Rezension
Arbeitsmarktintegration und Integrationspolitik – zur notwendigen Verknüpfung zweier Politikfelder
Eine Untersuchung über SGB II-Leistungsbeziehende mit Migrationshintergrund - In dem Buch von Matthias Knuth werden die Ergebnisse eines Projektes über SGB II-Leistungsbeziehende mit Migrationshintergrund in einem Sammelband präsentiert.
Von GastautorIn Mittwoch, 03.11.2010, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Das Projekt „Wirkungen des SGB II auf Personen mit Migrationshintergrund“ wurde von insgesamt fünf Instituten (Institut für Arbeit und Qualifikation, Zentrum für Türkeistudien, TNS Emnid, Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung und Hochschule Niederrhein) im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales im Zeitraum Ende 2006 bis Ende 2009 bundesweit durchgeführt.
In dem Projekt wurden die Lebenslagen und Potentiale von Zuwanderern im Hartz-IV-Bezug, der Umgang der Jobcenter mit ihnen und die Realität des „Förderns und Forderns“ untersucht. Im Zuge der Untersuchung kam die Studie zu dem Schluss, dass für die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund mehr Anstrengungen als bisher erforderlich sind.
So wird darauf hingewiesen, dass vor allem Sprachprobleme ein großes Hindernis beim Zugang zu arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sind. Schwierigkeiten bereitet vielen BezieherInnen von ALG-II vor allem der Schriftverkehr. Einschlägige Sprachkenntnisse beim Fachpersonal sind eher selten und auf externe Dolmetscherdienste wird nur in den wenigsten Fällen zurück gegriffen.
Ein weiteres Problem, auf das die Studie aufmerksam macht ist, dass etwa 30% der ALG-II-Bezieher zwar einen Bildungsabschluss haben, dieser aber in Deutschland nicht anerkannt wird. Das Verfahren, um seinen Bildungsabschluss anerkannt zu bekommen ist sehr kompliziert und den wenigsten MitarbeiterInnen in den Jobcentern bekannt, so dass diese ihre KundInnen nur sehr schlecht beraten und helfend zur Seite stehen können. Die Lösung wäre hier ein spezialisiertes Fallmanagement, um die Betroffenen besser unterstützen zu können.
Aus der Studie geht hervor, dass sich die Arbeitsweisen und Verfahren der Jobcenter ändern müssen. So wird darauf verwiesen, dass in Zukunft mehr MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund in den Jobcentern beschäftigt werden sollten, damit diese sich besser in die Bedürfnisse ihrer Kunden hineinversetzen und ihre Lage besser verstehen können. Die Forscher plädieren aus diesem Grunde für eine gezielte Diverstiy-Orientierung in der Personalpolitik der Jobcenter.
Keywords: Integrationspolitik, Arbeitsmarktintegration, Migrationshintergrund, SGB-II, Bildungsabschlüsse
Der Einsatz von sogenannten Integrationsbeauftragten in Jobcentern mit mehr als 15% Kunden mit Migrationshintergrund wird zur besseren Eingliederung der Kunden ebenfalls angeregt. Eine der Aufgaben der Integrationsbeauftragten könnte die Überwachung der Einstellungspraxis der Jobcenter sein, damit diese nach und nach mehr Menschen mit Migrationshintergrund beschäftigen.
Der vorliegende Sammelband macht darauf aufmerksam, wie wenig die Arbeitsmarktintegration in Deutschland auf Menschen mit Migrationshintergrund zugeschnitten ist. Er offenbart, dass die Integration in Deutschland nicht nur von den Zugewanderten bzw. den Menschen mit Migrationshintergrund abhängig ist, sondern auch mit der Arbeitsweise der Institutionen zusammenhängt. Ist eine Integration der Menschen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft gewollt, ist es an der Politik die Rahmenbedingungen dafür zu ändern. Für den Bereich der Arbeitsmarktintegration gibt der Sammelband Erkenntnisse und Hinweise wie das passieren kann. Aktuell Studien Wirtschaft
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