Integration
Bundesfreiwilligendienst für Spracherwerb und Hausaufgabenhilfe nutzen
Maria Böhmer hat dazu aufgefordert, den neuen Bundesfreiwilligendienst zur Förderung der Integration von Migranten zu nutzen. Die Aufgabenfelder, die der Freiwilligendienst im Bereich Integration abdecken könne, seien vielfältig.
Donnerstag, 16.12.2010, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 20.12.2010, 0:12 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
„Angesichts der steigenden Vielfalt mit mittlerweile 16 Millionen Menschen aus Zuwandererfamilien ist Integration die zentrale Zukunftsaufgabe für unser Land. Der Bundesfreiwilligendienst bietet die Chance, mehr Migranten den Aufstieg und die Teilhabe in unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Damit wird eine Stärkung des Zusammenhalts erreicht, von der wir alle profitieren“, betonte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), am Mittwoch nach der Vorstellung des Gesetzentwurfs zur Einführung eines Bundesfreiwilligendienstes durch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) im Bundeskabinett.
Die Aufgabenfelder, die der Freiwilligendienst im Bereich Integration abdecken könne, seien vielfältig. So könnten die Freiwilligen beispielsweise junge Migranten beim Erlernen der deutschen Sprache oder bei den Hausaufgaben unterstützen, um ihre Chancen auf einen Schulabschluss zu verbessern. Einsatzgebiete könnten auch Projekte zur Förderung der interkulturellen Kompetenz sein, erklärte Böhmer.
„Zugleich bietet der Bundesfreiwilligendienst für junge Migranten selbst die Möglichkeit, sich aktiv in unserer Gesellschaft einzubringen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Ich appelliere an Jugendliche aus Zuwandererfamilien, diese Chance zu nutzen. Durch ihren Einsatz können sie deutlich machen, dass sie sich mit unserem Land und unserem Gemeinwesen identifizieren“, so die Staatsministerin.
Noch sei das bürgerschaftliche Engagement junger Migranten deutlich geringer als das bei ihren Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund. Der Freiwilligensurvey nenne Werte von 22 Prozent gegenüber 38 Prozent. Um die Verbundenheit der Migranten mit unserer Gesellschaft zu stärken sei es umso wichtiger, ihre Bereitschaft zu ehrenamtlichen Engagement zu erhöhen. Der Bundesfreiwilligendienst sei dafür ein hervorragendes Instrument. (sb) Aktuell Politik
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Zitat:
So könnten die Freiwilligen beispielsweise junge Migranten beim Erlernen der deutschen Sprache oder bei den Hausaufgaben unterstützen, um ihre Chancen auf einen Schulabschluss zu verbessern. Einsatzgebiete könnten auch Projekte zur Förderung der interkulturellen Kompetenz sein.
Sehr geehrte Frau Bömer,
in den sozialen Brennpunkten dieser Republik, weit abseits des sog. bürgerlichen Millieus, scheitern selbst gestandene SozialarbeiterInnen an den Anforderungen, die die Arbeit mit Migrantenkindern stellt. Und jetzt wollen wir junge Menschen, frisch von der Schule, am besten Abiturienten mit bildungsbürgerlichem Herkunftsmillieu dort einsetzen?
Ich habe jetzt fast zahn Jahre als Sozialarbeiter in den klassischen Jugendfreiwilligendiensten hinter mir und davor in Kindertageseinrichtungen in Brennpunktstadtteilen gearbeitet. Ich weiss, mit welchen Jugendlichen wir im FSJ bisher zu rechnen hatten, mit welchen Motiven die Jugendlichen kommen und mit welchen Voraussetzungen. Der Anspruch, den sie da stellen, überfordert das Programm und die Jugendlichen.
Über den geringen Engagementanteil Jugendlicher mit Migrationshintergrund (was für ein Wort, meine Familie kommt aus dem Sudetenland, Migranten die wir sind) wird immer wieder philosophiert. Man müsse die Jugendlichen gezielt ansprechen.
Das ist natürlich haarscharf an der Realität vorbei. Fakt ist: engagement hängt mit kulturellen Dispositionen zusammen, mit biografischer Passung und mit sozialen Netzwerken. Diese durch „zielgruppenspezifische Ansprache“ in der Breite zu konterkarieren ist ein frommer Wunsch.
