Beschneidungsverbot
Deutscher Sonderweg
Deutschland folgt einem Sonder- und Abweg. Wer künftig hierzulande seine Religion ausüben will, muss das Land verlassen: ein verlockend schöner Gedanke für Rechtsextremisten und xenophobe Bürger.
Von Hakan Demir Montag, 23.07.2012, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 25.07.2012, 6:52 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Religiöse Werte sollten ausnahmslos mit den Gesetzen des Landes übereinstimmen, in dem sie praktiziert werden. Doch während sich in Deutschland das Recht auf körperliche Unversehrtheit und individuelle Religionsfreiheit über 60 Jahre austariert hatten, brachte das Kölner Amtsgericht mit dem Beschneidungsverbot das Gleichgewicht erheblich ins Schwanken.
Darüber hinaus greifen die Richter auch tief in das allgemeine Erziehungsrecht der Eltern ein. Diese werden als böse Handlanger der Religion dargestellt, die ihre Kinder mutwillig verstümmeln.
Ihr Urteil reißt nicht nur die Privatsphäre von religiösen Familien auf, sondern macht nun auch Platz – neben der rechtlichen Ächtung – für eine breite gesellschaftliche Kampagne gegen Muslime und Juden.
Eine 2000-jährige Tradition sollte jedoch nicht per Gerichtsurteil aufgehoben werden. Die Religion muss in sich selbst eine Antwort auf die Fragen der Gegenwart finden, die nicht erst durch ein Beschneidungsverbot aufgekommen sein mögen. Sie allein kann ihre Wertvorstellungen ändern; ein Verbot und äußere Zwänge werden jedoch immer als Angriff auf die Religionsfreiheit gewertet.
Außerdem gilt nun für die zahlreichen religiösen Muslime und Juden hierzulande: Wollen sie ihrer Religion und Neigungen folgen, müssen sie mit Strafen rechnen; folgen sie hingegen dem Urteil, brechen sie religiöse Werte. Ein Dilemma, das aufgehoben werden kann, indem sie Deutschland verlassen – ganz egal wohin. Ein verlockend schöner Gedanke für Rechtsextremisten und xenophobe Bürger. Aktuell Meinung
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In früheren Zeiten erschienen die Aufsätze des Herrn Demir, nicht wie viele andere im Migazin als Zentralorgan der türkischen Religionsbehörde in Deutschland, als sachlich und bedacht.
Das hat sich leider geändert, wenn er von Neigungen zur religiösen Vorhautbescghneidung spricht.
Herr Demir verschweigt, daß ein erwachsener Mensch in Deutschland frei entscheiden kann, was er mit seinem Körper tut.
Kinder müssen vor so Etwas geschützt werden. So ist es und so bleibt es.
Das wird auch Herr Demir erleben.
> Die Religion muss in sich selbst eine Antwort auf die Fragen
> der Gegenwart finden
Volle Zustimmung! Sehr, sehr gut.
Leider wird durch das Kölner Urteil eine Diskussion in Islam und Judentum abgewürgt. Ein deutsches Gericht und auch das deutsche Paralament sind mit solchen Fragestellungen völlig überfordert und wir stehen vor einem Scherbenhaufen!
Ich habe noch in der Schule gelernt, dass bei (jüdischen) Beschneidungen heutzutage nur ein kleines Stück der Vorhaut entfernt wird. Scheinbar leben wir wieder in einer Zeit, wo sich alle radikalisieren.
Wann kommen wir zur Besinnung?
„Die Religion muss in sich selbst eine Antwort auf die Fragen der Gegenwart finden, die nicht erst durch ein Beschneidungsverbot aufgekommen sein mögen.“
—–
Auch meine volle Zustimmung.
„Außerdem gilt nun für die zahlreichen religiösen Muslime und Juden hierzulande: Wollen sie ihrer Religion und Neigungen folgen, müssen sie mit Strafen rechnen; folgen sie hingegen dem Urteil, brechen sie religiöse Werte. Ein Dilemma, das aufgehoben werden kann, indem sie Deutschland verlassen – ganz egal wohin.
—–
Dem stimme ich nicht zu. Ein Urlaub in der Türkei tut es auch. Schon vor dem Urteil zogen es etliche Eltern vor, ihren Sohn, aus rein ökonomischen Gründen, während ihres Sommerurlaubs in der Türkei beschneiden zu lassen.
Sie haben vollkommen Recht, Herr Demir!
Aber eigentlich sagt Deutschland uns ja jetzt schon, dass wir nicht leben dürfen. Ich meine, ich darf mit Kopftuch ja nicht Lehrerin sein-.- Das ist dasselbe, als ob man mir sagen würde, hier gibt es kein Multikulti, verlass unser Land oder stirb…denn anders kann ich gerade meine Zukunft nicht sehen. Keine Arbeit und kein Arbeitslosengeld, obwohl mir ja der Weg zur Arbeit vom Staat selbst gesperrt wird! Von wegen Grundrechte, Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit und Demokratie und Menschenrechte und so. Man kann mir doch gleich sagen, dass ich kein Mensch bin und hier in Deutschland nicht willkommen bin..Aber stimmt ja, das sagen unsere Medien laut genug…Wenn ich nur ein Leben in einem anderen Land vorstellen könnte, ja ich würde weit weg von hier sein und das schon lange…obwohl, wenn ich ehrlich bin, es gibt hier einige Menschen, ja Deutsche!, die ich sehr mag und ich kenne mich mit keinem Land und mit keiner Sprache besser aus…tja und schon verliert Deutschland noch mehr qualifizierte und wahre deutsche Arbeitnehmer, ja wahre Deutsche, denn wir können besser Hochdeutsch als einige Politiker, haben bessere Noten als die Häfte unserer Klasse und sind vielseitig begabt, aber da uns die Deutschen vor lauter Neid nicht ertragen können, sind wir arbeitslos..ja doch lieber verlassen und Deutschland den Xenophoben überlassen, möchte zu gerne sehen, wie sie in Zukunft schlechtes Personal notgedrungen annehmen müssen ..obwohl ja ich werde trotz allem Deutschland immer lieben, es als meine Heimat sehen, als einziges Land wissen, wo ich am besten klar komme, mein Geburtsort…widersprüchige Gefühle in mir…ich hoffe letzendlich doch, dass alles gut endet und wir alle schön und friedlich in Harmonie zusammenleben und uns alle gegenseitig akzeptieren und respektieren und ich hoffe auf Zeiten, wo endlich wahre Gleichberechtigung erreicht ist und auch die Chancengleichheit gewahrt wird und wenigstens die Zukunft mit und auch ohne Kopftuch überall gleich willkommen ist
In Hoffnung
eine Migrantin, die eigentlich Deutsche ist
Deutschland, das einzige Land weltweit, in der die Beschneidung verboten sein soll? Also stimmt entweder mit Deutschland etwas nicht oder mit der Weltgemeinschaft!
Ach so ja! In der ehemaligen UDSSR war es auch , zu Assimilationszwecken,verboten…..aber das ist ja lange her.
Ein einzelner Richter hat ein zeitlich gut platziertes Urteil gefällt.
Und damit bewiesen, dass Jahrzehnte lang unfähige Richter recht gesprochen haben und dies noch tun.
Ein Atmutszeugnis für den Rechtsstaat Deutschland.
Oder etwa nicht?
Bei den Diskussionen wird auch immer die Fortschrittlichkeit und Aufgeklärtheit Deutschlands bemüht.
Gebetsmühlenartig.
Als bräuchte dieses Land dringend diesen Glauben
„Ja, wir sind die Fortschrittlichsten. Wir sagen hier, wo es lang geht. Weltweit!“
Als hätte es diese Diskussion nicht bereits schon woanders gegeben.
Etwas befremdlich,
wird das Wohl des Kindes hervorgehoben. So dass man sich fragen muss
„Seit wann ist Deutschland
kinderfreundlich?“
Aber dann wird es einem wieder klar.
„Ja, selbstverständlich. Noch vor zwei Generationen war es Volkes Wille unmenschliche medizinische Experimente an jüdischen Säuglingen durchzuführen und allesamt zu Vergasen. Auch Homosexuelle und Behinderte. Und es wurde niemals wirklich aufgearbeitet.
Die Tätergeneration schwieg. Und floh nach Argentinien.
Das hat einen riesengroßen Kratzer im Ego der Deutschen hinterlassen. Das sie jetzt versuchen auf biegen und brechen von sich zu weisen „Damals war’s anders aber heute haben wir das Recht hinter uns! Wir sind keine Kinferquäler mehr.
