Jungunternehmerin Sevda Ünal
„Der Schritt in die Selbstständigkeit war die richtige Entscheidung“
Ein Viertel aller Neuunternehmer haben einen Migrationshintergrund. Der hohen Gründungsquote stehet aber auch eine hohe Zahl von Insolvenzen gegenüber. Oft fehlt der Zugang zu Beratungsangeboten. Ganz anders bei Sevda Ünal.
Freitag, 20.07.2012, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.07.2012, 7:03 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Rund ein Viertel aller Menschen, die sich in Deutschland im Jahr 2011 selbstständig gemacht haben, hatten einen Migrationshintergrund. Allein in Nordrhein-Westfalen kamen im vergangenen Jahr 85.000 dazu. Dort machen Selbstständige mit Migrationshintergrund rund ein Fünftel aller Unternehmer aus.
Zu ihnen zählt auch Sevda Ünal, Inhaberin von Media Room in Düsseldorf. Nach ihrem Umzug von Stuttgart nach Köln war für die ehemalige Redaktionsleiterin mit Migrationshintergrund schnell klar, dass sie nach Beendigung der Elternzeit wieder berufstätig sein wollte. Motiviert durch ihre langjährige Erfahrung als Redakteurin für Unternehmensfilme war die Entscheidung für ihre Existenzgründung schnell gefallen.
Gründliche Vorbereitung
Auf umfangreiche Erfahrungen aus rund hundert Produktionen, sowohl für mittelständische Unternehmen als auch für Konzerne, kann die junge Unternehmerin zurückblicken. „Aufgrund meiner Kenntnisse war die Branche der Bewegtbildkommunikation kein Neuland für mich. Insofern barg die Unternehmensgründung auch ein geringes Risiko“, erzählt Ünal. Von Anfang an war die Idee klar: die Produktion von kreativen und zielgruppenspezifischen Videos für Unternehmen.
Vor der Unternehmensgründung machte sich die junge Gründung viele Gedanken zu ihrem Konzept: angefangen von der Idee bis zum Alleinstellungsmerkmal. Nach einer gründlichen Vorbereitung, von der Nachfrage- bis zur Konkurrenzanalyse, legte die Unternehmerin los. Als ersten Schritt machte sie sich Gedanken zum Erscheinungsbild von Media Room und ließ ein Corporate Identity und eine Homepage gestalten. Im zweiten Schritt informierte Ünal als begeisterte Netzwerkerin ihre Netzwerkpartner über ihre Unternehmensgründung.
Hohe Insolvenzraten unter selbständigen Migranten
Während der Recherche zum Thema Existenzgründung stieß Ünal auf das Angebot der Startercenter NRW. Diese von den Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und kommunalen Wirtschaftsförderungseinrichtungen betriebenen zentralen Anlaufstellen bieten Informationen, Checklisten sowie vielseitige Schulungs- und Beratungsangebote.
Ein Angebot, das viele Migranten nicht nutzen. Der Sachverständigen deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) stellt in der Studie „Wirtschaftliche Selbstständigkeit als Integrationsstrategie“ hohen Gründungsraten unter Migranten auch hohe Konkurs- und Insolvenzraten gegenüber.
Startercenter NRW unterstützt
Nicht so bei Ünal. Beim Besuch des Existenzgründerseminars bei den Startercentern NRW in Düsseldorf erhielt Ünal wichtige Informationen rund um das Thema Existenzgründung. Aufgrund ihres Angestelltenverhältnisses hatte sie wenig Erfahrung mit den rechtlichen und kaufmännischen Aspekten eines Unternehmens. „In einer Agentur gibt es einen Experten für jeden Bereich. Als Selbstständige bist du selbst für alles verantwortlich. Deshalb ist professionelle Beratung sehr wichtig“, erklärt Ünal.
Der Austausch mit anderen Gründern, welche sie im Rahmen des Seminars kennenlernte, motivierte die Gründerin noch stärker. Unterstützung von den Startercentern NRW erhielt die junge Unternehmerin auch bei der Erstellung ihres Businessplans. „Mein Businessplan wurde von meiner Ansprechpartnerin auf Herz und Nieren geprüft“, so Ünal.
Kostenlose Beratung
Während der Anfangsphase stand der Gründerin eine Lotsin zur Seite und begleitete die Gründung. Sie gab wichtige Hinweise und Tipps bei konkreten Themen wie bei Kundenverträgen. „Hätte ich diese Unterstützung nicht gehabt, wäre mir der Weg zu einem Anwalt nicht erspart geblieben. Deswegen war ich so begeistert, dass die Startercenter NRW mich auch kostenlos bei Rechtsfragen unterstützt haben“, erklärt Ünal erleichtert.
Auch durch den Beistand von Familie und Freunden lief die Gründungsphase relativ entspannt. Weitere Hilfe erhielt Ünal aus ihrem Netzwerk. „Eine Existenzgründung bringt auch viele Veränderungen im Privatbereich mit sich“. Die Tatsache, dass sie direkt bei der Gründung schon mit einem Kunden starten konnte, gab der Unternehmerin ein starkes Gefühl von Sicherheit.
Es hat sich gelohnt
Heute, neun Monate später hat sie einen Kundenstamm von 10-15 Unternehmen. „Es geht kontinuierlich bergauf und es macht Spaß. Das motiviert zusätzlich“. Laut der Unternehmerin ist momentan ein guter Zeitpunkt, um sich am Markt zu positionieren. „Die Nachfrage nach Imagefilmen, Videos und kurzen Werbespots steigt. Das Internet entwickelt sich immer mehr zu einer Bewegtbildplattform. Studien zufolge werden 80 % Prozent des Internettrafics bis 2015 über Videos stattfinden. Immer mehr Unternehmen nutzen das Internet und Videos als Kanal für ihre Unternehmenskommunikation“, so die junge Unternehmerin.
Schon heute ist sich die Unternehmerin sicher, dass der Schritt in die Selbstständigkeit die richtige Entscheidung war. (etb) Aktuell Wirtschaft
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen