TV-Tipps des Tages
29.06.2011 – Marokko, Deutschland, Kirsten Heisig, Libanon, Hisbollah
TV-Tipps des Tages sind: Tod einer Richterin: Auf den Spuren von Kirsten Heisig; Skizzen aus Marokko: Eine klassische arabische Stadtanlage ist die Medina von Fés; PHOENIX RUNDE; Abbas, Hussein und Nour - Pfadfinder im Libanon
Von Ümit Küçük Mittwoch, 29.06.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 26.06.2011, 17:58 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Skizzen aus Marokko
Die Medina der Königstadt Fès ist heute noch ein funktionierendes Beispiel für eine arabische Stadt. In ihr kann der Besucher das orientalische Denken und Handeln wie kaum an einem anderen Ort Marokkos sinnfällig erleben.
Eine klassische arabische Stadtanlage ist die Medina von Fés: Die goldene Fassade des Königspalastes geht in die hohe Mauer aus Stampflehm über, die sich um die gesamte Stadt zieht. Hinter den Toren zu den einzelnen Vierteln führen die Souks – die Marktstraßen – bis ins Zentrum. Zwischen ihnen liegen die Wohnviertel, aus denen am Freitag die Gläubigen zum Gebet in die große Moschee kommen.
Der Islam breitete sich in Windeseile von seinem Zentrum auf der Arabischen Halbinsel in alle Richtungen aus. Im Namen Allahs und seines Propheten Mohammed drangen die Araber im 7. Jahrhundert nach Nordafrika vor und eroberten das Land der Berber gegen deren heftige und nachhaltige Gegenwehr. Die neuen kriegerischen Herren stammten aus adeligen Familien, ihnen zogen aber bald Händler und Handwerker nach. Sie gründeten Städte wie Fès, die nach dem orientalischen Muster der Medina erbaut wurden. Moulay Idris II. war der berühmte Gründer von Fès. Als weiser Mann und Kopf einer Bruderschaft galt er als heilig. Sein Grabmal im Zentrum der Stadt ist das Ziel unzähliger Pilger aus der ganzen Region. Fès ist seit Jahrhunderten religiöses Zentrum Marokkos, und darum musste auch der Sultan hier eine seiner Residenzen errichten. Sie verleiht dem Herrscher die geistliche Legitimation und Unantastbarkeit. Denn der König ist absoluter politischer und religiöser Herr des Landes.
Auch die größte Moschee Marokkos in Fès entwickelte sich zum geistigen und religiösen Zentrum des Maghreb. Hier studierten im Mittelalter bis zu 8.500 Studenten bei den besten Wissenschaftlern der arabischen Welt. Nicht nur Theologie wurde gelehrt, sondern auch Geschichte, Geografie, Mathematik und Medizin. Jedes Viertel förderte die Studien durch den Bau von prachtvollen Medersen, in denen Lehrende und Lernende untergebracht waren.
Die ungeheure geistige Bedeutung von Fès basierte auf einer soliden wirtschaftlichen Entwicklung. Hinter einer hohen Mauer aus Stampflehm, die die ganze Stadt noch heute umgibt, siedelten sich an ihrem Rand die „niederen“ Handwerker an: Färber und Gerber waren außerdem auf das Wasser aus dem Fluss angewiesen. Auch die einfachen Händler, die für die tägliche Versorgung der Bevölkerung sorgen, ließen sich in den „Souks“, in den Marktstraßen am Rande der Stadt nieder, die von den zwölf Toren ins Zentrum führen. Während die Souks von morgens bis abends laut und lebendig sind, führen die kleinen, engen Gassen, die von ihnen abzweigen, in die Wohnbereiche jedes Viertels. Hier wohnen die Menschen nach Stämmen geordnet in einer festen sozialen Ordnung. Denn jedes Viertel unterhält seine eigene Koranschule, in der schon die Jüngsten täglich in die Lehren Allahs eingeführt werden. Selbst die Bettler halten sich nur in ihrem eigenen Viertel auf: Der Koran verpflichtet alle Menschen für jene zu sorgen, die arm, hilflos und gebrechlich sind.
