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TV-Tipps des Tages

24.01.2012 – Türkei, Ausländer, Afghanistan, Integration, Rassismus, Kurden

TV-Tipps des Tages sind: Wilde Türkei: Vom Bosporus zum Mittelmeer; Verwundete Seelen; Die Büchse der Pandora: Die Geschichte über die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Türken und einem Kurden thematisiert offen das Thema Rassismus in der Türkei; Nächster Halt – Beirut: Mit der Geschichte leben

Von Dienstag, 24.01.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 23.01.2012, 17:26 Uhr Lesedauer: 7 Minuten  |  

Wilde Türkei
1/2, Vom Bosporus zum Mittelmeer – Die Türkei ist ein Land zwischen zwei Meeren und zwei Kontinenten, Nahtstelle zwischen Ost und West, zwischen Orient und Okzident. Die Tierwelt ist sowohl europäisch als auch asiatisch geprägt.

Die Tierwelt ist sowohl europäisch als auch asiatisch geprägt. Doch die Türkei ist nicht nur ein Land der wilden Tiere: Völker aus Ost und West kamen, um hier zu siedeln.

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Die steilen Hänge des Taurus sind das Revier der Bezoarziegen. Mit sicherem Tritt erklimmen die Wildziegen selbst die höchsten Gipfel. Sie sind die Vorfahren unserer Hausziegen. Im Taurus kreuzen sich ihre Wege noch heute, wenn die Nomadenfamilien ihre Herden auf die Sommerweiden führen.

Im Herbst, wenn es in den Bergen kalt und ungemütlich wird, ziehen die Wanderhirten an die Mittelmeerküste. Dort, ganz im Westen der Türkei, beginnt nun die Saison der Kamelkämpfe: Wohlhabende Kamelhalter lassen ihre stärksten Bullen gegeneinander antreten – ein unblutiger Ringkampf und vor allem ein großes Spektakel. Der Westen der Türkei ist eine Region der Kontraste: Mit zehn Millionen Einwohnern bildet Istanbul das Kultur- und Wirtschaftszentrum des Landes und ist gleichzeitig die Bühne für eine einzigartige Tierwanderung: Jeden Frühling und Herbst passieren Hunderttausende von Zugvögeln den Bosporus.

Die zweiteilige Dokumentation gibt einen Einblick in die vielfältige Natur der Türkei und führt in kaum bekannte Landschaften, aber auch zu weltberühmten Orten wie den Sinterterrassen von Pamukkale, den aus römischer Zeit stammenden Ruinen von Milet oder der antiken griechischen Metropole Priene. Der erste Teil ist eine bildgewaltige Reise durch den Westen der Türkei – zu Wildziegen und Schildkröten, Orchideen und Anemonen, Goldschakalen und Dromedaren. 11:30-12:15 • NDR Mecklenburg-Vorpommern