Wir sind aufgeklärt und fortschrittlich. Ihr solltet nun ein Beispiel an uns nehmen!“
Verstanden haben sie immernoch nicht, dass sie eben nicht besser sind als alle anderen.
Eben keine Herrenmenschen.
Auch keine Komiker-Nation.
Sondern eine, die noch viel aufarbeiten muss.“
> Sie [die Religion/die Religionsgemeinschaft?] allein kann ihre
> Wertvorstellungen ändern;
Nachdem ich Sie gestern gelobt habe, muß ich Sie doch heute gleich wieder kritisieren. Es geht bei der Beschneidung doch nicht um eine „Wertvorstellung“! Es ist eine religiöse Tradition, wahrscheinlich sogar eine vorreligiöse Tradition, die von bestimmten Religionen zur kultischen Handlung überhöht worden ist.
Ich denke, wir müssen strikt zwischen Werten, Wertvorstellungen und Traditionen unterscheiden. Werte sind doch (erstmal) etwas Globales. Unser Gewissen und unser Verstand sollten das verbindende Element sein. Die Schnittmenge im Zusammenleben.
Ich kann bei der Beschneidung keinen Wert erkennen, den sie repräsentieren würde. Menschlichkeit, Enthaltung, Demut, etc. das sind „Werte“ – aber welche Wertvorstellung sollte die Beschneidung repräsentieren?
Wenn unsere Religiosität sich auf Äußerlichkeiten und rituelle Handlungen beschränkt, dann stimmt was nicht.
Die Aufgabe, vor der wir stehen, lautet: wie versöhnen wir die jüdischen und muslimischen Traditionen mit unseren gemeinsamen (!!) Werten.
@ Werner
„Es ist eine religiöse Tradition, wahrscheinlich sogar eine vorreligiöse Tradition, die von bestimmten Religionen zur kultischen Handlung überhöht worden ist.“
Das ist der Grund, warum Menschen wie Sie niemals verstehen werden, wie Muslime ticken. Wir sind der Überzeugung, daß Mohammed und die anderen Propheten (Jesus, Moses, Noah, Abraham usw (Friede sei über ihnen)) nicht nur einen metaphysischen, sondern einen physikalisch realen Kontakt zu Gott hatten. Für uns ist Gott real, Er existiert wirklich und ist nicht nur ein geistiges Konstrukt irgendwelcher Menschen. Ebenso real ist für uns, daß Gott die Propheten zur Erde sandte, um uns einen Richtweg zu geben, weil manche Menschen nach Ihm suchten. Über diese hat Er sich offenbart.
Wie erklärt sich sonst, daß ein Mensch (Mohammed), der weder lesen noch schreiben konnte, nach 40Jahren urplötzlich anfängt, so etwas wie den Koran zu zitieren? Das Grundsätzliche soll er ja der Meinung mancher Kritiker nach aus der Bibel kopiert haben. Ach ja? Ein Mann, der weder lesen noch schreiben konnte und ein einfacher Schafshirte war, hat also irgendwie neben seinem Job als Hirte ein Bibelstudium betrieben, hmmm, sehr interessant.
Dann frage ich mich, wie ein ungebildeter einfacher Mensch etwas derartiges wie den Koran überhaupt zustande bringen konnte. Wie geht das? War dieser Mensch ein Genie, denn alles im Koran hat sich bisher als wahr herausgestellt, inklusive Insiderwissen über Wasserströmungen usw, teilweise mit Tatsachen, die erst mit modernen Techniken nachweisbar sind. Jaja, die Griechen usw wussten das über die Strömungen auch schon vorher, aber woher wusste Mohammed all das? Also war dieser Mann ein Genie, oder was?
