TV-Tipps des Tages
08.09.2011 – 11. September, Terror, Türkei, Islam, Migranten, Integration
TV-Tipps des Tages sind: Freiheit oder Sicherheit: Der Antiterrorkampf und seine Folgen; Die Angst vor den Anderen: Der Fall Penzberg; Stationen.Dokumentation: Gesichter des Islam - Wissen und Fortschritt; Istanbul – Damaskus; Deutsch Klasse – Sprachprogramm; alpha-Forum City: Migranten - Aufgenommen oder ausgegrenzt?
Von Ümit Küçük Donnerstag, 08.09.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 08.09.2011, 0:28 Uhr Lesedauer: 7 Minuten |
Freiheit oder Sicherheit
Der Antiterrorkampf und seine Folgen – Am 11. September 2001 verlieren knapp 3.000 Menschen ihr Leben bei den Terroranschlägen auf das World-Trade-Center in New York und das Pentagon in Washington.
Die Brutalität und Zerstörungswut, die mit diesen Attacken einhergingen, markieren den Anfang einer neuen Dimension von Terrorismus. Die Anschläge 2004 in Madrid, 2005 in London und die geplanten Anschläge der Sauerlandbomber 2007 in Deutschland offenbaren, dass der islamistische Terror auch in Europa eine Gefahr darstellt. Deshalb müssen die europäischen Länder neue Mittel und Wege finden, diesen Terrorismus zu bekämpfen.
Seit 2001 entwickeln die Regierungen in den USA und in Europa nach jedem Anschlag neue Anti-Terror-Gesetze, die es ermöglichen sollen, Terroristen rechtzeitig zu erkennen und Terroranschläge zu verhindern. Denn die Sicherheit der Bürger hat oberste Priorität. Diese Gesetze sollen sowohl mit den Grundgesetzen und Verfassungen der einzelnen Länder vereinbar sein als auch mit den Prinzipien Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Die Dokumentation beschäftigt sich mit den Anti-Terror-Gesetzen und ihren Folgen und rekonstruiert dabei einige prominente Fälle, bei denen in verschiedenen Ländern Europas durchaus auch Menschen in das Netz des Anti-Terror-Kampfes gerieten, die entweder völlig unschuldig waren oder sich nur relativ geringer Vergehen schuldig gemacht hatten. Sie diskutiert diese Fälle in Hinblick auf die Anti-Terror-Gesetze und deren Auswirkungen für Freiheit, Sicherheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa.
Zu Wort kommen in der Dokumentation von Marita Neher und Nils Bökamp die Betroffenen selbst und ihre Anwälte, aber auch der ehemalige deutsche Innenminister Gerhart Baum, der Leiter des Bundeskriminalamtes Jörg Ziercke, der Direktor von EUROPOL Rob Wainwright, der Pariser Generalstaatsanwalt François Falletti, der Risikoforscher und Terrorismusexperte Prof. Dr. Friedrich Steinhäusler, der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas König, der Soziologe Jean Ziegler, die Human Rights Watch Antiterrorbeauftragte Judith Sunderland sowie die Juristin und Autorin Juli Zeh und Philippe Texier, Vertreter der „International Commission of Jurists“. 10:10-11:25 • arte
Die Angst vor den Anderen
Der Fall Penzberg – Thema: Unter Terrorverdacht – Südlich des Starnberger Sees bei München liegt Penzberg, eine friedliche Kleinstadt mit 16.000 Einwohnern. Hier befindet sich die architektonisch eindrucksvolle Moschee der islamischen Gemeinde.
Die Penzberger Glaubensgemeinschaft ist eine von 2.500 islamischen Gemeinden in Deutschland. Wesentliches Kennzeichen der Gemeinde ist ihre Offenheit und Vielsprachigkeit. Ihr Imam Benjamin Idriz, der für einen transparenten Islam eintritt, galt bis vor kurzem als liberaler Hoffnungsträger. Doch vom Verfassungsschutz mitgeschnittene Telefonate sollen seine Nähe zu Extremisten belegen.
Schon seit 2007 wird die Islamische Gemeinde Penzberg im bayerischen Verfassungsschutzbericht erwähnt – wegen angeblicher Kontakte von Benjamin Idriz und einem weiteren Vorstandsmitglied der Gemeinde zur Islamischen Gemeinschaft Milli Görus (IGMG) und zur Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD). Beide stehen ihrerseits als „extremistische Organisationen“, die „das Ziel einer islamistischen Parallelgesellschaft in Deutschland verfolgen“ im Visier der Verfassungsschützer. Folglich müsse, so der Verfassungsschutz, Idriz‘ Gemeinde auch als verfassungsfeindliche, islamistisch und extremistisch orientierte Gemeinde eingestuft werden. Doch Benjamin Idriz und seine Gemeinde weisen die Anschuldigungen vehement von sich und klagen 2009 gegen den Freistaat Bayern in einem Eilverfahren, um eine sofortige Streichung aus dem Bericht zu erwirken. Trotz einer umstrittenen, von Politikern kritisierten Indizienbeweisführung seitens der Verfassungsschützer legitimierten die Verwaltungsgerichte in Bayern die Nennung der Gemeinde im Bericht in zwei Instanzen. Und auch im Verfassungschutzbericht von 2010 wird die Islamische Gemeinde Penzberg wieder unter der Kapitelüberschrift „Islamismus/Terrorismus“ aufgeführt.
Die Dokumentation rekonstruiert den Fall sowohl aus der Perspektive der Gemeinde als auch aus der Sicht des Verfassungsschutzes. Sie nimmt den Rechtsstreit zum Anlass, die Problematik der Angst vor dem Islam als ein gesellschaftspolitisches Konfliktfeld zu erkunden, das alle westlichen Länder betrifft, in denen muslimische Minderheiten leben. 11:25-12:00 • arte
Stationen.Dokumentation
Gesichter des Islam – Wissen und Fortschritt – „Wissen und Fortschritt“ sucht das TV-Team in Ägypten, Andalusien, Indonesien und in der Türkei.