Fazit: Jugednfreiwilligendienste wurde und werden von politischen Interessensgruppen missbraucht: Als Ersatz für Hilfskräfte, als Arbeitsmarktinstrument, als Integrationsinstrument, etc. Das ist Schade. Jetzt eine hochgeförderten Bundesfreiwilligendienst einzuführen, dessen Gesetzentwurf, mit Verlaub, handwerklich schlecht und inhaltlich dünn daherkommt und der das Thema pädagogische Begleitung der Jugendlichen fast komplett ausspart und auf die nachgeordneten Verordnungen verlagert, und diesen noch vor seinem Start bereits für andere Interessenslage zu okkupieren ist, gelinde gesagt, dreist.
mfg
Michael Richter
Dipl. Sozialpädagoge (FH)
Master of Social Work
Da haben wir ihn wieder, den ewigen innerdeutschen Konflikt: Abschieber gegen Förderer. Maria Böhmer ruft eine Volksfront ins Leben. Jeder, der möchte, darf mal so richtig nach Herzenslust den Migranten seiner Wahl integrieren. Michael Richter sieht lieber seine Spezialeinsatzkräfte versorgt, bestens ausgerüstet und gut bezahlt.
Schaut mal, wie Herr Richter seine Klientel beschreibt. Nicht sehr schmeichelhaft, oder? Ist das der Mann, der die Interessen von Migranten vertritt? Der mit euch Seite an Seite steht? Sicher nicht. Bei Maria Böhmer erübrigt sich schon die Frage. Das sind Leute, die den Migranten zum Objekt erklären. Das ist ihr Interesse. Vor allem die Kinder, die jungen Menschen, um die geht es ja, können sich gegen diese gewaltsame Umarmung nicht wehren. Der Migrationshintergrund macht sie zur Zielgruppe. Denn es ist ja nicht so, dass sie Ruhe hätten, wenn sie Deutsch sprechen, unauffällig sind und ein finanziell unabhängiges Elternhaus haben. Nein, nein. Die nichtdeutsche Herkunft (gestaffelt nach bestimmten Kriterien) bleibt, die sieht der Deutsche ganz genau und er hakt nach. Irgendwas fremdes, andersartiges findet er immer. Das Stigma bleibt, und diese Art von Integrationsarbeit ändert daran nichts. Schlimmer noch. Je mehr Integration, desto weniger Gleichheit.
@Sinan: Ich bedauere das sehr. Da haben wir uns gründlich missverstanden. Mir geht es um die Problemlagen, die sich in bestimmten Stadtteilen sukzessive angesammelt haben und die haben nicht ausschliesslich mit Migration zu tun, sondern mit Lebensbedingungen. Schlechter Wohnraum, niedrige Einkommen, usw. tragen dazu bei, dass hier die Bedingungen sind wie sie sind. Das sind die einsatzgebiet, vor denen ich warne. Im gutbürgerlichen Nachbarschaftverein sehe ich kein Problem im Einsatz von Freiwilligen, aber stellt sich dort die Integrationsproblematik.
Und ja, ich bin tatsächlich der Überzeugung, dass es Spezialkräfte braucht, um bestimmte Problemlagen zu bearbeiten und deren Interessen müssen uch vertreten werden. Und nein, ich habe kein negatives Bild von der Klientel. Ich kenne lediglich die Bedingungen, die vor Ort herrschen, und dort finde ich den Einsatz von Jugendlichen einfach fehl am Platz.
Man sollte dieses Projekt wenigsten versuchen. Denn es gibt auch Migranten die „solche Gegenden“ aus bekannten Problemen verlassen haben und es quasi geschafft haben. Ich würde einer lernschwachen und demotivierten Klientel also auf keinen Fall nur biodeutsche Jugendliche sondern vor allem welche mit dem jeweiligen ethnischen Hintergrund des Problembezirkes vor die Nase setzen schon alleine um heftige Abwehrreaktionen zu vermeiden. Allerdings beim Nachhilfeunterricht wird nur deutsch gesprochen und nur im allernötigsten Falle das ein Wort nicht verstanden wird oder man der Mutter (so sie nicht deutsch spricht) etwas erklären möchte übersetzt. UND wenn das Vorhaben einschlägt und angenommen wird muss es bis auf weiteres Pflicht sein und zwar so lange bis sich die Schulnoten verbessern.