TV-Tipps des Tages
07.02.2012 – Panama-Kanal, Integration, Arabische Revolution, Muslime, Ausländer
TV-Tipps des Tages sind: Panama-Kanal; Planet Wissen: Hightech-Abwassersysteme, die Demokratie und fortschrittlichste Integrationspolitik; Das Jahr des Frühlings: Arabische Revolutionen; Shahada: Der Episodenfilm "Shahada" erzählt die Schicksale von Ismail, Samir und Maryam, drei jungen Muslimen in Berlin; alpha-Forum City: Daheim in zwei Kulturen - wie glückt Integration?
Von Ümit Küçük Dienstag, 07.02.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 03.02.2012, 11:59 Uhr Lesedauer: 6 Minuten |
Panama-Kanal
Um die lange, gefährliche Umschiffung von Kap Hoorn, der Südspitze des amerikanischen Kontinents, überflüssig zu machen, reifte Ende des 19. Jahrhunderts der Plan, die Landenge zwischen Nord- und Südamerika mittels eines Kanals zu durchtrennen.
Der Bau des Panamakanals war die kostspieligste Unternehmung der Menschheitsgeschichte, denn um die Landenge zwischen Nord- und Südamerika zu durchtrennen, mussten buchstäblich Berge versetzt werden. Den ersten Versuch unternahmen um 1880 die Franzosen unter der Leitung von Ferdinand de Lesseps, der bereits den Suezkanal geplant und gebaut hatte. Doch sie gaben, nachdem zahllose Arbeiter von Tropenkrankheiten dahingerafft worden waren, schließlich auf und hinterließen sowohl eine unvollendete Großbaustelle als auch ein finanzielles Fiasko.
Die Amerikaner übernahmen das Projekt und brachten den Bau 1914, nur wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, zum Abschluss. Damit endete auch das Viktorianische Zeitalter und die aufstrebenden Vereinigten Staaten wurden endgültig zur Weltmacht. Allerdings hatten die Amerikaner dafür einen hohen Preis zu zahlen. Zehn Jahre lang bauten sie an dem Kanal. Die Ausgaben in Höhe von 350 Millionen Dollar belasteten den amerikanischen Staatshaushalt über Jahre, und nicht zuletzt kostete der Bau 5.000 Menschen das Leben. Durch die Einwanderung von 55.000 Fremdarbeitern, den Aushub von Hunderttausenden Tonnen Erdreich, die Veränderung des natürlichen Gleichgewichts und die Einführung zahlreicher ingenieurtechnischer Neuerungen veränderte sich die gesamte Region nachhaltig.
Neben dem damaligen US-Präsidenten Theodore Roosevelt porträtiert der Dokumentarfilm auch den amerikanischen Militärarzt William Gorgas, der einen Plan zur Ausrottung des in der Region grassierenden Gelbfiebers durchführte. Den enormen technischen Ambitionen gegenüber erwies sich das Projekt aus humaner Sicht als wenig fortschrittlich: Diskriminierung war an der Tagesordnung, ein Aspekt, den der Dokumentarfilm ebenfalls beleuchtet. Denn die auf den verschiedenen Karibikinseln angeworbenen Hilfsarbeiter erledigten die schwersten und am geringsten entlohnten Arbeiten, während qualifiziertere und ungefährlichere Tätigkeiten Weißen vorbehalten waren.
Hintergrundinformationen:
Anhand zahlreicher Archivbilder und Dokumente veranschaulicht der Dokumentarfilm die fantastische Leistung der damaligen Ingenieure und vermittelt auch eine Vorstellung von den enormen Kosten des Projekts. 11:25-12:50 • arte
Planet Wissen
Wissensmagazin – Was können wir aus der Antike lernen? – Moderation: Jo Hiller und Andrea Grießmann
Welche nützlichen Erfindungen, haben uns die Griechen und Römer der Antike hinterlassen, die aus unserer heutigen Kultur nicht mehr wegzudenken sind? Diese Fragen klären die Studiogäste Prof. Andreas Scholl und Dr. Salvatore Ortisi.
Hightech-Abwassersysteme, die Demokratie und fortschrittlichste Integrationspolitik – dies sind nur einige der nützlichen Erfindungen der „alten“ Griechen und Römer der Antike. Diese Errungenschaften sind heute Teil unserer europäischen Kultur und gehören wie selbstverständlich zu unserem täglichen Leben. Planet Wissen begibt sich auf eine lange Reise in die Zeit von etwa 2000 v. Chr. bis 500 n. Chr. und fragt: Was haben wir von den Griechen und Römern gelernt? Und was können wir heute noch von ihnen lernen?
Diese Fragen diskutieren die Moderatoren Andrea Grießmann und Jo Hiller mit den Studiogästen Prof. Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung in Berlin, und Dr. Salvatore Ortisi, der als Archäologe an der Universität Köln arbeitet. 15:00-16:00 • WDR, SWR BW
Das Jahr des Frühlings
Dokumentarfilm – Thema: Arabische Revolutionen
Das Jahr 2011 wird als ein Jahr der Zeitenwende in die Geschichte eingehen. Ein Sturm der Wut und des Protestes gegen korrupte, überlebte Regimes hat in der arabischen Welt vielerorts die Diktatoren hinweggefegt.
