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TV-Tipps des Tages

27.10.2011 – Syrien, Sürücü, Ehrenmord, Migranten, Türken, Integration, Ausländer

TV-Tipps des Tages sind: Syrien undercover - Im Herzen der Revolte; Verlorene Ehre - Der Mord an Hatun Sürücü; Durchgestartet - Drei Deutsch-Türkinnen auf Erfolgskurs; 45 Min - Nachbar Türke: "45 Min" wirft in Hamburg, der Stadt mit dem höchsten Migrantenanteil in ganz Deutschland, einen Blick hinter die Fronten der Integrationsdebatte

Von Donnerstag, 27.10.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 26.10.2011, 17:24 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Syrien undercover – Im Herzen der Revolte
Dokumentation – Thema: Wohin steuert Syrien?

Sofia Amara, freischaffende Journalistin in Beirut, drehte die erste Dokumentation in Syrien seit Beginn der Aufstände im vergangenen April. Mit ihrer Handkamera dokumentierte sie die Arbeit der im Verborgenen agierenden Widerstandskämpfer.

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In Damaskus und Homs filmte Sofia Amara, wie sich die täglichen Demonstrationen am Ausgang der Moscheen oder auf den Friedhöfen organisieren.

In Rastan konnte sie Kontakt zu desertierten Offizieren der syrischen Armee aufnehmen, die behaupten, ein „freies Heer“ aufgestellt zu haben. Diese Streitkraft mit angeblich knapp 300 Offizieren versucht mit dürftigsten Mitteln, der blindwütigen Repression durch den syrischen Staat zu trotzen.

Insbesondere in Hama beobachte sie, mit welchen Mitteln das Regime gegen die Protestbewegung vorgeht: systematische Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung, Schießen mit scharfer Munition auf Demonstranten, willkürliche Verhaftungen, Hinrichtungen ohne Prozess, Folter.

Anhand nie gesehener Bilder und Zeugenaussagen dokumentiert der Film die blutigen Militäreinsätze gegen die Demonstranten und belegt zum ersten Mal auch die unmittelbare Beteiligung von Mitgliedern der libanesischen Hisbollah und der iranischen Revolutionshüter an den Massakern.

Um einen Blick hinter die Kulissen der syrischen Revolution zu werfen, nahm die Filmemacherin viele Gefahren auf sich. Immer musste sie darauf achten, nicht den Verdacht der Geheimdienste zu wecken: beim Filmen der Demonstrationen, beim Umgehen der Panzersperren vor der Stadt und bei den heimlichen Treffen mit den Aktivisten.

Der mutige Film vermittelt die im Land herrschende Terroratmosphäre und veranschaulicht die Verbrechen des Regimes von Baschar al-Assad, dem zur Last gelegt wird, in fünf Monaten über 2.000 Menschen ermordet zu haben.

Hintergrundinformationen:
In Syrien herrscht ein erbarmungsloser Bürgerkrieg. Aber nicht rivalisierende Volksgruppen bekämpfen einander, sondern die Staatsmacht geht gewaltsam gegen die aufständische Bevölkerung vor, die nach demokratischen Reformen verlangt. Mehr als 2.000 Tote hat der Konflikt bereits gefordert. Tausende Menschen sind verhaftet worden, andere befinden sich auf der Flucht. Der Themenabend untersucht die Geschehnisse und fragt, warum Syriens Präsident Baschar al-Assad auf sein eigenes Volk schießen lässt.

Über 2.000 Tote haben die Auseinandersetzungen gekostet, die zwischen der aufständischen Bevölkerung Syriens und der Staatsmacht immer schärfere Formen annehmen. Zehntausende Verhaftungen wurden vorgenommen. Und eine unbekannte Zahl von Flüchtlingen hat das Land verlassen, hauptsächlich Richtung Türkei und Libanon.

In Syrien – sowohl in der Hauptstadt Damaskus, als auch in den Provinzstädten – herrscht die nackte Angst. Aber trotz der brutalen Niederschlagung der Volksaufstände bietet die Opposition dem Regime in Damaskus weiterhin entschlossen die Stirn. Sie verlangt den Rücktritt des Assad-Clans, der seine Macht mit allen Mitteln verteidigt, obwohl er wegen der brutalen Armeeeinsätze gegen die eigene Bevölkerung unter den Druck der internationalen Staatengemeinschaft geraten ist und auch von arabischen Ländern wie Saudi-Arabien kritisiert wird.

