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Auf hoher See

Ließ Frankreich Flüchtlinge ertrinken?

Ein Schlauchboot mit 72 Migranten flieht vor dem Krieg in Libyen. Am Ende überleben nur neun von ihnen. Jetzt klagt ein Zusammenschluss von Menschenrechts- und Migrantenverbänden gegen das französische Militär, das laut Berichten von Überlebenden hätte helfen können.

Von Donnerstag, 12.04.2012, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 15.04.2012, 22:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Im vergangenen Jahr waren die Flüchtlinge auf hoher See zehn Tage lang auf sich allein gestellt. Dabei streifte eine französische Patrouille das Boot, kurz nachdem dieses die libysche Küste verließ. Die Patrouille meldete daraufhin den Vorfall der italienischen Küstenwache. 63 von 72 Menschen starben, darunter 20 Frauen und drei Kinder. Sie stammen vorwiegend aus Nigeria, Ghana, Äthiopien, Eritrea und dem Sudan.

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Die Internationale Föderation für Menschenrechte (FIDH) berichtet unter Berufung auf Augenzeugen, dass die Flüchtlinge hätten gerettet werden können. Allerdings soll die französische Marine auf die Hilferufe nicht rechtzeitig reagiert haben.

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Klage gegen französisches Militär
Der französische Staatsanwalt habe nun gestern in Paris eine Klage im Namen der Überlebenden des Unglücks eingeleitet. Als Hauptschuldiger werde das französische Militär vermutet, wie die „Le Monde“ in ihrer Mittwoch-Ausgabe berichtet. Das französische Militär habe versäumt, seine nationalen und internationalen Verpflichtungen wahrzunehmen und das Leben zu schützen, insbesondere das Leben auf dem Meer, beklagt die FIDH gestern auf ihrer Internetseite.

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Hilferufe wurden nicht erhört
Aufgrund von mangelndem Treibstoff und zunehmend knapper werdenden Nahrungsmitteln, sandten die Flüchtlinge mehrmals über Telefon Hilferufe aus. Doch weder die italienische Küstenwache noch die französische Patrouille sollen es zunächst geschafft haben, das Boot zu lokalisieren.

Laut dem Überlebenden des Unglücks, Dan Heile Gebre, soll überdies das Boot von einem Hubschrauber zweimal überflogen worden sein, der Nahrung und Trinkwasser abgeworfen habe. Doch all dies half nichts. Ein Großteil der Flüchtlinge war bereits tot.

Ende März hatte ein Bericht des Europarats ein kollektives Versagen der am Libyen-Einsatz beteiligten NATO-Mitglieder USA, Kanada, Spanien, Frankreich und Großbritannien festgestellt, jedoch ohne die Verantwortung einem Land zuzuschreiben. Der Vorfall lässt nun auch die EU nicht in einem guten Licht erscheinen, insbesondere steht nun ihre Flüchtlingspolitik auf dem Prüfstand. Aktuell Ausland

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