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Einbürgerungskampagne

Kartoffel werden

Die Zahl der Einbürgerungen sind rückläufig - auch in Hannover. Daher will die Stadt mit einer Kampagne mehr ausländische Mitbürger zur Einbürgerung bewegen - das Motto: Kartoffel werden.

Dienstag, 03.05.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 06.06.2012, 23:37 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Rund ein Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner in Hannover stammen aus anderen Ländern. Sie leben und arbeiten hier zum Teil schon seit Jahrzehnten und haben eine neue Heimat gefunden. Etliche haben sich inzwischen einbürgern lassen. Hannover will nun mit einer Einbürgerungskampagne noch mehr ausländische Mitbürger zu diesem Schritt bewegen. Denn die Zahl derjenigen, die sich zur deutschen Staatsbürgerschaft entschließen, ist in den vergangenen Jahren gesunken.

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„Wir wollen aktiv für die Einbürgerung werben, frühzeitig und umfassend informieren und für ein möglichst zügiges Verfahren sorgen“, sagte Oberbürgermeister Stephan Weil am Mittwochnachmittag anlässlich einer besonderen Einbürgerungszeremonie, zu der erstmals Gäste aus den Selbstorganisationen von Migranten sowie aus der Integrationsarbeit geladen waren. 24 Männer, Frauen und Kinder aus zehn Ländern erhielten aus den Händen des Oberbürgermeisters ihre Einbürgerungsurkunde.

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„Wir wissen, dass der Verzicht auf die bisherige Staatsbürgerschaft durchaus ein schwieriger Schritt sein kann. Doch erst mit dem deutschen Pass bekommt man die vollständigen staatsbürgerlichen Rechte und damit die umfassende rechtliche und politische Gleichstellung. Und wir wollen, dass möglichst viele Menschen in unserer Stadt dieses Recht auch tatsächlich nutzen können“, begründete Weil die Kampagne in einer Pressekonferenz, an der mit dem aus Mali stammenden Aliou Sangaré und Hasan Yilmaz, einem Sohn türkischer „Gastarbeiter“, auch zwei Eingebürgerte teilnahmen.

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Nach Angaben der für Einbürgerungen zuständigen Bereichsleiterin Hildegard Struchholz ließen sich im vorigen Jahr 1.281 ausländische Mitbürger in Hannover einbürgern. Fünf Jahre zuvor waren es noch 1.607. Im ersten Quartal dieses Jahres war zwar die Zahl der Einbürgerungen mit 407 erneut etwas geringer als im Vorjahr (442). Derzeit leben in Hannover 73.551 Bürger mit ausländischer Staatsangehörigkeit.

Beweggründe für die Einbürgerung
Aliou Sangaré beschreibt seine Beweggründe mit einem afrikanischen Sprichwort: „Der Ort, an dem der liebe Frosch seinen Namen bekommt, wird seine Heimat.“ Auf Deutsch heißt dies so viel wie, ich habe hier in Deutschland eine Familie gegründet und Freunde gefunden. „So blieb mir nur noch, mein Übriges zu tun – die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen“, sagt der 50 Jahre alte selbstständige Kaufmann, der sich 2004 einbürgern ließ. Sangaré ist beratendes Mitglied im Migrationsausschusses des Rates der Landeshauptstadt, gehört auch dem Integrationsrat an und ist Vorsitzender des Vereins Arma e.V.

Hasan Yilmaz, geboren 1971 in Lüneburg, eingeschult in der Türkei, lebt seit 1980 dauerhaft in Deutschland und ist bereits seit 1994 Deutscher. Er sieht in der deutschen Staatsangehörigkeit eine Bereicherung für sich und für die Gesellschaft. Und die Einbürgerung hat für ihn auch ganz pragmatische, rechtliche Vorteile. Yilmaz arbeitet bei der Stadtverwaltung im Fachbereich Sport und Eventmanagement.

Ebenso klar bringt die Sportpädagogin Lalesim Ceylan, die auf einem Plakat an der Einbürgerungskampagne mitwirkt, ihre Beweggründe auf den Punkt mit der schlichten Frage: „Was willst Du mit der Staatsangehörigkeit eines Landes, in dem Du nicht lebst?“ Sie wirkt auch in dem Einbürgerungsfilm „Kartoffel werden“ mit.

„Kartoffel werden“
Der im Rahmen eines Schülerprojektes produzierte Film veranschaulicht den Weg von der Beratung, über die Antragstellung, den Einbürgerungstest bis hin zur feierlichen Überreichung der Urkunde. Der Ausspruch „Kartoffel werden“ ist im Türkischen die umgangssprachliche Bezeichnung für die Übernahme der deutschen Staatsbürgerschaft.