Wer ist Baschar al-Assad, dieser Präsident, der unter der eigenen Bevölkerung ein Blutbad anrichtet? Der Themenabend zeichnet nicht nur das Porträt eines skrupellosen Despoten, sondern schildert die Hintergründe der Auseinandersetzungen und wirft einen Blick auf die Geschichte Syriens. 10:10-11:00 • arte

Verlorene Ehre – Der Mord an Hatun Sürücü
Dokumentation – Die Ermordung Hatun Sürücüs am 7. Februar 2005 an einer Bushaltestelle in Berlin-Tempelhof hat deutschlandweit eine Debatte über Parallelgesellschaften angestoßen. Die Tat wurde zum Fanal für misslungene Integration und ist der bekannteste der so genannten Ehrenmorde in Deutschland. Wie aber konnte es zu der Tat kommen? Was ist in den Monaten, Tagen und Stunden vor der Tat in der kurdischen Großfamilie passiert? Warum musste Hatun Sürücü am Ende wirklich sterben? Und wie beurteilt der Mörder seine Tat fast sechs Jahre danach? Fragen, auf die die ARD-Dokumentation erstmalig eine Antwort gibt – denn der Mörder hat gegenüber den beiden Reportern sein Schweigen gebrochen und mit ihnen exklusiv über die Hintergründe und Umstände seiner Tat gesprochen. Über Hatun kommt ihm auch heute noch kein gutes Wort über die Lippen. In dem mehrstündigen Interview sagt er aber auch: „Ich habe meiner Schwester das Leben genommen, meinem Neffen die Mutter und meinen beiden Brüdern die Freiheit. Heute weiß ich, dass ich dazu kein Recht hatte.“ Ist seine Reue echt? 14:15-14:58 • WDR

Durchgestartet – Drei Deutsch-Türkinnen auf Erfolgskurs
Eine Rechtsanwältin, eine Gymnasiallehrerin und eine Managerin: drei Frauen, die es in ihrem Beruf geschafft haben. Alle drei tragen türkische Namen – Sibel, Nermin und Dilek.

Die Eltern stammen aus der Türkei, sie kamen als Gastarbeiter nach Deutschland. Als Kinder und als Jugendliche haben die drei Frauen oft spüren müssen, dass ihnen viele den Erfolg in der Schule oder gar im Studium nicht richtig zutrauen.

Obwohl sie gute Noten hatte, bekam Nermin Erdogan keine Empfehlung fürs Gymnasium. Heute ist sie selbst Lehrerin an einem Sportgymnasium. Ausgrenzung und Diskriminierung hat die junge Deutsch-Türkin häufig erfahren – an der Uni und später im Referendariat. „Aber das hat mich stark gemacht“, sagt sie heute.

Geschafft hat es auch Dilek Yogurtcu. Das Motto der IBM-Managerin: „Wenn sie mich vorne rausschmeißen, komme ich hinten wieder rein“. Deutsch und Geschichte hat sie an der Universität Tübingen studiert und landete bei dem international aufgestellten Unternehmen. „Hier fühle ich mich wohl, denn Vielfalt gehört zum Konzept der Firma“. Ihre Identität, beheimatet in beiden Welten, ist ein Schlüssel ihres Erfolgs.

So sieht es auch Sibel Yüksel. Als Rechtsanwältin ist sie auf Familienrecht spezialisiert und betreut sowohl deutsche als auch türkische Klienten. Ehrenamtlich liest sie jeden Freitag Kinderbücher in einem Kindergarten vor. Damit die Kinder mit Migrationshintergrund besser Deutsch lernen – aus eigener Erfahrung weiß sie, wie wichtig das ist. 22:15-22:45 • EinsExtra

45 Min – Nachbar Türke
„45 Min“ wirft in Hamburg, der Stadt mit dem höchsten Migrantenanteil in ganz Deutschland, einen Blick hinter die Fronten der Integrationsdebatte: Was läuft schief, was ist gut, was könnte besser sein – auf beiden Seiten?

