TV-Tipps des Tages
11.06.2011 – Roma, Russisch, Salman Rushdie, Türkei, Iran, Intengration, Pamukkale
Die TV-Tipps des Tages sind: Volk ohne Land - Die Roma in Südosteuropa; Russisch, bitte! - Ein Sprachkurs für Anfänger; Salman Rushdie; Kommissar Wallander - Mörder ohne Gesicht; Türkisches Welterbe
Von Ümit Küçük Samstag, 11.06.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.06.2011, 16:00 Uhr Lesedauer: 7 Minuten |
Volk ohne Land
Sie sind ein uraltes Volk, ihre Probleme sind hochaktuell: die Roma in Europa. In den Mitgliedsstaaten der EU leben über zehn Millionen Sinti und Roma, sie sind die größte ethnische Minderheit.
Zahlenmäßig sind es meist so viele, dass man kaum noch von einer Minderheit sprechen kann. Ihre Heldenmärchen, in ihrer Sprache „Paramisa“, schildern eine Welt, die es schon sehr lange nicht mehr gibt. Das Märchen von der friedlichen Integration bleibt oft ein Traum. (09:30-10:15 • PHOENIX)
Russisch, bitte!
Ein Sprachkurs für Anfänger – Russisch lernen vom Fernsehsessel aus! Anfänger können das kyrillische Alphabet und den Grundwortschatz dieser als schwierig geltenden Sprache erlernen – eine nützliche Einführung beispielsweise für Touristen, die nach Russland reisen wollen.
Zu verwirrend soll es nicht werden. Dafür sorgt u.a. die Russischlehrerin Olga Barbian, die charmant durch die Sendung führt. (13:45-14:15 • BR-alpha)
Salman Rushdie
Dokumentation – Indien in mir – Dokumentation Frankreich 2009 – Thema: Indien hin und zurück. Am 14. Februar 1989 verurteilte der iranische Staatsführer Ayatollah Khomeini den britischen Schriftsteller Salman Rushdie für seinen vierten Roman, „Die satanischen Verse“, mittels einer Fatwa zum Tode.
20 Jahre danach spricht Salman Rushdie über die Orte seiner Kindheit, die Quellen seiner literarischen Inspiration: Indien, das ihm verbotene Land, das seine Vorstellungswelt und sein Werk nachhaltig beeinflusste, und Mumbai, die Stadt seines Herzens. Er beschreibt die letzten zehn Jahre seines Lebens als freier Mensch.
Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie wurde am 19. Juni 1947, dem Jahr der indischen Unabhängigkeit, im heutigen Mumbai geboren. Sein Vater, ein reicher Geschäftsmann, schickte den Jungen mit 14 Jahren nach England, wo Salman Rushdie studierte und seinen Lebensmittelpunkt hatte. Der Autor verbindet auf einzigartige Weise okzidentale und orientalische Kultureinflüsse.
Diese Dokumentation ist die Einzige, der Rushdie seine Teilnahme zusagte. Er wirkte beispielsweise in keinem der Filme mit, die von mehreren Fernsehsendern, darunter der BBC, anlässlich des 20. Jahrestages der am 14. Februar 1989 über ihn verhängten Fatwa gedreht wurden. In der Dokumentation spielt neben Rushdies Lebensweg – es werden insbesondere die Jahre 1998 bis 2008 beleuchtet – sein Herkunftsland Indien eine bedeutende Rolle, denn Indien ist paradoxerweise die weniger bekannte Seite des Autors. In seinem Roman „Mitternachtskinder“ (1981) entdeckte er als ein zutiefst von der europäischen Kultur geprägter Intellektueller sein Heimatland wieder, das ihm von da an als Inspirationsquelle für Motive und Stil dienen sollte.
Rushdies Herkunft aus einer nicht praktizierenden muslimischen indischen Familie hatte maßgeblichen Einfluss auf die Affäre um die „Satanischen Verse“ (1988), die sich wie ein Lauffeuer von Indien nach Pakistan verbreiteten und ein Jahr nach ihrem Erscheinen zu besagter Fatwa durch den damaligen iranischen Staatschef Khomeini führten. In Indien erhielt Rushdie Einreiseverbot und durfte das Land zehn Jahre lang nicht betreten. Doch seine Inspirationsquelle versiegte nicht, sondern ermöglichte ihm in den Jahren des Verstecks und der Verfolgung das geistige Überleben.
Die Dokumentation zeigt eine junge Generation indischer, in englischer Sprache schreibender Schriftsteller, die sehr von Rushdies Stil beeinflusst ist. Seine Romane revolutionieren die Handschrift dieser Nachwuchsschriftsteller, die sich in Rushdies Indien und in seinem Stil wiedererkennen. Rushdie habe immer für zwei Kontinente gleichzeitig geschrieben, den Okzident und den Orient – so der Leitartikler des amerikanischen Magazins „The New Yorker“, Bill Buford.
Altaf Tyrewala („Kein Gott in Sicht“, 2006), ein muslimisch geprägter indischer Schriftsteller – 1977 in im heutigen Mumbai geboren und nach seinem Studium in den USA nach Indien zurückgekehrt -, erinnert sich, dass sich der Saal bei einer Lesung Rushdies nach Erscheinen der „Mitternachtskinder“ plötzlich mit jungen Indern gefüllt habe. Da habe er erkannt, dass Rushdie für ein anderes, Tyrewala damals unbekanntes Publikum schreibe. Er fährt fort: „Für mich waren die ‚Satanischen Verse‘ eine Revolution, sie haben mein Schreiben und meine schriftstellerische Berufung zutiefst geprägt.“ Weitere bekannte, stark von Rushdie beeinflusste Schriftsteller sind Kiran Desai, Rana Dasgupta, Amit Chaudhuri und auch der sehr begabte Nadeem Aslam („Atlas für verschollenen Liebende“, 2008, und „Das Haus der fünf Sinne“, 2010).