In Kairo führt der junge Imam Abdallah eine der ältesten Moscheen der Medina wie eine Begegnungs- und Bildungsstätte. Der ägyptische Nobelpreisträger Ahmed Zewail fordert bei einem öffentlichen Auftritt neue Anstrengungen in Politik und Bildungswesen.
Das goldene Zeitalter von Kultur und Wissenschaft des Islams im mittelalterlichen al-Andalus ist heute noch lebendig: In Córdoba besucht das Filmteam die faszinierende Moschee-Kathedrale und die Ausgrabung der Palaststadt Madinat al-Zahra. Der spanische Konvertit Antonio Romero leitet auf seiner Finca zwischen Araberpferden und einer wertvollen Handschriftensammlung eine islamische Bildungsstätte. Der Historiker Emilio Ferrín erklärt das Potenzial und die Faszination des Islams im historischen und im heutigen Andalusien.
Der populäre türkische Theologe Zekeriya Beyaz fordert fortschrittliches Denken im Islam. In einer von Istanbuls religiösen Imam-Hatip-Eliteschulen lernen Jungen in Anzug und Krawatte Koranrezitation, Englisch und moderne Naturwissenschaften, während in Kairo junge Mädchen der besseren Gesellschaft und mit moderner Schulbildung privaten Koranunterricht bekommen. Beispielhaft zeigt sich das ägyptische Bildungsdilemma auch zwischen mittelalterlichem Altstadthandwerk ohne Zukunftsperspektive, einem High-Tech-Zentrum, der neuen Bibliothek von Alexandria und der ehrwürdigen Al-Azhar-Universität – Bildung für zu wenige. Der ägyptische Soziologe Nader Fergany attackiert Männer und Regierungen, wenn es um die Rückschrittlichkeit des Islams geht. 11:45-12:30 • BR
Im indonesischen Jakarta könnten beim „Islamic Banking“ aus den Traditionen des Islams neue Akzente in der Wirtschafts- und Finanzwelt gesetzt werden.
Istanbul – Damaskus
Reportage (Gesellschaft – Reisen/Urlaub/Touristik) – Die legendäre Bagdadbahn wurde vor 100 Jahren dank deutscher Ingenieurskunst und deutschem Kapital gebaut. Ein „Luftschloss“ des deutschen Kaisers und des osmanischen Sultans in Istanbul, die damit den Orient fest unter ihre Kontrolle bringen wollten. Ihr Ziel: eine Eisenbahnverbindung von Berlin über Istanbul und Bagdad bis zum Persischen Golf. Eine Abzweigung über Damaskus, die Hedschasbahn, führte bis auf die Arabische Halbinsel nach Mekka und Medina. Ein Traum, den britische Agenten zusammen mit „arabischen Terroristen“, wie man heute sagen würde, zunichte machten. Die Handels-Schifffahrt durch den Suez Kanal und die beginnende Luftfahrt machten die Bahn des Kaisers und des Sultans endgültig zu „altem Eisen“. Der Film „Istanbul – Damaskus“ begleitet eine Gruppe deutscher Touristen, die sich in einem Sonderzug auf die Spuren der legendären Bagdadbahn begeben. 17:15-18:00 • 3sat
Deutsch Klasse – Sprachprogramm
8/13, Fröhliche Weihnachten oder Eid Mubarek – In der Fernsehserie begleiten wir Migranten in ihrem Alltag – vom Arbeitsamt bis zum Zahnarzt. In der didaktischen Fassung (Sprachprogramm) erklären die Hauptdarsteller der Serie spielerisch die deutsche Sprache. 19:00-19:30 • BR-alpha
alpha-Forum City
Migranten – Aufgenommen oder ausgegrenzt? – Moderation: Isabella Schmid
In Bayernleben fast 2,4 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Das sind etwa 20 Prozent der Bevölkerung. Von einem gedeihlichen Zusammenleben profitieren wir alle. Was wurde in den vergangenen Jahren erreicht und was ist noch zu tun?
Mirsad Niksic kam 1973 im Alter von zehn Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland. Deutschland erschien ihm als ein Schlaraffenland mit unbegrenzten Möglichkeiten. In den Läden gab es Butter und Milch zu kaufen und sogar einem Sportclub durfte der Zehnjährige beitreten. Doch die Sprache war für Mirsad Niksic damals ein großes Handicap. Heute ist er als Grundschullehrer besonders stolz darauf, dass Migrantenkinder mittlerweile bereits im Kindergarten eine Sprachförderung bekommen.
Für Martin Neumeyer, den Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung ist Sprachförderung überhaupt der Schlüssel zur Integration. Deshalb setzt er sich beispielsweise bei der Hausaufgabenbetreuung für eine Ausweitung des Förderzeitraumes ein.
Erlangens Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis bezeichnet Integration für seine Stadt als eine ihrer zentralen kommunalpolitischen Aufgaben. Denn jeder vierte Einwohner dort hat ausländische Wurzeln. So war Erlangen auch eine der ersten Städte in Deutschland, die einen Ausländerbeirat gründete.
Isabella Kroth stellt ihr Buch „Halbmondwahrheiten – türkische Männer in Deutschland“ vor, das Ende Juli erscheint. Die Autorin räumt darin mit so manchem Klischee auf. An einzelnen Biographien zeigt sie, dass in türkischen Familien nicht immer nur die Frau die Leidtragende ist, sondern dass manchmal auch türkische Männer zu Opfern werden. 00:15-01:00 • BR-alpha TV-Tipps
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