Vor 50 Jahren begann offiziell die Zuwanderung türkischer Arbeiter nach Deutschland. Sie kamen zunächst als „Gastarbeiter“, doch viele blieben. Fast drei Millionen Menschen türkischer Herkunft leben heute in Deutschland und haben, da sind sich liberale und konservative Wissenschaftler inzwischen einig, die größten Integrationsschwierigkeiten. Doch was heißt das eigentlich?

Wer sich mehr Integration wünscht, kann nicht nur über Türken reden. „45 Min“ trifft Jugendliche aus dem Problemstadtteil Hamburg-Horn und ehrenamtliche deutsch-türkische „Kiezläufer“, die verhindern wollen, dass ihre Jungs auf die schiefe Bahn geraten. Der Film zeigt außerdem, wie der Alltag in einer Grundschule aussieht, in der Deutsch nur eine von 25 Muttersprachen ist. Ex-Drogendealer, Polizisten und Lehrer beschönigen die Probleme in ihren Vierteln nicht. Aber sie halten sie für lösbar.

„Mehr Jumps, weniger Style“, ruft Tanzlehrer Metin Demirdere dem 15-jährigen Miles zu. Jeden Freitag treffen sich junge Tänzer zwischen elf und 23 Jahren zum Training im evangelischen Jugendzentrum „Schorsch“ in Hamburg-St. Georg. Ihre Eltern kommen aus der Türkei, aus Ghana, Afghanistan, Tunesien, von den Philippinen oder aus Deutschland. „Aber das ist total egal“, sagt Tanzlehrer Metin, „hier geht es vor allem um das, was wir gemeinsam haben, und das ist die Liebe zur Musik und zum Breakdance.“ Einige der Jungs haben erst beim Tanzen entdeckt, was in ihnen steckt, und dass hartes Training und Disziplin ihnen auch in der Schule helfen und Selbstbewusstsein geben. Sie lieben es, ihre Grenzen auszutesten und die anderen in der Gruppe mit neuen, akrobatischen Figuren zu beeindrucken. Auch das kann ein Weg sein, sich Respekt zu verschaffen. Tanzlehrer Metin findet die ganze Integrationsdebatte problematisch, weil dabei immer nur das Trennende betont wird, der so genannte Migrationshintergrund. Was heißt das denn? Er selbst ist in Deutschland geboren, hat türkische Wurzeln, empfand sich immer als „Hamburger Jung“. Und plötzlich hat er sich gefragt: „Bin ich eigentlich integriert?“

Viele junge Migranten, die sich in Deutschland zu Hause fühlen, hat die Debatte um Thilo Sarrazins Buch verunsichert. Sie kämpfen sowieso täglich mit den Vorurteilen der Mehrheitsgesellschaft: in der Schule, bei der Arbeitssuche, auf der Straße. Immer, wenn ein Einzelner mit ausländischen Wurzeln eine Straftat begeht, fällt das auf alle anderen zurück. „Die Leute wechseln die Straße, die setzen sich in der S-Bahn nicht neben uns, weil wir irgendwie gefährlich aussehen“, erzählen Emir und seine Freunde aus Hamburg-Horn. „Weil es Ausländer gibt, die andere abziehen, heißt es sofort, alle Ausländer sind so.“ Emir will unbedingt seinen Realschulabschluss schaffen, aber richtig Hoffnung auf einen guten Job hat er trotzdem nicht. „Wenn sich für dieselbe Stelle ein blonder Deutscher bewirbt, hab ich eh keine Chance, so ist das doch.“ Sein Freund Ozan ist sicher, dass es leichter wäre, wenn sie alle in einem besseren Viertel aufgewachsen wären. Und dann erklärt er, dass es hier ziemlich schwer ist, sich Respekt zu verschaffen, wenn man nicht bereit ist, sich zu prügeln. „Aber das hat nichts mit Ausländern zu tun, die Deutschen, die hier aufwachsen, machen das genauso. Das Viertel und der Freundeskreis machen einfach viel kaputt“, meint Ozan und Ender nickt. Er hatte neulich selbst mit der Polizei zu tun, weil er mit Freunden in eine Schlägerei geraten ist. 06:00-06:45 • NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Niedersachsen, NDR Schleswig-Holstein TV-Tipps

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