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Ursachenforschung

Wo Frauen fehlen, wird rechts gewählt

In vielen Regionen Deutschlands geht Frauenmangel Hand in Hand mit Wahlerfolgen für rechtsextreme Parteien. Arbeitslosigkeit, Bildungsmangel, Sehnsucht nach Anerkennung sind weitere Ursachen.

Freitag, 14.10.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 20.10.2011, 7:38 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Im äußersten Nordosten Deutschlands prägen Wälder, Seen und verstreut liegende Ortschaften wie Ueckermünde, Torgelow oder Pasewalk die Landschaft. Nach jahrzehntelanger Abwanderung ist Mecklenburg-Vorpommern dünn besiedelt. Besonders Frauen haben in den vergangenen Jahren häufig ihre Koffer gepackt, um in anderen Teilen Deutschlands oder im Ausland eine Arbeit aufzunehmen.

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Die Folge: Auf 100 Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren kommen hier gerade mal noch 76,5 Frauen. Wer geblieben ist, wählt überdurchschnittlich häufig rechtsextrem. So erhielt die NPD im Wahlkreis Uecker-Randow I bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern kürzlich 15,4 Prozent der Zweitstimmen – fast jeder Sechste hat hier also Neonazis gewählt. Schlagzeilen machte vor allem das 230-Einwohner-Dörfchen Koblentz im benachbarten Wahlkreis Uecker-Randow II: Dort gab bei der Wahl sogar jeder Dritte seine Stimme der NPD.

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Ähnliche Verhältnisse bei den Anteilen von Männern und Frauen an der Bevölkerung sowie ähnlich hohe Wahlergebnisse für die NPD sind verbreitet im neuen Groß-Landkreis Vorpommern-Greifswald an der Grenze zu Polen. So lag die rechtsextreme Partei bei der ebenfalls kürzlich abgelaufenen Wahl zum Kreistag mit 8,9 Prozent der Stimmen noch vor den Grünen und der FDP. Und auch im Westen des Bundeslands, an der Grenze zu Niedersachsen, findet sich die Verknüpfung aus Frauenmangel und hoher Zustimmung für Rechtsextreme. So kommen in der ländlichen Region westlich des Städtchens Ludwigslust gerade mal 74 Frauen auf 100 Männer zwischen 18 und 35 Jahren. Zugleich konnte die NPD dort bei der Landtagswahl 8,3 Prozent aller Zweitstimmen auf sich vereinen.

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Landtagswahl Mecklenburg-Vorpommern 2011 – Wahlergebnis in ausgewählten Landkreisen in Prozent

Bei der letzten Landtagswahl schnitten SPD, CDU und Die Linke am besten ab. Im Landkreis Uecker-Randow allerdings konnte sich die NPD auf Kosten der SPD und der Grünen profilieren - und auch anderenorts erhielt sie einen Stimmenanteil von mehr als fünf Prozent (Datengrundlage: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern) © Berlin-Institut

Bei der letzten Landtagswahl schnitten SPD, CDU und Die Linke am besten ab. Im Landkreis Uecker-Randow allerdings konnte sich die NPD auf Kosten der SPD und der Grünen profilieren - und auch anderenorts erhielt sie einen Stimmenanteil von mehr als fünf Prozent (Datengrundlage: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern) © Berlin-Institut

Die Kombination beider Phänomene ist auffällig: In Regionen mit signifikantem Frauenmangel scheinen rechtsradikale Parteien wie die NPD häufig bessere Wahlergebnisse zu erzielen als in Gegenden, in denen das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist. Dieser Trend lässt sich deutschlandweit beobachten. Das Berlin-Institut hat ihn in der Studie „Not am Mann“ beschrieben. Darin wurde die Lage junger Erwachsener in jenen Regionen der neuen Bundesländer untersucht, die besonders von Abwanderung und wirtschaftlichem Niedergang betroffen sind. „Tendenziell erreicht die NPD dort hohe Wähleranteile, wo Frauen in großer Zahl abgewandert sind“, heißt es in „Not am Mann“. Die Studie erläutert den Zusammenhang – und liefert damit auch eine Erklärung für das Ergebnis der Landtagswahl 2011.

