Syrien bebt, Iran zittert
Damaskus, Teherans Tor zur arabischen Welt
Fakt ist Baschar al-Assad ist genau wie die anderen Herrscher in dieser Region vom Ausmaß der Demokratiebewegungen überrascht worden. Es könnte also gut möglich sein, dass die syrische Regierung in solch einer politisch brisanten Situation sich von seinem iranischen Mitverschwörer beraten lässt. Eine Art „Erfahrungsaustausch“.
Von K G Montag, 16.05.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 20.05.2011, 2:10 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Diesmal kamen sie mit Bussen. Straße um Straße hielten sie an, gingen von Haus zu Haus und nahmen fast alle Männer zwischen 14 und 40 Jahren fest. Die Augen verbunden, die Hände gefesselt, verschleppten sie sie, als wären sie Verbrecher. Ihre Frauen, ihre Töchter, ihre Schwestern, ihre Mütter schauten machtlos aus den Fenstern zu.
„Auch ich stand wie versteinert, hinter dem Vorhang, im Schlafzimmer meiner Eltern, als sie meinen Onkel, meinen Cousin und meinen Bruder mitgenommen haben“, berichtet Mona, eine Augenzeugin aus Daraa, mit einer zitternden Stimme am Telefon. „Mein Vater war zum Glück nicht Zuhause. Wir wissen nicht einmal wohin sie gebracht werden? Hier ist es nirgendwo mehr sicher, nicht mal in unseren eigenen vier Wänden haben wir Ruhe.“
Die 25 jährige Studentin fuhr fort: „Unsere Stadt Daraa haben die Streitkräfte seit Wochen umzingelt. Jedes Auto wird, durch Spezialkommandos durchsucht. Nur die wenigen Anwohner, die durch ihre Papiere nachweisen können, dass sie hier wohnen, lassen die dunkel bekleideten Männer am Check Point durch. Und in Daraa sprechen viele Menschen davon, dass unsere syrische Sondereinheit von der iranischen Regierung unterstützt wird.“ Am Ende sagte mir Mona mit leiser Stimme: „Mir fehlt die Kraft wütend zu sein, ich bin einfach nur noch von so viel Gewalt und Blut schockiert.“
Tatsächlich wird seit Wochen in den Medien über Indizien, ob die iranischen Sicherheitskräfte in Syrien dem Regime al-Assad gegen die Demonstranten Beistand leisten, diskutiert. Vor allem, als die USA dem Iran vorgeworfen haben, es gebe “glaubhafte Informationen” über die iranische Unterstützung für Damaskus beim Vorgehen gegen Demonstranten. Und dies sei “besorgniserregend”, betonte Sprecher des US-Außenministeriums Mark Toner.
Auch die syrische Opposition behauptet, dass der Iran im Hintergrund seinem treuverbündeten al-Assad in der Sicherheitspolitik Anweisungen gibt und viele der Offiziere des syrischen Geheimdienstes extra von den iranischen „Revolutionsgarden“ ausgebildet werden. Zudem befürchten sie, dass der Iran die Syrer mit Abhörgeräten und Technologien zur Filterung von Internetverbindungen versorgt. Was aber von all dem ist wahr und warum sollte der Iran sich in Syrien so maßlos einmischen?
Fakt ist, Baschar al-Asaad ist genau wie die anderen Herrscher in dieser Region vom Ausmaß der Demokratiebewegungen überrascht worden. Es könnte also gut möglich sein, dass die syrische Regierung in solch einer politisch brisanten Situation sich von seinem iranischen Mitverschwörer beraten lässt. Eine Art „Erfahrungsaustausch“. Denn es ist nicht lange her, dass das iranische Regime seinen friedlichen Demonstranten genauso brutal niederschlagen ließ.
Auch die Massenverhaftung, die Fernsehgeständnisse von syrischen Oppositionellen, die gezwungen werden, sich als westliche Akteure zu bekennen, und das Verbieten jeglicher Informationsübertragung erinnern sehr stark an die Zeit nach den umstrittenen Wahlen im Juni 2009 im Iran.
