Neue Studiengänge
Imame Made in Germany
Wie die neuen Studiengänge für Imame aussehen werden und was es bis dahin noch alles zu tun gibt - der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek und Prof. Dr. Bülent Uçar, Professor für Islamische Religionspädagogik in Osnabrück im Gespräch mit MiGAZIN.
Von Merve Durmuş Dienstag, 15.02.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 20.02.2011, 20:03 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Ab dem Jahr 2012 starten in Münster, Osnabrück und Tübingen die ersten Studiengänge zur Ausbildung von Imamen. Im Oktober 2010 begann bereits eine Weiterbildung für Imame an der Universität Osnabrück.
Das arabische Wort „Imam“ bedeutet „Vorbild“. 2000-2500 dieser Vorbilder gibt es in Deutschland. Im Ausland ausgebildet kommen sie nach Deutschland und leiten die zahlreichen Moscheegemeinden ähnlich wie ein christlicher Pfarrer. Doch es gibt auch grundlegende Unterschiede.
Ein 24-Stunden-Job
Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime erklärt: „Neben den klassischen Aufgaben, wie das Leiten des Gebets, Freitagsgottesdienst und Trauungen, und Beerdigungen ist der Imam auch theologischer Ratgeber, Seelsorger und Sprachrohr seiner Gemeinde. So kann er beispielsweise als Friedensstifter fungieren“.
Im Gegensatz zum Geistlichen im Christentum sei für den Beruf des Imams weder eine Legitimation notwendig, noch sei er gekoppelt an eine Hierarchie wie in der Kirche. So könne beispielsweise das Vorbeten, so Mazyek weiter, von jedem ausgeübt werden, der das nötige theologische Grundwissen dazu hat.
Vor allem die Freitagspredigt sieht er als großen Einflussfaktor. In dieser könne der Imam als Übersetzer der gesellschaftlichen Situation fungieren und der Gemeinde aktuelle Entwicklungen näher bringen.
„Ein 24-Stunden-Job“, ergänzt Prof. Dr. Bülent Uçar, Professor für Islamische Religionspädagogik in Osnabrück. Zeit, um sich mit Deutschland oder der Sprache auseinanderzusetzen, bleibt da wenig. Schnell stellt sich die Frage, wie Imame ihrer Gemeinde wirklich ein Vorbild sein können.
Imame als Integrationsfaktor
Diese Funktion der Imame kann nun durch das Studium positiv genutzt werden. Prof. Dr. Bülent Uçar betont: „Wir wollen langfristig in Deutschland sozialisierte Imame, die die kulturellen Sensibilitäten und Mentalitäten des Landes kennen. Das ist nur möglich, wenn die Imame in Deutschland aufgewachsen sind und ordentlich Islamische Theologie studieren.“
Er erachtet die Studiengänge aus zweierlei Hinsicht als notwendig: „Imame sind nicht nur wichtige Multiplikatoren im Bereich der Integration. Nach 50 Jahren dauerhafter muslimischer Präsenz ist es an der Zeit, dass für die Muslime dieselben Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, wie für alle anderen Religionsgemeinschaften in Deutschland.“ Diese Anerkennung werde langfristig die Identifikation mit Land und Kultur stärken und zu einem neuen Wir-Gefühl führen, so Uçar weiter.
Voraussetzung für die Aufnahme der in Deutschland ausgebildeten Imame in die Gemeinden, sei jedoch die Ausarbeitung der Studiengänge in einem vertrauensvollen Kontext einvernehmlich mit der muslimischen Community und entlang der Vorgaben des Grundgesetzes, rät Mazyek. „Je attraktiver das Konzept, desto grösser die Chance, dass diese in der deutschen Hochschule ausgebildeten Imame auch von den Moschee aufgenommen werden“
Diese Bedingung, an die auch die späteren Berufschancen der Imame gebunden sind, ist jedoch noch nicht erfüllt. Viele Fragen sind ungeklärt, so auch die Finanzierung. Zurzeit werden beispielsweise die Imame der DITIB, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V., durch die Türkei finanziert. Uçar schlägt vor, Imame mit einer halben Stelle als Religionslehrer einzustellen und ihnen so eine finanzielle Grundabsicherung zu bieten oder es könne eine öffentliche Stiftung gegründet werden.