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Verwundete Seelen
Dokumentarfilm (Gesellschaft – Gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte) – Antonia ist schon einige Tage alt, als Peter sein Neugeborenes zum ersten Mal sehen kann. Peter scheint überwältigt vor Glück. Seine Ehefrau hofft, dass das kleine Mädchen ihm hilft, zurück ins Leben zu finden. Denn der Oberfeldwebel hat seine Lebensfreude in vier Auslandseinsätzen in Afghanistan verloren. Innerlich zerstört kommt er im Januar 2010 von seinem letzten Einsatz zurück. Er hat Gefühle wie Angst, Entsetzen und quälende Selbstzweifel zu unterdrücken gelernt, doch dabei sind auch seine „guten“ Gefühle untergegangen: Peter kann sich nicht mehr freuen. Er kann auch seine Frau nicht mehr berühren. Sogar eine freundschaftliche Umarmung fällt ihm schwer. Nun wird er stationär behandelt. Doch seine Therapie dauert viel länger als erwartet, aus Wochen werden Monate. Derweil versuchen die Eheleute verzweifelt, ihre Beziehung zu retten. Auch Dominik ist nicht mehr der, der er einmal war. Als er von seinem letzten Einsatz zurückkommt, erkennt ihn seine Mutter kaum wieder: Er ist gereizt und aggressiv, fährt nächtelang mit dem Auto umher. Die Beziehung zu seiner Freundin zerbricht. Dominik erzählt von furchtbaren Dingen, die er gesehen hat und die ihn seither verfolgen. Auch sein eigenes Selbstbild quält ihn. Niemals hätte er sich vorstellen können, die Dinge zu tun, die er getan hat. Seine Mutter weiß nicht mehr ein noch aus. Weil sie nirgendwo Hilfe findet, gründet sie eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Soldaten, die wie Dominik an einer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt sind. Doch ihrem Sohn kann sie nicht helfen. Der Dokumentarfilm „Verwundete Seelen“ von Konstanze Burkard begleitet zwei Soldaten und deren Angehörige, die mit den Folgen der Auslandseinsätze in Afghanistan zu kämpfen haben. Für beide gilt: Ihr Leben wird nie mehr wie früher sein. Im Rahmen des Monothemas zeigt 3sat im Anschluss, um 23.00 Uhr, mit „Töten für den Frieden?“ und um 23.45 Uhr mit „Der andere Blick“ zwei Dokumentationen zum Thema „Krieg“. 21:40-23:00 • 3sat

Die Büchse der Pandora
Spielfilm – Eine Familie muss sich plötzlich einer schwierigen Aufgabe stellen: Die Mutter ist an Alzheimer erkrankt. Unter der Belastung treten die lange unterdrückten Konflikte der Angehörigen zutage und stellen ihre Geduld auf die Probe.

Nusret ist eine alte Bauersfrau, die in einem Haus in einem kleinen Bergdorf am Schwarzen Meer lebt. Eines Morgens verschwindet sie spurlos. Ihre erwachsenen Töchter Nesrin, Güzin und ihr Sohn Mehmet leben in Istanbul und machen sich sofort auf den Weg in ihr Heimatdorf, um ihre Mutter zu suchen. Tochter Nesrin ist Mitte 40, verheiratet und hat einen Sohn, der ihr allerhand Kummer bereitet, weil er von zu Hause weggelaufen ist und auf der Straße lebt. Ihre jüngere Schwester Güzin ist vielbeschäftigte Journalistin und unglücklich verliebt. Ihr Bruder Mehmet ist arbeitslos und das schwarze Schaf der Familie. Alle drei halten wenig vom Lebensstil des jeweils anderen und so kommt es bereits im Auto zum Streit. Die früheren Konflikte über Lebensvorstellungen und den toten Vater sind deutlich zu spüren.

Im Dorf ihrer Mutter suchen sie diese mit Polizei und Dorfbewohnern und finden die alte Frau schließlich lebend, aber ohne Erinnerung an das, was vorgefallen ist. Die Geschwister nehmen ihre Mutter mit nach Istanbul, und Nesrin nimmt sie bei sich auf, obwohl sie selbst unter großem Stress steht. Ihr Sohn Murat ist wohnungslos und für sie unauffindbar. Doch Murat muss schnell feststellen, dass er nicht dafür geschaffen ist, auf der Straße zu leben. Nach einem Überfall ist er ohne Geld und sucht Hilfe bei seinem Onkel Mehmet.

Unterdessen diagnostizieren die Ärzte bei Nusret Alzheimer. Die alte Frau fühlt sich in der neuen Umgebung nicht wohl und kommt in der großen Stadt mit den Hochhäusern und Fahrstühlen nicht zurecht. In dieser Situation kommen bei den Geschwistern die unterdrückten Gefühle und Probleme zum Vorschein und es gelingt ihnen nicht, mit ihrer kranken Mutter umzugehen. Überraschend findet nur der wiedergekehrte Enkel Murat Zugang zu seiner Großmutter und stellt sich der Aufgabe, sich um sie zu kümmern.

