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Flughafen Hannover

Auftragnehmer der Bundespolizei verhängt Türkisch-Verbot

Ein Sicherheitsunternehmen, das im Auftrag der Bundespolizei tätig ist, verhängte seinen türkischsprachigen Arbeitnehmern ein „Türkisch-Verbot“. Die Landtagsgrünen verlangen eine Überprüfung der Arbeitgebers.

Freitag, 01.07.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 05.07.2011, 1:25 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Ein am Flughafen Hannover tätiger Sicherheitsunternehmen hat seinen Arbeitnehmern ein „Türkisch-Verbot“ verhängt. Die Angelegenheit endete vor dem Arbeitsgericht. Der Arbeitnehmer, ein deutschen Luftsicherheitsassistent mit türkischen Wurzeln, schloss mit dem Arbeitgeber einen Vergleich, dass er sich nur in Pausenzeiten mit seinen Landsleuten in seiner türkischen Muttersprache zu unterhalten habe.

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Die Grünen Landtagsabgeordneten Filiz Polat und Helge Limburg kritisieren das „Türkisch-Verbot“ mit deutlicher Schärfe. Sie fordern die Bundespolizei auf ihre Auftragnehmer zu überprüfen. „Es wäre interessant zu hören, was die Bundespolizei zu diesem Auftragnehmer und dessen Kriterien am Arbeitsplatz zu sagen hat. Denn ein Unternehmen, welches das Prinzip der Internationalität nicht lebt, sondern im Gegenteil das Sprechen einer Zweitsprache verbietet, gilt es genauer zu überprüfen,“ so Polat.

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Limburg, der rechtspolitische Sprecher, ergänzt: „So lange das Türkischsprechen die Arbeit nicht einschränkt, darf es kein Verbot des Gebrauchs des Türkischen geben. Eine solche Regelung scheint von einem kleingeistigen Nationalismus getragen zu sein, der nicht in eine moderne offene Gesellschaft passt.“ (hs)

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  1. DDB sagt:

    Das man aus Respekt gegenüber den Kollegen keine Sprache nutzt die Anwesende nicht verstehen sollte eigentlich eine Selbstvertändlichkeit sein. Aber das kann man im vorliegenden Fall wohl nicht erwarten.

  2. BiKer sagt:

    @ ddb

    das ist doch eines dieser undinger. man muss in einer allgemeinverständlichen sprache reden! wieso? mal abgesehen davon, dass es unhöflich ist, anderen beim reden zuzuhören, wenn man nichts selbst im gespräch drin oder gemeint ist, kann man doch reden, wie man will. das was den deutschsrpachigen kollegen zu interessieren hat, wird man ihm dann schon auf deutsch sagen. alles andere interessiert sollte ihn nicht interessieren. die forderung, man solle doch bitte deutsch reden, ist in höchstem maße komplexbehaftet. „was reden die wohl? etwa über mich?“, geht dem deutschen wohl durch den kopf. in der türkei habe ich diese erfahrung so nicht gemacht. wenn zwei miteinander nicht türkisch sprechen, wissen die anderen, dass es sie gerade nichts angeht. punkt.

  3. DBB sagt:

    „… wissen die anderen, dass es sie gerade nichts angeht. punkt.“

    Ihre Ansicht. MMn. hat ein Arbeitgeber gerade wenn es sich um eine Tätigkeit mit Kundenkontakt handelt durchaus das Recht die Arbeitsprache festzulegen.

  4. Kritiker sagt:

    Der Arbeitnehmer, ein deutschen Luftsicherheitsassistent mit türkischen Wurzeln, schloss mit dem Arbeitgeber einen Vergleich, dass er sich nur in Pausenzeiten mit seinen Landsleuten in seiner türkischen Muttersprache zu unterhalten habe.