Arbeitslos oder gering qualifiziert
Wissenschaftlich belegt ist, dass die Anhänger von rechtsradikalen Parteien überdurchschnittlich häufig arbeitslos sind oder in Jobs für gering Qualifizierten arbeiten. So waren laut Annette Mayer, Projektleiterin der Forschungsgruppe Wahlen, bei den Landtagswahlen von Mecklenburg-Vorpommern fünf Prozent aller Wähler Arbeitslose. Unter den NPD-Wählern lag der Anteil der Arbeitslosen mit elf Prozent jedoch mehr als doppelt so hoch. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei gering Qualifizierten: 31 Prozent der Wählerschaft insgesamt waren Arbeiter, bei den NPD-Wählern lag ihr Anteil bei 41 Prozent. Zugleich finden sich unter Arbeitslosen insgesamt überdurchschnittlich häufig rechtsextreme Einstellungen. So stuften sich bei einer Studie der Universität Nürnberg zwar 14 Prozent der bundesweit befragten Erwerbstätigen selbst als ausländerfeindlich ein, aber 29 Prozent der Arbeitslosen. Vier Prozent der Menschen ohne Job zeigten sich bereit, eine rechtsextreme Partei zu wählen – doppelt so viele wie bei den Erwerbstätigen.

Dieses rechtsextreme Wählerpotenzial ist in vielen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns überdurchschnittlich stark vertreten. So gibt es in den südlichen Teilen des Groß-Landkreises Vorpommern-Greifswald kaum Arbeitgeber für hoch Qualifizierte. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind Landwirtschaft, Holzverarbeitung oder die Bauindustrie. Als Folge davon ist die Bevölkerung eher arm. So findet sich im ehemaligen Landkreis Uecker-Randow, wo die NPD die höchsten Ergebnisse von Mecklenburg-Vorpommern einfahren konnte, deutschlandweit die geringste Kaufkraft.

Sehnsucht nach Anerkennung
Die Anhänger rechtsradikaler Parteien sind nicht nur häufig arbeitslos oder gering qualifiziert, sondern auch überwiegend männlich. So bestand die Wählerschaft der NPD bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern der Forschungsgruppe Wahlen zufolge zu zwei Dritteln aus Männern. Insgesamt haben nur vier Prozent aller Frauen in dem Bundesland NPD gewählt, aber acht Prozent aller Männer. Die besondere Anziehungskraft könnte im traditionellen Rollenverständnis liegen, mit dem rechte Parteien männliche Wähler anlocken. Demzufolge sollte ein Mann stark sowie Oberhaupt und Ernährer der Familie sein.

In vielen heutigen Problemregionen verschafften früher klassische Männerjobs etwa in der Landwirtschaft oder der Industrie auch gering Qualifizierten Einkommen und Ansehen. Im Zuge des Strukturwandels sind viele der Arbeitsplätze in diesen Bereichen weggebrochen. Und selbst wer heute noch als Traktorfahrer oder Bandarbeiter beschäftigt ist, kann nicht gerade einen prestigeträchtigen Job vorweisen – was die Chancen bei der Partnerwahl schmälert. Da könnte eine Partei gerade recht kommen, die eine Aufwertung der klassischen Männerrolle verspricht. Laut Infratest Dimap halten sich immerhin 62 Prozent der NPD-Wähler bislang für Verlierer der Entwicklung im Land. Und 60 Prozent der mecklenburg-vorpommerischen NPD-Wähler hoffen, dass die Partei ihrer Wahl die Abwanderung und den Niedergang auf dem Land stoppen wird. Zu ihnen scheinen ganz besonders junge Männer zu gehören. So erzielte die NPD bei der aktuellen Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern die meisten ihrer Stimmen bei männlichen Erstwählern sowie in der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren. Gesellschaft Leitartikel

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  1. Fikret sagt:

    Vieleicht relativ, aber unter Frauen sind auch paar Rechtsradikale. Die sind wenig,deswegen fallen sie nicht auf.

  2. Nachtwächter sagt:

    He , so wie die Männer in der Partei sich ständig besaufen bringen die
    kein vernünftigen Satz rüber dann ist es auch schwierig auf den nächsten Nachwuchs zuwarten.

  3. Rookie sagt:

    Wundert mich nicht. Wenn Männer nur unter sich sind, kommt viel Mist bei raus. Deswegen ist einer der Gründe für den islamischen Fundamentalismus ja auch die strenge Geschlechtertrennung.

  4. Helge sagt:

    Hat nicht unlängst Peter Jedlicka in dem Buch „Gender Balance“ herausgearbeitet, dass Gleichberechtigung ein Gradmesser der Modernität von Gesellschaften ist (indem er der Frage nachgegangen ist, warum die Länder mit der höchsten Gleichberechtigung auch die reichsten Länder der Welt sind!) …

    Helge Erhart

  5. Rookie sagt:

    @Helge

    Außer, sie haben Öl… Da muss man dann nicht gleichberechtigen.