Eine Übergangslösung
Die Reaktion der muslimischen Religionsgemeinschaften auf die seit Oktober 2010 angebotene Weiterbildung für Imame an der Universität Osnabrück zeigt das große Interesse an einem solchen Angebot. Beworben hatten sich 80-90 Imame. Nur 30 von ihnen, darunter auch Frauen, konnten aufgenommen werden. „In den Moscheegemeinden sind auch Frauen tätig“, so Uçar, „sie übernehmen religionspädagogische Aufgaben, wie das Unterrichten von Kindern oder seelsorgerische Tätigkeiten.“ Die Weiterbildung sei laut Uçar, nur eine Übergangslösung. Bis die ersten Studenten ihr Studium der Islamischen Theologie abschließen, wird es noch dauern.
„Wir wollten in dieser Zeit nicht untätig bleiben“, erklärt er weiter. „Das derzeitige Programm richtet sich an schon tätige Imame. Diese sind in der Regel theologisch sehr gut ausgebildet. Die Schwerpunkte liegen deshalb im Bereich der Sprache, der Landeskunde und der Gemeindepädagogik.“ Der Studiengang dagegen werde stark theologisch ausgeprägt sein.
Mazyek meint, dass es letztendlich – wie es in den christlichen und jüdischen Gemeinden schon der Fall sei, zu einer Mischlösung kommen werde. Einzelne muslimische Verbände versuchten bereits auf ihre Art aktiv zu werden, so etwa mit verpflichtenden Sprachkursen, Integrationskursen oder Privatschulen für Imame.
Zusammenarbeit mit islamischen Religionsgemeinschaften
Ein einheitlicher Standard sei allerdings erforderlich. Dazu müssten sich die Standorte Münster, Osnabrück und Tübingen auf einen gemeinsamen einheitlichen Studiengang einigen, damit auch Imam-Studenten von den Vorteilen eines Bachelorstudiengangs, wie das Wechseln der Universität, profitieren können.
Eines der wichtigeren Probleme sei aber die Anerkennung der Abschlüsse Seitens der islamischen Religionsgemeinschaften. Hier spiele das Mitspracherecht der Religionsgemeinschaften bei der Einberufung der Professoren eine große Rolle. Denn sind die Professoren bei den Muslimen nicht anerkannt, werden auch ihre Studenten später keine große Chance haben, in den Gemeinden als Vorbild zu fungieren oder in den Moscheen überhaupt beschäftigt zu werden. Eine weitere Frage sei die obligatorische Praxiserfahrung der Studenten. Möglicherweise wird es schon bald die ersten Praktikanten geben, die von den derzeit tätigen Imamen lernen werden.
Es gibt noch viel zu tun und es sind noch viele Fragen zu klären, so Mazyek und Uçar einstimmig, bis die ersten Studenten ihr Studium der Islamischen Theologie in Deutschland aufnehmen werden. Gesellschaft
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Werden die da eigentlich auch lernen und lehren das man bei Diebstahl die Hand abtrennen soll wie Sure 5 Vers 38 sagt? Oder das man bei Ehebruch gesteinigt werden soll wie ein Hadith verrät. Oder das Frauen eine andere Stellung haben als Männer und man sie sogar schlagen kann wenn sie widerspenstig sind wie Sure 4 Vers 34 sagt?
Die Universitäten stehen bei der Einführung eines „Imam-Studienganges“ vor einem unauflösbaren Dilemma. Übernehmen sie die originären, fundamentalen Inhalte von Koran und Sunna, so würde dies unserem Grundgesetz und dem Strafgesetzbuch widersprechen. Nehmen sie aber diese nicht gesetzeskonformen Inhalte aus dem Curriculum, so werden die Absolventen in den Moscheegemeinden nicht anerkannt werden.