Der Film „Kartoffel werden“, den SchülerInnen einer 10. Klasse der Gerhart-Hauptmann-Schule im Auftrag der Landeshauptstadt gedreht haben, versucht, Antworten auf zahlreiche Fragen zum Thema Einbürgerung zu finden: Wie wird man eigentlich Deutsche/r? Wie fühlt sich das an? Welche Gründe haben Menschen, sich einbürgern zu lassen? Wie reagieren Familien und Freunde darauf? Welches Verfahren steckt dahinter? Wie feiert die Landeshauptstadt Hannover Einbürgerungen?

Die Kampagne zielt sowohl direkt auf ausländische Mitbürger als auch auf deren Selbstorganisationen und Verbände sowie alle Institutionen, Einrichtungen und Initiativen aus der Integrationsarbeit. Ein Baustein der Kampagne ist ein persönliches Schreiben des Oberbürgermeisters an alle ausländischen Mitbürger, die bereits seit vielen Jahren in Hannover leben und für die deshalb eine Einbürgerung denkbar wäre.

Im Zuge der Einbürgerungskampagne sagt die Landeshauptstadt zu, dass eine Einbürgerung nach Antragstellung in der Regel innerhalb von sechs Monaten erfolgt. Gelingt dies nicht, wird über den Stand des Verfahrens informiert. Die Kosten für eine Einbürgerung betragen im Regelfall 255 Euro pro Person. Für Kinder fallen 51 Euro an. Für Bezieher von Arbeitslosengeld oder Grundsicherung kostet die Einbürgerung die Hälfte. (sb)
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  1. Kartoffel sagt:

    “Kartoffel werden”

    Wie rassistisch ist das denn – und die Stadtverwaltung nimmt das auch noch so an.

    Da könnte man auch den Film auch: „Nicht mehr Kanake sein“ nennen, hätte genau die gleiche rassistische Konnotation.

    Wo leben wir eigentlich. Diese Apparatschnicks in Hannover glauben wohl, „Kartoffel“ wäre eine liebevolle Umschreibung für die Deutschen – ist sie keinesweg. Es ist genauso beleidigend gemeint, wie es klingt.

  2. Mika sagt:

    Und weil es so rassistisch und beleidigend sein soll, hast du auch sogleich diesen Begriff als Nickname verwendet…..tztztz

  3. Leon sagt:

    Die entsprechenden Filme für westliche Ausländer nennen sich dann wohl Kraut, Boche oder Hunne werden, oder wie?

  4. MoBo sagt:

    Ich finde es immer lustig, wenn die Kartoffeln gerne über andere Gruppen meckern, aber wenn sie dann mal so was harmloses wie „Kartoffel“ genannt werden, gleich ausflippen.

    Außerdem gibt es immer einen Unterschied zwischen einer Minderheit die beleidigt wird und einer Mehrheit, da die Minderheit regelmäßig Ausgrenzungserlebnisse hat und die Mehrheit nicht.

  5. Kalif Harun al-Pussah sagt:

    @MoBo

    Nun, wenn Sie das so sehen. Dann verstehe ich aber Sinn und Zweck dieser Seite nicht wirklich. Denn entweder wir begegnen uns mit Respekt – oder eben nicht. Und wenn es für Sie in Ordnung ist „Scheiß Deutscher!“ zu rufen dann sollten Sie ihrem Gegenüber dieses Recht ebenfalls einräumen.

  6. schneider sagt:

    Was habt ihr denn, was gibt es besseres, als Kartoffeln? Die Königsklasse des Gemüses!

  7. azrael sagt:

    Stimmt,die Kartoffel hat sehr viele Menschen vor dem Hungertot gerettet, kann das der Kümmel auch?
    Aber ernsthaft man kann sich also alles erlauben wenn man sich auf den Minderheitenstatus beruft , nicht schlecht Herr Specht.

  8. MoBo sagt:

    @ Schneider: ebend. Kartoffel ist doch nicht schlimm.

    @ kalif: ich habe nirgendwo gesagt, dass ich „scheiß Deutscher“ akzeptieren würde. Die Kampagne ist doch eindeutig satirisch. „Kartoffel“ ist nicht vergleichbar mit „Kanake“ oder „Neger“.

  9. MoBo sagt:

    PS: ich meine die Verwendung des Begriffs Kartoffel in der Kampagne ist satirisch, nicht die Kampagne an sich.

  10. Leon sagt:

    Kamelführer ist zweifellos ein ehrenvoller Beruf.
    Nur kann ich mir beim besten Willen kein arabisches Land vorstellen, das mit dem Motto „Kameltreiber werden“ um Einbürgerung wirbt.