Junge Islam Konferenz
Empfehlungskatalog für die Deutsche Islam Konferenz
Die Junge Islam Konferenz hat ein Empfehlungskatalog für die Deutsche Islam Konferenz (DIK) verabschiedet. Zwei Delegierte sollen den Katalog am 19. April offiziell an Bundesinnenminister Friedrich übergeben.
Freitag, 30.03.2012, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 03.04.2012, 3:32 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Intensive Arbeitswochen liegen hinter den Teilnehmern der Jungen Islam Konferenz 2012. Herausgekommen ist ein Empfehlungskatalog. Darin sind Ideen, Vorschläge und Positionen der Jugendlichen formuliert, die diese aktiv in die Integrationsdebatte einbringen wollen. Am 19. April 2012 soll es offiziell an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) übergeben werden.
Die Empfehlungen der Jungen Islam Konferenz beziehen sich insbesondere auf das Internet und dabei vor allem auf die jungen Nutzer. Einen weiteren Schwerpunkt legten die Konferenzteilnehmer diesmal auf den Bereich Bildung und Schule. Aber auch die vom Bundesinnenministerium herausgegebene Studie „Lebenswelt junger Muslime“ dürfte nicht zu kurz kommen. Eine exklusive Vorabberichterstattung des Boulevardblatts Bild über vermeintliche Integrationsverweigerer unter jungen Muslimen hatte eine Welle der Empörung in der Politik und Fachwelt ausgelöst.
Kritik an einseitiger Darstellung
Die Mitglieder der Jungen Islam Konferenz setzten sich bereits Anfang März über die Art und Weise der Veröffentlichung auseinander und bezeichnete es in einer Stellungnahme als „ein Rückschritt in der Integrationsdebatte“. Sie kritisieren vor allem die zunächst einseitige Darstellung der Ergebnisse durch einige Medien. Serdar Bulat (24), der Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin (FU) studiert und MiGAZIN Jungautor ist, bemängelt: „Durch die vorab und hauptsächlich präsentierte Zahl zur Integrationsunwilligkeit fühlen sich die Falschen bestätigt; man bewegt Menschen zu nichts, wenn man ihnen Vorwürfe macht.“
Auf die Übergabe an Friedrich freut sich Bulat ganz besonders: „Wir möchten nicht nur am Tisch sitzen, sondern sehen uns auch in der Pflicht, aktiv mitzureden. Wir repräsentieren ein neues, buntes Deutschland.“ Mersiha Hadziabdic (22), Studentin der Islamwissenschaft an der FU, fügt hinzu: „Wir haben in den vergangenen Wochen hart an den Empfehlungen gearbeitet und auf sehr hohem Niveau diskutiert. Es ist uns wichtig, dass insbesondere auch die Stimmen der jungen Generation in der Debatte um den Islam in Deutschland Gehör finden.“ Die 22-Jährige, aktiv im IKB – Islamisches Kulturzentrum der Bosniaken in Berlin e.V., wird gemeinsam mit Bulat den Katalog übergeben.
Der Islam gehört zu Deutschland
Unterstützt werden die Teilnehmer der Jungen Islam Konferenz von Farhad Dilmaghani, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Integration. Er rief die Jugendlichen am Freitag (23.3.2012) dazu auf, in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement nicht nachzulassen. „Für zukünftige gesellschaftspolitische Debatten ist es zentral, dass die Mitglieder der Konferenz weiterhin dafür eintreten, dass Muslime als ein gleichberechtigter und integraler Bestandteil unserer Gesellschaft wahrgenommen und anerkannt werden“, erklärte Dilmaghani und fügte hinzu: „Der Islam gehört zu Deutschland. Er ist ein Teil unseres gemeinsamen Landes und als Berliner sage ich dazu, das ist auch gut so.“
Der Staatssekretär machte darauf aufmerksam, dass das Ausmaß der Islamophobie in Deutschland im europäischen Vergleich stärker ausgeprägt ist und verwies auf eine Umfrage des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster.
Beharrlich sein!
Nur 49 % der Befragten in Westdeutschland und 53 % in Ostdeutschland sind laut dieser Umfrage der Auffassung, alle religiösen Gruppen sollten gleiche Rechte haben – im Unterschied zu 72 % in Dänemark, 82 % in den Niederlanden, 86 % in Frankreich und 89 % in Portugal. Über 70 % der Deutschen denken beim Stichwort Islam an Fanatismus. 42 % der Westdeutschen und 55 % der Ostdeutschen erklären laut Umfrage, die Ausübung des islamischen Glaubens müsse stark eingeschränkt werden. Und weniger als 30 % im Westen Deutschlands befürworten den Bau von Moscheen, im Osten sind es weniger als 20 %.
Info: Die Junge Islam Konferenz 2012 baut auf den Erfahrungen der Jungen Islam Konferenz – Berlin 2011 auf, die im vergangenen Jahr erstmals durchgeführt wurde. 27 junge Menschen zwischen 17 und 25 Jahren aus den Jugendgruppen bundesweit agierender politischer oder zivilgesellschaftlicher Akteure haben in der Jungen Islam Konferenz zusammengearbeitet. Ihr konkreter Arbeitsauftrag besteht darin, die in der DIK geführten Diskussionen und Entscheidungen zu reflektieren und kritisch-konstruktive Veränderungsvorschläge zu entwickeln. Die Junge Islam Konferenz ist ein Projekt der Stiftung Mercator und der Humboldt-Universität zu Berlin.
Angesichts dieser Zahlen appellierte Dilmaghani an die jungen Konferenzteilnehmer: „Mir ist durchaus bewusst wie anstrengend und teilweise frustrierend es ist, immer wieder das Gleiche zu formulieren, sich zu erklären, Dynamiken zu beschreiben, Forderungen aufzustellen und immer wieder aufs Neue die Erfahrung zu machen, dass Ihre Botschaften nicht ankommen, ignoriert oder als irrelevant abgetan werden. Dennoch möchte ich Sie in Ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement und insbesondere darin bestärken, beharrlich zu sein, dran zu bleiben und immer wieder den Finger auf die Wunde zu legen – denn steter Tropfen höhlt den Stein!“ (nb) Aktuell Gesellschaft
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