Buchtipp zum Wochenende
In Sippenhaft – Negative Klassifikationen in ethnischen Konflikten
Deutschland umwirbt qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland. Doch ist sie bereit, diese auch aufzunehmen? Das Buch "In Sippenhaft" belegt: Je qualifizierter Migranten sind, desto häufiger sind sie Ziel von Stigmatisierungen, bedrohen sie doch vermeintlich am stärksen den Status der Einheimischen.
Freitag, 05.08.2011, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 09.08.2011, 2:11 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Warum und unter welchen Umständen kommt es in modernen demokratischen Gesellschaften zur Diskriminierung von ethnischen Minderheiten? Ferdinand Sutterlüty beleuchtet negative Klassifikationen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen in sozial benachteiligten und ethnisch gemischten Stadtteilen.
Klassifizieren, Kategorisieren, Ein- und Aussortieren – das sollte in einer individualistischen und inklusiven Gesellschaft, in der jeder sich selbst erfinden und in seiner Eigenart dazugehören soll, eigentlich überwunden sein. Doch obwohl das Prinzip der Gleichwertigkeit aller Menschen verfassungsrechtlich verankert ist und sich als gesellschaftliche Norm weitgehend durchgesetzt hat, finden diskriminierende und abwertende Klassifikationen im Alltag immer noch statt.
Der Autor führt in seiner Studie mitten in die Probleme des Zusammenlebens unterschiedlicher ethnischer Gruppen in Deutschland. Am Beispiel von zwei ehemaligen Arbeitervierteln zeigt er die vielfältigen Muster „negativer Klassifikationen“ auf, mit denen Einheimische und Türkischstämmige ihre wechselseitige Geringschätzung ausdrücken.
Qualifiziert & stigmatisiert
Obwohl sie das Gleichheitsprinzip befürworten, sind beide Seiten noch immer von einem sippenhaften Denken durchdrungen. Die türkischen Bewohner stellt dies vor hohe Integrationshürden, da ihnen häufig die Berechtigung zu wirtschaftlicher Teilhabe, politischer Beteiligung und sozialer Zugehörigkeit abgesprochen wird.
Erkennbar wird zudem ein seltsames Paradox: Die Migranten, die zu den besten Aspiranten auf Integration zählen, sind bevorzugt Ziel von Stigmatisierung, bedrohen sie doch vermeintlich am stärksten den Status der Einheimischen.
Der Autor
Ferdinand Sutterlüty ist Professor für Soziologie an der Katholischen Hochschule NRW in Paderborn und gehört dem Kollegium des Instituts für Sozialforschung an. ( Aktuell Rezension
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