Auslöser des Flächenbrandes war die Selbstverbrennung des jungen Tunesiers Mohammed Bouazizi. Er hatte trotz Studiums kaum Chancen, jemals eine anständige, existenzsichernde Arbeit zu erhalten. Die demütigenden Misshandlungen in Polizeigewahrsam ließen ihm ein Weiterleben sinnlos erscheinen.
Hätte man hundert Experten gefragt, ob ein solches Ereignis eine revolutionäre Welle auslösen könnte, hätten alle hundert das sicher verneint, so der ägyptische Publizist Hisham Kassem. Die Geschwindigkeit der revolutionären Welle hat alle überrascht, ausländische Staaten ebenso wie Geheimdienste, die bekämpften Regimes und nicht zuletzt die Protagonisten der Revolution selbst.
Bald zeigten sich die Unterschiede zwischen den Nationen und ihren Regimes. In Libyen wären die Rebellen ohne die NATO-Unterstützung kaum siegreich gewesen. In Tunesien wurden Wahlen abgehalten, bei denen die sich auf den Islam berufende Partei „Ennahda“ (Wiedergeburt) als Siegerin hervorging. Sie betont zwar, die Prinzipien der Demokratie und Toleranz zu akzeptieren, aber die jungen Menschen, die die Revolution vorantrieben, und die Frauen misstrauen diesen Bekundungen. In Ägypten herrscht seit dem Sturz Mubaraks das Militär, das sich auf die Seite der Demonstranten geschlagen hatte. Doch so richtig wollen die Generäle die Macht nicht aufgeben und sich einer demokratisch gewählten Regierung unterstellen. Andererseits brachten die ersten Wahlen einen Sieg der Muslimbrüder und – für viele erschreckend – starke Stimmanteile für die Salafisten, Befürworter eines radikalen Islamismus.
In Syrien versucht Präsident Baschar al-Assad die Macht seines Familienclans mit allen Mitteln zu erhalten. Woher nehmen die Menschen den Mut, trotzdem jeden Tag zu protestieren? Sie haben kreative Formen des Protestes entwickelt, wie Tänze, Graffitis, Satire im Internet. Aber die Gründung der Freien Syrischen Armee durch desertierte Soldaten führte zu gezielten bewaffneten Aktionen gegen militärische Einrichtungen des Regimes. Damit wächst die Gefahr eines Bürgerkrieges.
Im Jemen ist die Revolution nach einem Jahr ausgebremst. Präsident Saleh, seit 33 Jahren im Amt, ist zurückgetreten, aber wird weiter als graue Eminenz im Hintergrund die Fäden ziehen. Außerdem tobt hinter der Revolution ein Kampf der traditionell mächtigen Stammesverbände, die ihre Pfründe und Einflussbereiche erhalten wollen. Verträgt sich eine Stammesgesellschaft mit der Demokratie?
In all diesen Ländern und innerhalb der einst gegen die Diktaturen einigen Opposition schwelt der Konflikt zwischen den Kräften der Erneuerung und jenen, die eher eine religiös definierte Tradition restaurieren wollen als die Gesellschaft zu demokratisieren. Werden die Losungen der Arabischen Revolution „Brot, Freiheit, Würde“ sich verwirklichen lassen oder werden diese großen geschichtlichen Umwälzungen in der arabischen Welt wieder in einer epochalen Enttäuschung enden? 20:15-21:45 • arte
Shahada
Fernsehfilm (Episodenfilm – Fernsehspiel – gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte) – ZDFkultur zeigt anlässlich der Filmfestspiele 31 Berlinale-Filme des Kleinen Fernsehspiels.
Der Episodenfilm „Shahada“ erzählt die Schicksale von Ismail, Samir und Maryam, drei jungen Muslimen in Berlin.
Maryam ist eine moderne, freizügige 19-Jährige. Oft hat sie Streit mit ihrem alleinerziehenden Vater Vedat, einem aufgeklärten islamischen Geistlichen. Maryam ist ungewollt schwanger. Um das Problem zu lösen, nimmt sie eine Abtreibungspille.
Samir besucht gemeinsam mit Daniel den Koranunterricht von Maryams Vater. Sie kennen sich von der Arbeit auf dem Großmarkt. Daniel ist schwul und hat sich in Samir verliebt. Zögerlich kommen sich die beiden jungen Männer näher, doch Samir gerät in einen heftigen Gewissenskonflikt.
Ismail ist Polizist. In türkischer Tradition erzogen, hat er sich dennoch von allem Sakralen und Spirituellen losgesagt. Bei einer Razzia trifft er auf Leyla, die er vor drei Jahren im Dienst angeschossen hat. Das Wiedersehen bringt Ismail aus dem Gleichgewicht. 20:15-21:40 • ZDFkultur
alpha-Forum City
„Daheim in zwei Kulturen – wie glückt Integration?“ – Moderation: Isabella Schmid
Im alpha-Forum kommen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, Religion und Kultur in 45 Minuten ausführlich zu Wort. Im Internet finden Sie die Gespräche, die Lebensläufe der Gäste und Literaturhinweise. 21:00-21:45 • BR-alpha TV-Tipps
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