Rushdie trug maßgeblich dazu bei, dass junge indische Schriftsteller in der Öffentlichkeit bekannt wurden. Rushdie führt den Zuschauer auch nach Italien, wo sein Roman „Die bezaubernde Florentinerin“ (2009) spielt. Auch wenn Indien spätestens seit „Der Boden unter ihren Füßen“ (1999) ein zentrales Thema in seinem Werk darstellt, so spielt der Autor doch in beiden Romanen mit seiner doppelten kulturellen Zugehörigkeit. Heute fühlt er sich als Weltbürger.
Salman Rushdie ist sich nach eigener Aussage der Veränderungen in seiner Schreibweise bewusst. Er habe sich immer zwischen dem „Dort“ und dem „Hier“, zwischen der Sogkraft der Wurzeln und der des Weges zerrissen gefühlt. Jetzt verorte er sich aufseiten derer, die – durch eigene Entscheidung, von Natur aus oder aufgrund der Umstände – ganz einfach ihrer Zugehörigkeit beraubt sind. Diese Nicht-Zugehörigkeit sei nunmehr seine künstlerische Heimat. (16:45-18:15 • arte)
Kommissar Wallander – Mörder ohne Gesicht
Fernsehfilm – Auch wenn Kurt Wallander nicht ausländerfeindlich ist: Als seine Tochter Linda ihm ihren syrischen Freund Jamal vorstellt, ist er nicht glücklich. Der brutale Mord an einem alten Bauernehepaar konfrontiert Wallander mit diesem brisanten Thema.
Auf einem abgelegenen Bauernhof wurde ein altes Ehepaar überfallen und grausam zugerichtet. Der Mann ist bereits tot, die sterbende Frau haucht dem Kommissar mit ihren letzten Worten noch einen unverständlichen Hinweis auf die geflüchteten Täter ins Ohr. Wallander deutet den Kollegen gegenüber an, das Wort könnte sich auf Ausländer bezogen haben. Ein unbekannter Informant gibt den vertraulichen Hinweis an die Presse weiter, die das Thema genüsslich ausschlachtet.
Kurz darauf brennt ein Auffanglager für Asylbewerber und ein Migrant wird von einem fremdenfeindlichen Fanatiker erschossen. Wallander fühlt sich verantwortlich für die Ausschreitungen und arbeitet fieberhaft an der Klärung der beiden Fälle.
Der ermordete Bauer, so viel ist schnell klar, zahlte Schweigegeld an eine Frau, die ein uneheliches Kind von ihm hatte. Zur Aufklärung des Mordes an ihm und seiner Frau trägt diese späte Enthüllung allerdings nichts bei. Die Ermittlungen konzentrieren sich schließlich auf den zwielichtigen Valfrid Strom. Der rechtsradikale Mörder des wehrlosen Migranten verkörpert für Wallander den perfekten Schuldigen. Als Strom sich der Verhaftung widersetzt, erschießt der Kommissar ihn auf der Flucht. Das Bauernehepaar hat Strom allerdings nicht auf dem Gewissen. Für die Lösung dieses Falles muss Wallander seine Vorurteile hinterfragen (21:50-23:20 • NDR Hamburg, NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Niedersachsen, NDR Schleswig-Holstein)
Türkisches Welterbe
Lange „Schätze der Welt“-Nacht – Gast zu diesem Thema ist Martin Thoma, ein Filmproduzent und Regisseur, der seit zehn Jahren in Istanbul lebt und mit einer Türkin verheiratet ist.
Er erzählt vom Leben im „In“-Viertel Istanbuls, das auch bei Touristen beliebt ist, vom Leben auf zwei Kontinenten und zwischen den Kulturen. Außerdem war er an der Herstellung der Filme dieses Kapitels beteiligt.
Istanbul, Metropole und Kapitale dreier Weltreiche, Schmelztiegel verschiedener Kulturen, einzige Stadt auf zwei Kontinenten. Das römische Reich und seine Kultstätten gaben die Fundamente für Konstantinopel, Hauptstadt des byzantinischen Reiches, worauf die Osmanen ihre Herrschaft mit ihren Monumenten gründeten. Das historische Istanbul auf der Landzunge zwischen Goldenem Horn, Marmarameer und Bosporus scheint wie keine andere Metropole dazu bestimmt, Ost und West in eine Synthese zusammenzuführen.
Als der spanische Schriftsteller Juan Goytisolo durch die Täler von Göreme in der Türkei wanderte, war er sicher: der Architekt Gaudí muss hier gewesen sein und das alles gebaut haben! Tausende von Kegeln, Pilzen, Kaminen, Türmchen und steinernen Ornamenten, hinter jedem Felsvorsprung tauchen neue Formen auf. Der Canyon im türkischen Hochland ist eine märchenhafte Vulkanlandschaft, in der Wind, Wasser und Kälte die Baumeister waren.
Die weißen Terrassen von Pamukkale gehören zu den größten Naturwundern der Türkei. Am Hügelsaum des Mäander, einer geologischen Bruchzone, entspringen an mehreren Stellen Thermalquellen mit einer Temperatur von 36 Grad Celcius. Beim Durchsickern des Kalkgesteins haben sie sich mit mineralischen Stoffen angereichert, die beim Abkühlen an der Erdoberfläche zu Kalksinter erstarren. (03:05-03:50 • SWR BW, SWR RP, SWR SR) TV-Tipps
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