Unsichtbare Mauern
Wenn junge Flüchtlinge einen Beruf lernen wollen
Unsichtbare Mauern müssen Flüchtlinge überwinden, um in Deutschland Fuß zu fassen. Elombo Bolayela (SPD), selbst als Asylbewerber nach Deutschland gekommen und heute Bremer Bürgerschaftsabgeordneter, sprach mit Jugendlichen.
Dienstag, 18.10.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 21.10.2011, 4:40 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Sie kommen aus Afrika, Mazedonien oder dem Iran, sie sind noch keine Zwanzig, einige von ihnen haben Schreckliches erlebt. Manche leben ohne ihre Eltern in Bremen. Und in den meisten Fällen wissen sie nicht mal, wie lange sie hier noch bleiben dürfen. Die jungen Leute, die an der Allgemeinen Berufsschule (ABS) in Walle Deutsch lernen, haben einen verdammt schweren Start ins Erwachsenenleben.
Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Elombo Bolayela, der selbst als Asylbewerber nach Deutschland kam, traf sich jetzt mit einigen von ihnen, um sich über ihre aktuelle Situation zu informieren.
„Du willst was schaffen hier, aber du weißt nicht, wie das geht“, so eine junge Frau aus Gambia, die seit knapp zwei Jahren in Deutschland ist. Hotelfachfrau möchte sie werden, vorher die deutsche Sprache lernen, einen Schulabschluss machen. Andere wollen in soziale Berufe, als Stewardess arbeiten, Mechaniker werden oder Ingenieur.
Sprache öffnet Türen
An der ABS können sie sich – wie viele andere Jugendliche ohne ihre spezielle Geschichte – beruflich orientieren und Schulabschlüsse nachträglich erwerben. „Nutzt diese Möglichkeit! Ein Abschluss bietet euch Perspektiven! Und die deutsche Sprache öffnet euch dabei viele Türen!“, rief SPD-Abgeordneter Bolayela den Jugendlichen zu.
Doch auch die „Erwachsenen“ – sprich: Politik und Verwaltung – müssten sich darum kümmern, dass diese überhaupt Chancen haben, eine Ausbildung anzutreten. Denn der unsichere Aufenthaltsstatus der Flüchtlinge ist ein praktisch unüberwindliches Hindernis bei der Ausbildungsplatzsuche. Und nicht jeder von ihnen will an die Berufsschule für Metalltechnik in der Reiherstraße, wo es auch ohne gewerblichen Ausbildungsbetrieb geht.
Und es gibt noch andere Hürden: Er habe in seiner Heimat als Goldschmied gearbeitet, berichtete ein junger Afghane. Jetzt würde er in Deutschland gern eine anerkannte Ausbildung in seinem Beruf machen – dürfe aber wegen seines Aufenthaltsstatus‘ Bremen nicht verlassen. Hier gebe es aber keine Ausbildungsmöglichkeiten für ihn.
„Viele diese Schüler haben eine Menge Probleme und oft massive Existenznöte. Ihre Lebenserfahrung ist ihre große Stärke und zugleich ihre schwerste Belastung“, sagte Schulleiter Frank Grönegreß im Gespräch mit Bolayela. Viele von ihnen seien therapiebedürftig. „All dies stürmt auf unsere Pädagogen ein“, so Grönegreß. Sozialpädagogische Unterstützung sei aus diesem Grund ausgesprochen wichtig.
Sozialpädagogen wichtig
Dies sei auch Bildungs- und Sozialressort klar. Nur gebe es bislang keine Einigung, wie künftig Sozialpädagogenstellen an der ABS finanziert werden sollen. In die „Berufswahlvorbereitungsklassen“ mit Sprachförderung, die Bolayela besuchte, gehen immerhin über 100 Jugendliche.
Zur Zeit gibt es dort noch eine befristete 30-Stunden-Stelle für eine Sozialpädagogin. Ein sozialpädagogisches Projekt des DRK („Passage“) an der Schule läuft gerade aus. „Wir brauchen unbedingte zwei volle Stellen für diesen Bereich“, heißt es aus der Schulleitung. Das Problem dürfe nicht weiter „hin- und hergeschoben“ werden.
Elombo Bolayela kündigte an, er werde sich dafür einsetzen, dass die Allgemeine Berufschule bald Klarheit bekommt, wie die notwendigen Sozialpädagogenstunden ermöglicht werden können. Der SPD-Abgeordnete: „Die Jugendlichen mit ihrem Wunsch, etwas aus ihrem Leben zu machen, verdienen es, unterstützt zu werden. Sie dürfen nicht immer wieder gegen unsichtbare Barrieren laufen.“ (hs)
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