Verstehen Sie, Werner, wir gehen davon aus, daß Gott uns liebt. Er würde nichts von uns verlangen, was uns irgendwie schaden würde. Wir sind in dem Glauben, daß unser menschlicher Körper sozusagen eine Leihgabe ist. Er erwartet von uns, daß wir ihn pflegen und sorgsam mit ihm umgehen, denn wir werden auch dafür irgendwann zur Rechenschaft gezogen. Also warum sollte Er etwas von uns verlangen, das in irgendeiner Weise schädlich für uns wäre? Daß eine Beschneidung Vorteile bietet, wird Ihnen jeder Chirurg bestätigen können (PS: Was wussten die Menschen vor 1400 Jahren, geschweige denn Mohammed, von Medizin oder Hygiene? Medizin im heutigen Sinne gab es noch gar nicht). Und kommen Sie mir bloß nicht mit dem Gedanken, wie unbarmherzig das gegenüber Kindern wäre. Falls Sie es nicht wissen, jeder Mensch wird als Moslem geboren und sämtliche Kinder bis zur Pubertät (also der Todeszeitpunkt) werden direkt sündenfrei ins Paradies gelassen. Das sagt sehr viel über Sein Verhältnis zu Kindern aus. Wenn das Beschneiden wirklich so schlimm wäre, wie manche Deutsche gerne zu glauben pflegen, wie kann Er dann sowas schlimmes von uns verlangen? Das stünde doch im krassen Gegensatz zu dem, was ich oben geschrieben habe? Hmm, irgendwas passt doch da nicht, oder?
Im Übrigen, um mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu kommen, ich bin beschnitten und ich habe weder ein Trauma noch sonstige schlimme Erinnerungen an meine Beschneidung. In einem anderen Artikel hab ich bereits geschildert, wie ich es in Erinnerung habe und möchte mich an dieser Stelle nicht wiederholen.
Man muss sich mal die Politik, die dahinter steckt tief tun, will sagen, daß das Urteil, welches unzweifelhaft gegen Muslime gerichtet ist, ein weiteres Puzzleteilchen in der Haltung Deutschlands gegenüber seiner eigenen Bevölkerung darstellt. Bisher hat die Beschneidung nie jemanden gestört, und plötzlich sorgt sich ausgerechnet Deutschland um das Wohl der muslimischen Kinder. Jaja, alles klar und ich bin gestern Lichtgeschwindigkeit geschwommen und hab nebenbei die Quadratwurzel aus 2 gezogen.
Optimist,
okay, okay, aber was hat das mit dem Thema zu tun? Ich bleibe dabei: die Beschneidunng ist keine Wertvorstellung, sondern ein Ritual.
Und zu dem Urteil: Es waren ja wohl muslimische Eltern, die vor Gericht gezogen sind, nachdem es nach einer Beschneidung zu Komplikationen gekommen war. Es dürfte zunächst um Schadenersatz gegangen sein.
Der dort beschnittene Junge mußte wohl nach der Beschneidung mehrmals in Vollnarkose nachoperiert werden!
Das ist die Vorgeschichte. Nochmal, es waren (wahrscheinich) Muslime, die die deutschen Gerichte angerufen haben. Im Rahmen dieses Falles war dann der Richter mit der Frage konfrontiert, ob eine (diese!) Beschneidung Körperverletzung war. Ich sage ja: wir stehen vor einem Scherbenhaufen. Aber nachvollziehbar ist die Entscheidung des Gerichts für mich schon!
Wo Sie schon so weit ausholen, erklären Sie doch bitte mal, aus welchen religiösen Werten der islamische Glaube besteht – außer Äußerlichkeiten wie 5mal am Tag beten, ein Kopftuch tragen, Männer zu beschneiden, zu bestimmten Zeiten im Jahr vor Sonnenuntergang auf Getränke und Speisen zu verzichten, etc.
Es muß doch einen Kern geben, wo es auch um Dinge wie, Freundlichkeit, Gastfreundschaft, Nächstenliebe, Aufrichtigkeit, Achtung vor der Schöpfung etc geht. Ein religiösen Leben kann doch nicht nur aus äußerlichen rituellen Handlungen bestehen?
(Übrigens Ihr „wir“ finde ich sehr anmaßend. Sprechen Sie doch bitte für sich selbst.)
> Wir sind der Überzeugung, daß Mohammed und die anderen
> Propheten (Jesus, Moses, Noah, Abraham usw (Friede sei über ihnen))
> nicht nur einen metaphysischen, sondern einen physikalisch realen
> Kontakt zu Gott hatten.
Optimist,
Was ist das für eine Vorstellung? Haben wir denn keinen realen Kontakt? Wir leben doch in Gottes Schöpfung. Wir sehen seine Werke. Und Gott hat uns auch einen Verstand gegeben. Und ein Gewissen.
Es ist unsere Entscheidung, ob wir Gott suchen und sehen wollen. Und auch, ob wir den Mut haben, uns unseres Verstandes zu bedienen.