Die iranische Regierung weist aber vehement diesbezüglich jede Anschuldigung von sich zurück. Stattdessen wirft er seinem alt verfeindeten Rivalen Saudi-Arabien vor, mithilfe des Westens syrische Gruppen zur Verschwörung gegen al-Assad anzustiften – mit dem Ziel den Iranern einen guten Freund wegzunehmen.
Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi sagte neulich auf einer Pressekonferenz in Oman, “Wir unterscheiden zwischen Volksaufständen und solchen wie in Syrien, die durch ausländische Einflüsse organisierte werden.“ Wie es scheint, ist die politische Beziehung zwischen Riad und Teheran erst mal auf Eis gelegt. Laut Middle East-Online hat der saudische König Abdullah Bin Abd el-Asis vor einigen Tagen sogar den Besuch des iranischen Außenministers Ali Akbar Salehi abgelehnt. Aber wie könnte es möglich sein, dass das saudische Königshaus sich, im Gegenteil zu Mubarak und Ben Ali, im Falle Baschar al-Assad auf die Seite des syrischen Volkes stellt? In wieweit hat das mit der freundschaftlichen Beziehung zwischen Damaskus und Teheran zu tun?
Fakt ist auch: Durch die Ausweitung der Proteste, haben die noch gebliebenen Machthaber in der Region, Iran und Saudi Arabien, sich ernsthaft zu aller erst um ihre eigene Existenz zu fürchten. Und diese Staaten müssen nach dem Verlust ihrer Altverbündeten nach neuen politischen Partnern suchen.
Der Iran nutzt jede Gelegenheit, um mithilfe des schiitischen Gedankenguts seine Macht in der Region zu verbreiten und zu stärken. Jüngstes Beispiel ist Bahrein. Dort unterstützte der Iran die schiitische Revolte – zum Ärger der meisten arabischen Golfstaaten, insbesondere aber auch Saudi-Arabiens als Geburtsstätte des sunnitischen Islam.
Damaskus bedeutete aber schon immer für Teheran das Tor zur arabischen Welt. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass durch die über 32 Jahre überaus gute Kooperation beider Länder, das iranische Regime über Syrien seine Beziehungen zu Hamas und Hizbullah ausbauen konnte. In diesem Sinne gelang es dem Iran, die Hizbullah im Libanon mit Waffen zu versorgen und im Gazastreifen auch die Hamas, deren politisches Büro sich in Damaskus befand.
Was letzten Endes dazu führte, dass beide Länder ihr gemeinsames strategisches Ziel „Anti-Israel“ Politik verstärkt vorantrieben. Heute tobt der Kampf um Vorherrschaft im „Neuen“ Nahen Osten stärker denn je. Und angesichts der besonderen geopolitischen Lage Syriens könnte ein Sturz der Regierung Baschar al-Assads, das gesamte Machtverhältnis in der Region ändern. Allen voran den Einfluss des saudi-arabischen Gegners Iran drastisch schwächen.
Aber während die „Starken“ in der Region glauben, alles versuchen zu müssen, um ihre Position gegenüber ihren Feinden von außen abzusichern, werden sie am allermeisten von ihren eigenen Bevölkerungen bedroht. Es ist also ein vergeblicher Wettkampf gegen die Zeit.
Denn für Mona und Tausende Syrer geht der Kampf um die Freiheit weiter. Sie sind in diesen Tagen mit ganz anderen Fragen beschäftigt. Sie wollen wissen, wo sich ihre festgenommenen Familienangehörigen befinden? Wann sie freigelassen werden? Wann endlich die syrische Armee aufhören wird, auf ihre unschuldigen Landsleute zu schießen? Und wann zu guter Letzt der Tag kommen wird, an dem man statt der Gewehr-Sprache die Sprache des Friedens in Syrien sprechen wird? Aktuell Ausland
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frau hossein-pour vergisst dem leser zu erklären, warum es so schlimm ist wenn der iran den syrern bei der aufstandsbekämpfung hilft (wofür es noch keine beweise gibt), es aber nicht so schlimm ist, dass die USA den bahrainis bei genau der gleichen Sache helfen.
Sowas passiert wenn man Systemgegner über den Iran schreiben lässt. Vielleicht fragt man in Tehran bald Horst Mahler nach der Lage in Deutschland.