Niedersachsens Behörden
Migranten im Landesdienst meist geringfügig beschäftigt
Niedersachsen will den Anteil von Bediensteten mit Migrationshintergrund steigern. Eine entsprechende Regelung hat das Kabinett beschlossen. Eine aktuelle Erhebung zeigt positive Entwicklungen, wirft aber auch zahlreiche Fragen auf.
Montag, 30.07.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Der Anteil der Bediensteten mit Migrationshintergrund soll in den niedersächsischen Behörden durch gezielte Maßnahmen weiter gesteigert werden. „In Stellenausschreibungen werden wir beispielsweise deutlich machen, dass Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund gewünscht und willkommen sind“, so Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) am Dienstag (24.7.12) in Hannover. Zuvor hatte das Kabinett eine entsprechende Regelung beschlossen.
Denn von einer Abbildung der Bevölkerungszusammensetzung im öffentlichen Dienst ist man immer noch weit entfernt. Während 16 % aller Menschen in Niedersachsen einen Migrationshintergrund haben, haben einer aktuellen Befragung zufolge nur 8,1 Prozent der Landesbedienstete einen Migrationshintergrund; 68,2 % von ihnen sind deutsche Staatsbürger.
Migranten meist geringfügig beschäftigt
Dass ein hoher Migrantenanteil aber allein nicht viel über die interkulturelle Öffnung einer Verwaltung aussagt, zeigt ein Vergleich der Beschäftigungsverhältnisse untereinander. So weisen Beamte mit 6,2 % den niedrigsten Anteil an Personal mit einem Migrationshintergrund auf. Unter den auf Dauer tariflich Beschäftigten zeigt sich mit 8,2 % ein durchschnittlicher Anteil. Bei tariflich beschäftigten, die befristet tätig sind, beträgt die Quote überdurchschnittliche 13,6 %.
Insgesamt gibt es laut Erhebung unter den geringfügig und außertariflich Beschäftigten und unter den Auszubildenden einen überproportional hohen Anteil an Personen mit einem Migrationshintergrund.
Bei Spätaussiedler klappt’s
Untersucht man den Personenkreis der Menschen mit eigener Migrationserfahrung nach deren Geburtsländern, zeigt sich zudem, dass eine allgemeine Migrantenquote in Behörden wenig über die Abbildung der Bevölkerungszusammensetzung aussagt. So ist unter den niedersächsischen Landesbediensteten wichtigstes Herkunftsland Polen (15,2 %), gefolgt von der Russischen Föderation (13,2 %) und Kasachstan (6,9 %). Erst darauf folgt die Türkei (mit 5,9 %), obwohl sie mit die größte Migrantengruppe in der Bevölkerung bildet.
Wieso die interkulturelle Öffnung der Verwaltung bei einigen Zuwanderergruppen besser klappt als bei anderen, geht aus der Erhebung nicht hervor. Zu finden ist lediglich der Hinweis, dass es sich bei den Landesbediensteten aus den Herkunftsländern Russische Förderation, Kasachstan oder ehemalige Sowjetunion in der Regel um „Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler oder jüdische Zuwanderinnen und Zuwanderer oder deren Nachkommen“ handelt.
Kultusministerium Top, Finanzministerium Flop
Auch unter den Ressorts schwankt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund. Die höchsten Anteile sind im Bereich des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (11,5 %) und im Bereich des Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration (10,6 %) zu verbuchen. Die niedrigste Migrantenquote weist das Finanzministerium mit 5,2 % auf.
Info: Insgesamt wurden 222 546 Personen angeschrieben und gebeten, sich an der freiwilligen Online-Umfrage zu beteiligen. Während des Erhebungszeitraums (November 2011 bis Januar 2012) haben sich 34 415 Personen beteiligt, was einer Rücklaufquote von 15,6 % entspricht. Die Befragungsergebnisse können unter www.lskn.niedersachsen.de kostenlos heruntergeladen werden.
Neueinstellungen geben Hoffnung
„Besonders erfreulich ist, dass sich der Anteil der Bediensteten mit Migrationshintergrund an den Neueinstellungen in den letzten Jahren stetig erhöht hat“, so die Ministerin. Auch unter den Auszubildenden in der Landesverwaltung sei der Anteil von Migranten vergleichsweise hoch. Das spiegelt laut Özkan die Bildungserfolge junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte wider und bereichert die Vielfalt in der Landesverwaltung. Diese positive Tendenz gelte es fortzusetzen.
So wolle man auf Ausbildungsmessen und auf der Karrierehomepage des Landes Bewerber mit Migrationshintergrund gezielt auf das Land als Arbeitgeber hinweisen oder personalverantwortliche interkulturell schulen. „Dem öffentlichen Dienst kommt hier insgesamt eine beispielgebende Rolle zu“, erklärte Özkan. (hs) Gesellschaft Politik Studien
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