    Genau das Gleiche wollte ich auch gerade sagen. Ist ein guter Kompromiss. Ansonsten kann ich nicht verstehen wieso man sich darüber aufregt. Was glaubt Ihr wäre los, wenn bei einem internationalen Natomanöver jeder so quatschen wollte wie es ihm passt? Haut auch nicht hin oder?

  5. Belladetta sagt:

    Es ist ein Zeichen von Fairness, dass man die Sprache benutzt, die alle Versammelten verstehen und es ist in meinen Kreisen selbstverständlich, dass, wenn eine Mehrheit aus deutschsprachigen Personen besteht, man z.B. auf Englisch ausweicht, sobald auch nur eine Person hinzukommt, die Deutsch nicht muttersprachlich beherrscht, damit diese nicht ausgegrenzt wird. Ich habe genug Situationen erlebt, wo fünf Deutsche miteinander auf Englisch kommuniziert haben, damit der eine Amerikaner, Belgier oder Chinese auch mitreden kann. Alles andere führt zu unschönen Komplikationen, denn beim Hin-und her-„switchen“ zwischen den Sprachen, wissen sie am Ende nicht mehr, was sie wie in welcher Sprache wem gesagt haben. Es hilft Kollegen nicht, wenn sie unter Stress plötzlich auf Chinesisch oder Türkisch angesprochen werden, nur weil der Andere vergessen hat, dass nicht alle seine Muttersprache beherrschen. Stellen Sie sich mal so eine Situation am OP-Tisch vor! Na danke.

  6. Iranopoly sagt:

    ich darf in diesem land in der sprache reden in der ich möchte. ob meine anderen arbeitskollegen es verstehen oder nicht, mag unfair oder unhöflich sein, geht im endeffekt niemanden was an.

    danke migazin für diese info. der offene rassismus in deutschland ist auch anhand solcher dinge festzustellen.

    bei 20% immigranten in BRD sollte man überlegen ob man deutsch als amtssprache nicht abschafft bzw. türkisch, arabisch, italienisch und polnisch nicht hinzufügt.

    demnächst verbietet der arbeitgeber mit türksichem akzent am arbeitsplatz zu reden.

    was ist eigentlich wenn ich meinem bayrischen arbeitnehmer verbiete in seinem dorfakzent zu sprechen? versteht auch keiner und unangenehm ist es auch. aber das ist dann bestimmt deutschenfeindlichkeit oder integrationsunwilligkeit.

    • Leo Brux sagt:

      Ich schätze mal
      Iranopoly,
      dass du in einer Sprache reden musst, die man versteht – wenn du was erreichen willst.
      Du hättest deinen Kommentar durchaus auch auf Arabisch oder Türkisch oder Farsi schreiben können — da das kaum jemand verstanden hätte, hätte man es nicht freigeschaltet, und wenn man es freigeschaltet hätte, hätte es dir nichts gebracht.

      Man redet klugerweise in der Sprache, in der man am ehsten das erreicht, was man durch seine sprachliche Äußerung erreichen will.

      Das dürfte in aller Regel Deutsch sein, in Deutschland.

      Interessant der Vorschlag, dem Deutschen als AMTSsprache andere hinzuzufügen.
      Da wär ich doch auf eine Begründung neugierig.
      Falls in deiner Moschee beim Freitagsgebet jemand aus Somalia anwesend ist, so nehme ich an, würdest du vorschlagen, dass die Predigt nun auch auf Somali gehalten werden sollte. Und der Moscheeverein selbstverständlich auch in Somali kompetent sein wird. Praktische Probleme dürfen da keinerlei Rolle spielen! – Oder doch?

      Wie mit dem im Artikel geschilderten Fall umgegangen wird, zeigt übrigens, dass Deutschland eben doch nicht „offen rassistisch“ ist.

  7. Fikret sagt:

    Die Frage ist wer wenn nicht respektiert.

  8. Werner sagt:

    > ich darf in diesem land in der sprache reden in der ich möchte. ob meine
    > anderen arbeitskollegen es verstehen oder nicht, mag unfair oder unhöflich
    > sein, geht im endeffekt niemanden was an.