Hintergrundinformationen:
Die türkische Regisseurin Yesim Ustaoglu erzählt auf intensive und feinfühlige Weise eine universale Geschichte über Eltern, Kinder und menschliche Konflikte, die in Istanbul und am Schwarzen Meer spielt, aber so ähnlich in jeder modernen Großstadt stattfinden könnte. Herausragend ist die fast 90-jährige französische Schauspielerin Tsilla Chelton als Nusret. Sie bekam beim Festival von San Sebastián verdientermaßen den Preis als beste Darstellerin.
Yesim Ustaoglu wurde 1962 im Osten der Türkei geboren und zog später mit ihrer Familie nach Istanbul. Sie studierte Architektur und fing erst in den 80er Jahren an, Kurzfilme zu drehen. 1999 hatte ihr zweiter Spielfilm „Günese Yolculuk“ (Reise zur Sonne) auf der Berlinale seine vielbeachtete Premiere. Die Geschichte über die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Türken und einem Kurden thematisiert offen das Thema Rassismus in der Türkei.

„Kurdistan“ ist dort bis heute ein heikles Thema. So kam es, dass das türkische Militär die Dreharbeiten des Films mehrmals unterbrach und die Produktion deshalb mehrere Jahre dauerte. Trotzdem wurde der Film auch in der Türkei sehr gelobt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Die Regisseurin erhielt für den Film und ihr Engagement sogar den europäischen Friedenspreis.

Yesim Ustaoglu befasste sich auch 2004 in ihrem folgenden Spielfilm mit einem in der Türkei politisch heiklen Thema. „Waiting for the Clouds“, wie „Die Büchse der Pandora“ eine ARTE-Koproduktion, erzählt die Geschichte einer Frau, die viele Jahre geheim hält, dass sie eine türkische Griechin ist und bei der Zwangsumsiedlung von der Türkei nach Griechenland von ihrer Familie getrennt wurde. Auch dieser Film transportiert, wie bereits „Reise zur Sonne“, die Botschaft der Toleranz und Akzeptanz der Völker und der eigenen Geschichte. 02:30-04:20 • arte

Nächster Halt – Beirut
3/5, Mit der Geschichte leben – Der dritte Film der Reihe besucht Orte Beiruts, die Zeugnis ablegen von der mehrfachen Zerstörung der Stadt, aber auch vom Willen ihrer Bewohner, sie immer wieder aufzubauen.

Im Laufe der Geschichte war Beirut immer wieder Schauplatz blutiger Kampfhandlungen, hielt der immer wiederkehrenden Gewalt jedoch mit nimmermüdem Lebenswillen stand. Heute ist die Stadt gefangen zwischen schwieriger Erinnerungsarbeit und kollektiver Amnesie. Die einen versuchen, die leidvolle Vergangenheit der libanesischen Hauptstadt zu vergessen und nach vorne zu blicken, die anderen möchten die Erinnerung an schwierige Zeiten bewahren, damit sich die Geschichte nicht wiederholt und der Frieden auch in Zukunft stabil bleibt.

Der Rundgang zu den Zeugnissen der Auseinandersetzungen führt zunächst auf den in der Innenstadt gelegenen Märtyrerplatz, der nach seiner völligen Zerstörung vollständig wieder aufgebaut wurde. Ein von Scharfschützen zertrümmertes Haus an der ehemaligen Grenzlinie zwischen den christlichen und muslimischen Stadtvierteln beherbergt heute ein Kriegsmuseum. Das prunkvolle Nationalmuseum der Antike blieb während des Bürgerkrieges dank eines einzigen Mannes von der Verwüstung verschont, und im legendären Hotel Palmyra in Baalbek zeugen alte Kunstwerke und originales Mobiliar von längst vergangenen Ruhmeszeiten.
08:00-08:25 • arte TV-Tipps

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