuwanderungshintergrund zugehen, die einen in Deutschland nicht anerkannten Berufsabschluss haben. Diese, geschätzt 300.000 Zuwanderer, müssen nicht erwerbslos oder unterqualifiziert beschäftigt sein.

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Voraussichtlich noch im Dezember wird das Bundeskabinett das „Gesetz über die Feststellung der Gleichwertigkeit von Berufsqualifikationen“ beraten. Es wird einen allgemeinen Rechtsanspruch auf ein Verfahren zur Anerkennung und Bewertung beruflicher Auslandsqualifikationen schaffen.

Dabei müssen sich die Fachkräfte an deutschen Ausbildungs- und Qualitätsstandards messen lassen, wobei bundesweit gleiche Kriterien anzulegen sind. Es geht nicht darum, dass Un- oder Angelernte aus dem Ausland einen deutschen Abschluss oder eine Zertifizierung erhalten.

Insbesondere Medizinner, Pflegekräfte und Handwer
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) strebt eine maximale Bearbeitungsdauer von drei Monaten und ein unbürokratisches Verfahren an. Wenn sich eine Auslandsqualifikation als nicht gleichwertig erweist, sollen Antragsteller informiert werden, wie sie sich weiterqualifizieren können.

Das Gesetz wird für Berufe gelten, die auf Bundesebene geregelt sind, also insbesondere akademische Heilberufe, Pflegekräfte, Ausbildungsberufe nach dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung.

Gemeinsam mit den Ländern möchte die Bundesregierung eine Erstanlaufstelle einrichten. Sie soll den Weg weisen durch die Verfahren und zu den zuständigen Behörden. Weiter soll diese Anlaufstelle auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt beraten.

Abschlüsse schnell und nicht selektiv anerkennen
So wohlwollend sich die Pläne der Bundesregierung auch anhören, unumstritten sind sie nicht. So kritisiert Agnes Alpers, Sprecherin für Aus- und Weiterbildung der Linkspartei, dass die Bundesregierung nur etwas für diejenigen tun will, die aktuell auf dem Arbeitsmarkt „verwertbar“ sind. Dieses Selektionsprinzip sei indiskutabel.

Alpers weiter: „Wenn es nach dem Willen von Annette Schavan geht, erhalten nur 300.000 von etwa 2,9 Millionen Migranten, die einen beruflichen oder schulischen Abschluss im Ausland erworben haben, eine Chance auf berufliche Integration.“ Es sei wieder dasselbe Prinzip: „Die, die auf dem Markt nützlich scheinen, werden anerkannt. Allen anderen wird entweder Integrationsunwilligkeit oder –unfähigkeit unterstellt.“ Wer von Integration spreche, müsse die persönlichen und beruflichen Qualifikationen aller anerkennen und nicht nach dem Wert auf dem Arbeitsmarkt selektieren.

Der in Teilen bekannt gewordene Gesetzesentwurf weise große Lücken auf. „Wird beispielsweise ein Abschluss in einem Bundesland anerkannt, so kann er im benachbarten schon nicht mehr gültig sein“, so Alpers. Auch ein allgemeiner Anspruch auf Nachqualifizierung sei bisher nicht vorgesehen.

Rechtsanspruch auf Anerkennungsverfahren wird nicht reichen
Kritisiert wurden die Pläne der Bundesregierung auch von Grünen-Politikerin Krista Sager: „Ein Rechtsanspruch auf ein Anerkennungsverfahren allein greift aber zu kurz, um die Situation für die Betroffenen tatsächlich zu verbessern.“

Die Initiative der Bundesregierung müsse sich daran messen lassen, inwieweit sie dazu beitragen werde, Menschen mit ausländischen Qualifikationen möglichst schnell in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren, ohne dass es zum Verlust der Kompetenzen oder zu Phasen langer Arbeitslosigkeit kommt.

„Dazu brauchen wir ein leicht zugängliches Verfahren, das individuelle Beratung, passgenaue Brücken- und Weiterbildungsqualifizierungen sowie Sprachlehrgänge anbietet. Die bisherige Unübersichtlichkeit der zuständigen Stellen muss soweit wie möglich überwunden werden“, sagte Sager.

Die bisherigen Verlautbarungen dazu seien aber vage und entscheidende Fragen blieben offen. „Ist sichergestellt, dass Interessenten ein Anerkennungsverfahren bereits vom Ausland einleiten können? Wie soll erreicht werden, dass bei der Bewertung verstärkt die tatsächlich vorhandenen Qualifikationen und Kompetenzen im Vordergrund stehen?“, fragte Sager und fügte hinzu „Schließlich werden ausländische Ausbildungen in der Regel nie identisch mit den hiesigen sein.“ Politik

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  1. elimu sagt:

    Kritik ist zwar gut.. aber irgendwo muss man ja anfangen oder?

