Türkei
„Nein zu Assimilierung von Türken“
Der für die im Ausland lebenden türkischen Staatsbürger zuständige neue türkische Staatsminister, Faruk Çelik, äußerte sich im Rahmen des Symposiums „Türken im Ausland: 50 Jahre Migration und Integration“ entschieden gegen die Assimilation von Türken im Ausland.
Montag, 25.05.2009, 7:07 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 0:44 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
In seiner Ansprache zur Eröffnung des unter der Schirmherrschaft des türkischen Premiers, Recep Tayyip Erdogan, organisierten Symposiums „Türken im Ausland: 50 Jahre Migration und Integration“ forderte der neue türkische Staatsminister, Faruk Çelik, die europäischen Staaten auf, die eigenständige Identität von türkischen Einwanderern zu respektieren. Assimilierung sei eine Erniedrigung der Migranten, sagte Çelik. Er forderte die im Ausland lebenden türkischen Migranten jedoch auf, sich erfolgreich in die jeweilige Gesellschaft zu integrieren. Dies bedeute unter anderem die Sprache des Landes zu beherrschen sowie sich mit der Verfassung des Landes zu befassen.
An den Tagungssitzungen (21. – 23.05.2009) wurden unter anderem über Bildungsprobleme, Muttersprachenlehre, Religionslehre, Berufserwerb, Arbeitsrechte, Bürgerrechte und weitere politische Rechte, Arbeitslosigkeit bei Migranten, wirtschaftliche und finanzielle Probleme, sowie die Rolle der NGOs und der Medien diskutiert oder beispielsweise der Frage nachgegangen, wie das Gesamtbild der türkischen Emigranten vor dem Hintergrund ihrer 50-jährigen Geschichte im Ausland aussieht.
Am Symposium nahmen zahlreiche Wissenschaftler, Journalisten und Politiker, wie der Integrationsbeauftragter der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, Thomas Kufen, teil sowie viele Landtagsabgeordnete.
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Da kann es ja nicht lange dauern, bis sich nationalkonservative Politiker wieder ob solch dreister Identitätsansprüche ereifern (wie zuletzt Herr Bosbach). Dabei bringt es Herr Celik hier doch prima auf den Punkt: Den kleinsten gemeinsamen Nenner einer Gesellschaft bilden das Gesetz und eine gemeinsame Sprache (oder mehrere) – und mehr braucht man von Immigranten auch nicht zu verlangen. Ich würde behaupten, die Mehrheit der Deutschen ist auch nicht tiefer in ihre Gesellschaft integriert als zu diesen zwei Graden.
Und was die „Assimilierung“ anbelangt: Widerstand ist zwecklos.
Eine Frage in die Runde: Wo werden Türken eigentlich in Deutschland eigentlich assimiliert. Mir sind keine Assimiliserungsprogramme bekannt. Das „Türkisch-Verbot“ auf der Hoover-Realschule beruhte auf freiwilliger Vereinbarung. Die Leitkulturdebattte war eine Debatte und wurde m.W. nicht umgesetzt?
Der Assimilisierungsdruck fängt beim Fehlen eines muttersprachlichen Unterrichts an (Türkisch als Schulfach) und hört beim Widerstand gegen Moscheen und allgemeiner Islamophobie und Xenophobie auf.
Schon zu Beginn der 90er Jahre hat Prof. Hamburger (Uni Mainz), einer rechten Gesinnung absolut unverdächtig, von „funktionaler Assimilation“ als notwendiger Bringschuld der Migranten gesprochen. Er meinte damit die Aneignung sämtlicher Kompetenzen, um mit gleichen Chancen in dieser Gesellschaft bestehen zu können. Im Integrations-Diskurs und in der politischen Debatte wird „Assimilation“ aber leider immer nur als Kampfbegriff benutzt. – Interessieren würde mich, was Herr Celik gemeint hat, die im Ausland lebenden Türken sollten sich mit der jeweiligen Verfassung der Länder, in denen sie leben, „befassen“.
Ich würde sogar einen Schritt weitergehen. Nicht nur der Begriff Assimilation, auch der Begriff Integration ist meiner Meinung nach schon längst verbrannt. Integration, der sagt alles und nichts.
Integration wird doch im öffentlichen Diskurs in einer vollkommen fehlgeleiteten Deutung verwendet. Integration heißt nicht, dass ein Fremdkörper in ein homogenes, funktionierendes Ganzes eingepasst wird (das wäre eher Assimilation). Integration heißt vielmehr, dass ein aus vielen verschiedenen Teilen bestehendes Ganzes langsam zusammen wächst, mit anderen Worten also eine höhere Integrität erlangt – und daran sind ALLE Teile des Ganzen gleichermaßen beteiligt. Integration kann per definitionem nur ein gesamtgesellschaftlicher Prozess sein.
Ja, das ist ja das Problem. Integration heißt doch mittlerweile so ziemlich alles. Man kann den Begriff mit leitkulturellem Vorzeichen gebrauchen, aber auch mit multikulturellem und sonst irgendwelchen Vorzeichen. Der Begriff wurde und wird mit so vielem unterschiedlichen und gegensätzlichen Positionen vollgepackt, dass er mittlerweile völlig inhaltlos geworden ist.