    @Iranpoly,

    arbeiten Sie? Haben Sie einen Chef? Den Chef dürfte es sehr wohl etwas angehen. Wenn jemand mit Ihrer Einstellung eine Arbeitsstelle antritt, dann scheint mir das gute Betriebsklima gefährdet.

    Als letztes Mittel kann dann der Chef sehr wohl ein Deutsch-Gebot verfügen.

    Im Artikel steht auch, dass die Sache vor ein Arbeitsgericht gegangen ist. Wahrscheinlich wurde das Thema zunächst im Betriebsrat besprochen. Schließlich haben die Parteien sich gütlich geeinigt.

    Dass jetzt eine Landtagsabgeordnete das Thema wieder aufgreift, ist eine Mißachtung des Gerichts! Sollte der betroffene Mitarbeiter die Politik eingeschaltet haben, wäre das nach meiner Meinung ein klarer Kündigungsgrund.

    Frau Polat startet hier im Grunde eine „Kauft nicht bei diesem Unternehmen!“ Kampagne. Migazin unterstützt sie dabei. Das ist übelste Volksverhetzung! Wie gesagt, die Angelegenheit ist von einem Gericht zur gütlichen Einigung gebracht worden und da hat man nicht auf diese Art nachzukarten.

  9. BiKer sagt:

    @werner

    sie haben etwas wesentliches überlesen. der arbeitgeber hat einen strikten türkischverbot ausgesprochen. vor gericht wurde das auf die arbeitszeiten begrenzt. insofern gehen sie mit ihrer kritik an frau polat und migazin zu weit. wäre das verhängte arbeitgeberverbot richtig gewesen, wäre es wohl kaum zu einem vergleich gekommen ;) und wenn das ein arbeitgeber macht, der im auftrag der polizei handelt, dann muss man da genauer hinschauen. nichts anderes fordert polat, was ich vollkommen richtig finde.

  10. Werner sagt:

    @BiKer,

    Sie unterstellen, dass das Gericht in der streitigen Verhandlung das Deutsch-Gebot (und das war es ja wohl, kein „Türkisch-Verbot“) aufgehoben hätte. Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Der Arbeitgeber wird gute Gründe für seine Anweisung gehabt haben. Im Grunde sagt der Richter: Leute seid vernünftig. Arbeitssprache ist Deutsch. In der Pause könnt ihr dann mit Eurem Kumpel so schwätzen, wie euch der Schnabel gewachsen ist.

    Ich hätte eigentlich erwartet, dass bereits der Anwalt in dieser Weise auf den Kläger einredet und es erst garnicht zur Verhandlung kommt. Aber bei den vielen arbeitslosen Juristen wollte sich wohl jemand profilieren.

    Meist enden (streitige!) Verfahren vor dem Arbeitsgericht in der Auflösung des Arbeitsverhältnisses. Es kann bei einem solchen Verfahren doch nicht nur um „Recht“ und „Unrecht“ gehen. Hier streiten sich Leute, die zusammenarbeiten müssen. Vertrauensvoll. Jeden Tag viele Stunden. Wenn also eine gütliche Einigung nicht möglich ist, dann wird der Arbeitgeber immer sagen können, dass das erforderliche Vertrauensverhältnis zerstört ist. Das war es dann. Dann fließt vielleicht noch etwas Geld, aber der Kläger ist seinen Arbeitsplatz los.

    Frau Polat sollte diese Art „Deutsch-Gebot“ doch aus dem Parlament kennen. Auch dort wird man nicht zulassen, dass jemand in penetranter Weise auf sein „Grundrecht“ auf Kommunikation in türkischer Sprache pocht. Was Frau Polat hier treibt ist skandalös und blamabel. Es ist eine der vielen Ausprägungen des übersteigerten türkischen Nationalismus. Das kennen wir ja leider nur zu gut.

    Jeder blamiert sich eben so gut er kann!