    Ich hoffe diese Anerkennungsgeschichte wird schnell vorangetrieben..
    An den Stellen, wo es happert, kann man auch im Nachhinein etwas verbessern und anpassen.
    Es fehlt wirklich eine konkrete Anlaufstelle für neu Eingewanderte.
    Mein Mann selbst ist Ende 2008 eingereist, hat daraufhin 9 Monate einen Integrationskurs besucht und die Prüfung bestanden (B1).

    Daraufhin waren wir bei der Agentur für Arbeit und wollten uns um Arbeitsstellen bewerben/erkundigen, aber diese Dame hat uns die Vermittlung verweigert, da mein Mann “ ja noch gar nicht gearbeitet hat und somit keinerlei Ansprüche hätte gegenüber dem Arbeitsamt“ (damit meine ich KEINE finanzielle Unterstützung, sondern lediglich ein PROFIL auf der Seite der Agentur im Internet!!!) Also mussten wir auf eigene Faust etwas finden und innerhalb von 2 Monaten hat es Gott sei Dank geklappt.

    ABER: wo hat man Arbeit gefunden? Beim Landsmann, wo sowieso alle mal wieder nicht richtig Deutsch sprechen und mein Mann alles gelernte wieder vergisst…. ah ja und natürlich arbeitet er für grad mal 1000 netto bei einer 58 Stunden Woche… Also umgerechnet 4,31€ / Stunde.. Und es ist weiß Gott keine Leichte Arbeit.
    So kann man ja auch ausgebeutet werden in Deutschland… Wenn er in seinem Beruf arbeiten könnte, hätte er und auch der Staat ja wohl mehr davon!

    Ich hoffe wirklich sehr, dass dieser Anlauf gut funktioniert…Ansonsten überlegt man sich wirklich ernsthaft auszuwandern.

  2. delice sagt:

    Das sollte doch auch mal beim Anerkennen von schulischen Leistungen beginnen. Ein Abitur aus der Türkei wird hier – von einer der vielen Zeugnisanerkenungsstellen der Bundesländer – nur als ein mittlerer Bildungsabschluss be- bzw. gewertet, so als hätte man nur eine Realschule besucht!

  3. YMelodieY sagt:

    @ elimu

    Du hast recht, was – nicht nur einem Einwanderer – sondern auch Deutschen bei der ARGE zugemutet wird, spottet jeder Beschreibung. Die einzige Entschuldigung kann da nur sein, dass dort oft Leute „sitzen“, die aus anderen Behörden, wie z.B. KFz-Stelle, kommen und wohl „froh“ sind, den Tag einigermassen gut zu überstehen. D.h., der Arbeitssuchende ist zweitrangig………

    Gut ist es immer, für alle, wenn man sich auf eigene Faust eine Arbeit sucht. Schlecht ist es natürlich, wenn man ausser Sprachkenntnissen keine Berufsausbildung hat. Dann geht es dem Migrant genauso – manchmal noch schlimmer wie dem deutschen Hilfsarbeiter – und er muss nehmen was gerade ansteht. Das ausländische Arbeitgeber ihr Klientel “ ausbeuten“, ist mir nicht neu, die wollen schliesslich auch erst mal verdienen, oder?

    Ich kann dir nur empfehlen, solltest du etwas Anspruchsvolleres machen wollen, dich im Internet, deutschen Zeitungen oder in der Nachbarschaft deines Wohnortes umzuhören. Das bringt oft mehr, als bei der ARGEZeit zu verschwenden……..

    Viel Erfolg wünscht dir
    YMelodieY

  4. YMelodieY sagt:

    Nachtrag:

    Eindruck macht z.B. bei Deutschen Unternehmen auch, wenn man einfach vorbeigeht und um Arbeit nachfragt. Das zeugt von Eigeninitative und wird sehr gerne gesehen. Vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit brauchen z.B. Warenhäuser und der Einzelhandel generell Personal, welches – vorerst – bei allen Arbeiten aushelfen kann Wenn der betreffende Mitarbeiter sich gut anstellt, winkt auch manchmal eine Dauerstelle. Probier es mal.

    YMelodieY

  5. elimu sagt:

    Danke für die nützlichen Tipps :)
    wir versuchen auf jeden Fall im neuen Jahr etwas neues zu finden…
    Zumindest hat er ein Jahr lang Berufserfahrung in Deutschland gesammelt ;)

    Lieber wäre es meinem Mann natürlich, wenn er seine Berufserfahrung in einem besseren Unternehmen einsetzen könnte.. Aber wir sind guter Hoffnung…klappt schon ;) danke nochmal

  6. YMelodieY sagt:

    Hallo elimu
    Es freut mich, wenn ich dir vordergründig ein paar Anregungen geben konnte.

    Wenn du möchtest, kannst du mich unter

    YMelodieY@t-online.de

    erreichen. Ich würde mich freuen, wenn du dich mit mir in Verbindung setzen würdest, vielleicht kann ich dir ein paar konkrete Tipps geben.

    Gruss YMelodieY