Je weiter der Besucher ins Innere der Stadt vordringt, desto „höherwertig“ sind die angesiedelten Handwerke und Handelshäuser: Spezialitätenläden und Feinkost gibt es da, Schneider, Lederhändler und die Spezialmärkte für Süßigkeiten, Olivenöl und Gewürze. Auch Musikinstrumente, Bücher und Teppiche werden nur im Inneren der Medina angeboten. Die reichen Bürger von Fès bauten sich früher große Paläste im andalusischen Stil, den die Flüchtlinge aus Spanien mitgebracht hatten. Heute sind diese Prachtbauten meist kulinarische Restaurants für die Fremden. Aber auch die reichen Händler aus der Fremde ließen sich in palastartigen „Funduks“ nieder. Das waren Karawansereien, in denen sie nicht nur sicherer wohnen konnten, sondern auch ihre Lasttiere und Ladungen unterbringen konnten. Am Rande der Stadt, in einem eigenen Viertel, ließen sich die Juden in der „Mellah“ nieder. (11:00-11:45 • BR-alpha)
PHOENIX RUNDE
Die PHOENIX RUNDE ist ein Forum für die aktuelle politische Debatte. Kompetente Gäste diskutieren Fragen zum politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben in Deutschland. Zudem widmet sich die Sendung aktuellen Ereignissen aus dem Ausland. (22:15-23:00 • PHOENIX)
Tod einer Richterin
Auf den Spuren von Kirsten Heisig – Für die einen war sie die „Richterin Gnadenlos“, für die anderen die „Mutter Courage“ der Berliner Justiz. Bekannt wurde Kirsten Heisig durch die konsequente Strafverfolgung krimineller Jugendlicher und durch ihr Buch „Das Ende der Geduld“.
Besonders den – ihrer Meinung nach – laxen Umgang des Staates mit straffälligen Migranten kritisierte sie vehement. Die strenge Jugendrichterin hatte sich viele Feinde gemacht.
Dann war Kirsten Heisig plötzlich verschwunden, von Entführung und Mord wurde gemunkelt. Wenige Tage später fand man ihre Leiche. Das Obduktionsergebnis: eindeutig Suizid. Doch warum nimmt sich eine Frau kurz vor Erscheinen des Buches und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere das Leben?
Kirsten Heisig war rast- und ruhelos, auch wenn es darum ging, mit Lehrern, der Polizei und Sozialarbeitern über auffällige Jugendliche ins Gespräch zu kommen. Die Juristin wollte sich nicht nur mit Paragrafen beschäftigen, sie suchte auch den Kontakt zum Milieu, sprach mit türkischen und arabischen Eltern und mit den Jugendlichen selbst. Sie wollte, dass die Verhältnisse sich ändern. Bekam sie genügend Unterstützung? War sie überfordert?
Der Film versucht, der Frau und Richterin näher zu kommen. Er zeigt das Bild einer prominenten und streitbaren Juristin, die viele zu kennen glaubten, und versucht eine Annäherung an eine Frau, von der doch die wenigsten wussten, wie es in ihr aussah. (22:30-23:15 • RBB Berlin, RBB Brandenburg)
Abbas, Hussein und Nour – Pfadfinder im Libanon
Dokumentarfilm – Im Libanon folgen die Pfadfinder des Imam al’Mahdi – wie alle Pfadfinder auf der Welt – den Regeln der internationalen, Anfang des 20. Jahrhunderts von Robert Baden-Powell gegründeten Boyscout-Bewegung. Doch sind sie gewöhnliche Pfadfinder?
Wie die meisten Pfadfinderorganisationen haben auch sie einen religiösen Hintergrund: Sie sind schiitische Muslime und gehören einer muslimischen Gemeinschaft im Süden des Libanons an, die sich auf den Propheten Mohamed und dessen Nachfahren beruft. Leben und Alltag der Menschen im Libanon wird vom israelisch-arabischen Konflikt bestimmt. Die Pfadfinderorganisation gehört zum Umfeld der Hisbollah.
Der Dokumentarfilm begleitet drei Jugendliche – Abbas, Hussein und Nour – und zeigt, wie sich die Lebensrealität für Jugendliche im Libanon darstellt, wenn man die es wagt, in ihre Welt einzutauchen. Die Innenansichten aus dem Leben dieser jungen Menschen bringen das westliche Beurteilungsraster ins Wanken. (03:20-04:39 • arte) TV-Tipps
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